Betr: Jenseits von Facebook

Christian Holl
3. Oktober 2012
Es reicht nicht, den Daumen zu heben oder zu senken. (Bild: C. Nöhren/ pixelio.de) 

Eine interessante Diskussion über den Beitrag "Jenseits von Facebook" entwickelte sich – auf Facebook. Christian Wendling hatte den Link zum Text gepostet. Für nicht bei Facebook Registrierte geben wir die Diskussion in Ausschnitten wieder.

Der Befund in diesem Text lässt sich auch auf andere Bereiche als Architektur und Planung mittels der Neuen Medien übertragen (...) – Die Möglichkeiten der Neuen Medien bieten offenkundig zunächst eine quantitative Weitung, keine qualitative, jedenfalls nicht per se. Darin aber liegt ein Missverständnis: die Form wird bereits für den Inhalt genommen. Dass dann eine bloße Abstimmung bereits als "Kommunikation" genommen wird, bloß weil ihre Werkzeuge dem neuesten Stand der digitalen Technologie entsprechen, ist eben ein ebenso verbreiteter wie fataler Irrtum. Bernd Wilberg

Zumindest ist eine Kultur der Beteiligung sinnvoll, um aus der Masse der Meinungen richtig gute Stellungnahmen zu bekommen. Reine Abstimmungen sind zu wenig. Gunnar Sohn

(...) Es ist dringend nötig, sich auf eine Kultur zu einigen, wie man überhaupt im Austausch miteinander Lösungen finden möchte. Dabei sollte es mehr um das Zusammentragen von Wissen und Argumenten gehen – und weniger um Meinungen. Denn die sind meist verfestigt und Argumenten kaum zugänglich. Bernd Wilberg

Viele Kritiker nehmen selbst noch viel zu passiv am Internet teil. Architekten, Verbände, Initiativen und Institutionen tasten sich erst mal ran an die Möglichkeiten – sprich: Einwegkommunikation mit werbender Darstellung eigener Leistungen. Die tatsächliche Auseinandersetzung in der Sache findet ja meist bei Präsenzveranstaltungen statt, und für eine Dokumentation der Ergebnisse (zum Beispiel via Internet) fehlt nicht selten die Zeit. Von Live-Übertragungen sind wir noch weit entfernt, auch wenn sie technisch inzwischen ja wirklich keine große Herausforderung mehr sind. Sie wären zumindest ein Anfang, um auch in social media Impulse für eine Diskussion zu setzen, Fragen aufzuwerfen, Antworten zu sondieren. Das erfordert aber auch einen langen Atem und moderatorisches Geschick, denn leider sind viele posts und threads ein Tummelplatz für unreflektiertes bashing und Schwarz-Weiß-Denken. Um das Publikum wirklich anzusprechen, zum Nachdenken anzuregen, zur selbstständigen Meinungsbildung zu befähigen, braucht es auch viel baukulturelle Bildungsarbeit. Wir dürfen nicht nur über Ergebnisse diskutieren, sondern vielmehr über die Mechanismen und Prozesse, die zu einem Ergebnis führen. Hier liegt oftmals die Ursache für schlecht gebaute Umwelt. (...) Christian Wendling

Es geht um das Herausfiltern der Weisheit der Vielen und um die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, im Netz auf diese Weisheit zu stoßen. Wenn man Arbeit investiert in den Aufbau einer fachlich orientierten Community, wenn man beispielsweise in Hangouts auf Augenhöhe disputiert, dann reduziert sich der Trash-Anteil deutlich. (...) Architektur schreit förmlich danach, in einen offenen Diskurs einzusteigen: Baukultur, kulturpolitische Entscheidungen (...), Geschichte, Urbanität, Städte der Zukunft und, und, und. (...) Gunnar Sohn

(...) Etwas Skepsis bleibt, denn "langer Atem und moderatorisches Geschick" sind keine Kompetenzen, die bei der derzeitigen Nutzung der Neuen Medien befördert werden.  (...) Die Vorbehalte gegen "das Internet" sind tatsächlich verbreitet (allerdings ebenso eine überspannte Euphorie). Mich erinnert dies etwas an die Debatte über E-Learning im Bereich der Weiterbildung, wo man zunächst glaubte, auf Präsenz-Veranstaltungen verzichten zu können. Hier wie dort kommt es auf eine sinnvolle Kombination von On- und Offline an. Bernd Wilberg

(...)

Die Vorbehalte bringt man nur durch Taten weg. Wenn sich die Bedenkenträger selbst ein Bild von der Vielfalt der Netzkommunikation machen können, schwinden die Schwanen-Gesänge. Gunnar Sohn

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