Von wegen Reuse, Recycle

Christian Holl
13. Februar 2013
Werden bald verschwunden sein: Der Tausendfüßler in Düsseldorf... 

Alle Mühen waren umsonst: Am 24. Februar wird das letzte Auto über den Düsseldorfer Tausendfüßler fahren, bis Ende April soll er endgültig abgerissen sein. Im Frühsommer 2012 hatte die Landesregierung entschieden, dieses unter Denkmalschutz stehende Ingenieurbauwerk abzureißen – wir hatten über die Auseinandersetzung berichtet, die Initiative Lott Stonn!hatte auch nach der Ministerentscheidung für den Abriss auf die Nachteile der neuen Planung hingewiesen. Nun soll es, als erbärmliches Zuckerchen, wenn nicht gar höhnische Abspeisung der Gegner, einer Abschiedsparty geben. Düsseldorfs OB Elbers habe, so war zu lesen, auch zugesichert, dass man sich ein Stück von der Hochstraße herauspicken dürfe.

Ein weiterer Verlust ist aus München zu beklagen. Dort soll das Städtische Gesundheitshaus an der Lachauer Straße 90 nach einem Beschluss des Münchener Stadtrats abgerissen werden, ihn soll ein Neubau in Passivhausbauweise ersetzen; der Wettbewerb dafür ist bereits ausgelobt. Unter anderem Muck Petzet, Kommissar des deutschen Beitrags auf der letzten Architektur-Biennale in Venedig, hatte sich für den Erhalt eingesetzt; ihm sei allerdings von der Stadt auf die Anfrage, warum denn eine Sanierung und Erweiterung nicht in Betracht gezogen wurde, mitgeteilt worden, dass es "unsichtbare" Dinge gebe, die sich nicht auf den ersten Blick zeigten, die den Abriss rechtfertigten. Außerdem sei Abriss und Neubau kostengünstiger. Das warten wir mal ab, aber unabhängig davon, wie hier gerechnet wurde, dürfen die Finanzen nicht das einzige Kriterium sein, wenn über Erhalt oder Abriss entschieden wird. Für das Gesundheitshaus sprechen neben der im Gebäude bereits gespeicherten Energie dessen architektonische Qualität, der gepflegte Zustand und eine schöne Ziegelfassade. Wenig Fantasie, wenig Weitblick: Auch hier zeigt sich, dass ein Umgang mit dem Bestand, der architektonische Qualitäten sichert, ohne ihn als Objekt von einer Umbau und Neuinterpretation viel zu wenig selbstverständlich ist.

... und das Städtische Gesundheitshaus in München. (Bilder: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftschutz e.V.; wikimedia commons, Gamsbart)

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