Student und noch kein Zimmer?

Christian Schönwetter
20. November 2013
In Freiburg bewohnen Studenten vier Boxen des Systems "addhome study". (Bilder: Kramer GmbH)

Flachbau gegen Geschossbau – so lässt sich der Wettlauf zweier Containersysteme beschreiben, die der Wohnungsnot von Studenten begegnen wollen. Solange immer noch doppelte Abiturjahrgänge an die Hochschulen drängen, herrscht in vielen Universitätsstädten Wohnraummangel, bei dem Container relativ kurzfristig Abhilfe schaffen könnten. Zwei private Anbieter wollen nun diesen Markt erobern. Momentan hat die Freiburger Kramer GmbH mit ihrem Projekt "addhome study" die Nase vorn: Sie hat vier Module aufgestellt, die bereits seit Beginn dieses Wintersemesters testweise für ein Jahr von Studenten bewohnt werden. Gleichzeitig plant der Berliner Unternehmer Jörg Duske, im Januar die ersten 15 Einheiten einer Anlage fertigzustellen, die dann sofort dauerhaft bezogen werden soll. Beide Konzepte bieten fertig eingerichtete Apartments mit Bad, Küchenzeile und Möbeln, doch sonst unterscheiden sie sich sehr deutlich voneinander.

Die Module wiegen unter 3,5 Tonnen und lassen sich per Anhängerkupplung mit dem PKW transportieren.

Die Freiburger Module werden komplett neu produziert – je nach Wunsch mit 15 oder 22 Quadratmetern Wohnfläche, im Niedrigenergiestandard oder in Passivhausbauweise mit extradicken Fassaden. Dank einer Sandwichkonstruktion mit EPS-Dämmkern sind die Wände wärmebrückenfrei und so leicht, dass sich die Einheiten mit einem PKW mit 3,5 Tonnen Anhängelast bewegen lassen. Zum Aufstellen ist weder ein Kran noch anderes schweres Gerät nötig, vielmehr reicht das mitgelieferte Hubsystem aus. Theoretisch könnte ein Student sein Apartment wie einen Wohnwagen mit dem Auto mitnehmen, wenn er die Hochschule wechselt. Erforderlich ist lediglich ein Grundstück mit Strom-, Wasser- und Abwasseranschluss. Durch diese Autarkie lässt sich "addhome study" sehr flexibel verwenden, um in Universitätsstädten den temporären Spitzenbedarf an Wohnraum abzudecken – bei sinkenden Immatrikulationszahlen sind die Boxen auch schnell wieder abgebaut. Die Einheit mit 15 Quadratmetern kostet 25.200 Euro. Derzeit lassen sich auf dem Gelände des ehemaligen Freiburger Güterbahnhofs vier Module im Alltagsgebrauch besichtigen, die zu einem kleinen Containerdorf gruppiert sind.

In einem kleinen Containerdorf müssen derzeit unterschiedliche Grundrissvarianten des "addhome study" ihre Alltagstauglichkeit beweisen.

Kehrseite der hohen Flexibilität und der extremen Leichtbaukonstruktion ist, dass die Apartments nicht übereinandergesetzt werden können. Um eine verdichtete Bauweise zu ermöglichen, wie sie in Städten mit jährlich steigenden Bodenpreisen unumgänglich ist, arbeitet der Hersteller momentan an einer stapelbaren Version, die dann allerdings merklich mehr wiegen und einen Transport mit LKW und Kran erfordern wird.

Das Berliner Projekt "EBA51" setzt auf gebrauchte Überseecontainer mit neuem Innenausbau. (Bild: Holzer Kobler Architekturen)

Diesen Weg beschreitet Jörg Duske in Berlin. Er schachtelt seine Container viergeschossig übereinander, was eine Erschließung mit außenliegenden Treppen und Laubengängen zur Folge hat. Auf einem Grundstück zwischen Tempelhof und Adlershof entsteht ein "klassisches" Gebäude, bei dem Aspekte des Temporären und Flexiblen keine wesentliche Rolle spielen. Im Mittelpunkt steht hier eher der Recycling-Gedanke: Verwendet werden ausrangierte Überseecontainer. Für die Umnutzung zu Wohnzwecken erhalten sie eine Innendämmung aus Mineralwolle und Gipskartonplatten; diejenigen Wände, die direkt an die Außenluft grenzen, bekommen Vakuum-Isolationspaneele. Für das Projekt "EBA51" hat Duske einen Planungswettbewerb ausgelobt, den das Zürcher Büro Holzer Kobler Architekturen gewonnen hat. Nach diesem Konzept errichtet er nun einen ersten Bauabschnitt mit 15 der insgesamt 311 geplanten Wohneinheiten. Für ein möbliertes Apartment mit 26 Quadratmetern Wohnfläche zahlt man eine Miete von 389 Euro pro Monat – inklusive Strom, Heizung, Warmwasser und Internet. Jeden Samstag finden Baustellenführungen statt.

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