Neubau Schulzentrum Frankfurt-Preungesheim
Ein Ort für Unterricht und Freizeit
16. 9月 2008
Noch ist der Platz zwischen Schule, Kita und Jugendhaus manchmal ziemlich leer. Doch wenn erst einmal alle Wohnhäuser fertiggestellt und bezogen sind, wird er zu einem Aufenthaltsort für die Bewohner werden.
In Preungesheim-Ost entsteht seit einigen Jahren ein neuer Stadtteil für mehrere tausend Menschen. Im Jahr 2000 war ein Wettbewerb für ein Schulzentrum ausgeschrieben worden, den Cheret und Bozic Architekten gewonnen haben. Doch erst im Januar 2005 wurden die Architekten von der Stadt Frankfurt definitiv beauftragt. Seit August 2007 gesellt sich zu den reinen Wohnbauten nun ein niedriger, s-förmig angelegter Gebäudekomplex mit einer Grundschule, einer Kindertagesstätte und einem Jugendhaus. An der Grenze zwischen bebautem Raum und freier Landschaft gelegen, spielten die Architekten mit dieser besonderen Situation. Sie wählten für die Fassade zum Stadtraum hin Sichtmauerwerk, die zur Natur gerichteten Flächen sind mit einer senkrechten Holzverschalung versehen. Diese zeigt bereits deutliche Spuren der Verwitterung und macht dadurch den natürlichen Alterungsprozess sichtbar, dem eben auch ein Gebäudes ausgesetzt ist.
Form und Zonierung des Grundrisses sind ebenfalls auf diese „Grenzsituation“ zurückzuführen. Die Eingänge zu Kindertagesstätte und Jugendhaus und ein torartiger Durchgang, der zum Haupteingang der Schule führt, gruppieren sich um einen großen Platz. Er ist zur Wohnbebauung hin orientiert und dient somit gleichzeitig als Ort, an dem sich alle Bewohner der umliegenden Häuser – nicht nur für die Kinder und Jugendlichen – treffen können. Eine aus Beton hergestellte Sitzbank, die einer Mauer gleicht, fügt sich unaufdringlich in die Platzgestaltung ein.
Im dreigeschossigen Teil des Gebäudes ist die Grundschule untergebracht. Die Südfassade, hinter der die Klassenräume angeordnet sind, ist komplett verglast. Außenliegende Jalousien schützen vor Überhitzung.
Im Innern werden die Schüler mit naturbelassenen Oberflächen konfrontiert, die ihnen ein Verständnis dafür vermitteln, aus welchen Baustoffen ihre Schule gebaut wurde und wie dieses Gebäude statisch funktioniert: Dunkelrote, nichttragende Mauerwerkswände reihen sich an hellgraue, tragende Sichtbetonflächen. Um an einigen Stellen das Grau zu durchbrechen, sind einzelne Betonwände farbig gestrichen. In der Schule beschränkten sich die Verantwortlichen auf dezente Farben, wie Sonnenblumengelb und Beige, in der Kindertagesstätte bewies die Leitung dagegen mehr Mut und griff beispielsweise zu einem dunklen Lila.
Da die Kommunikation zwischen den Schülern und den einzelnen Klassen heute eine wichtige Komponente des Unterrichts ist, sind die Klassenzimmer dieser Schule auch nicht aufgereiht wie Perlen einer Kette. Cheret und Bozic Architekten gruppierten jeweils zwei Klassenräume, einen Material- und einen Garderobenraum um einen vom Flur zum Platz erweiterten Bereich. Im Jugendhaus erfüllen breite, an die Haupttreppe angefügte Sitzstufen den gleichen Zweck.
Die Haupttreppe der Schule wirkt durch die unregelmäßige Form des Luftraumes wie eine große Skulptur.
Doch nicht nur in den kleinen Breichen, auch im Großen sollte Kommunikation möglich sein, weshalb Schule, Kindertagesstätte und Jugendhaus im ersten Obergeschoss miteinander verbunden sind. Innerhalb der drei Funktionsbereiche verbindet ein Luftraum im jeweiligen Eingangsbereich die einzelnen Ebenen miteinander und ermöglicht direkte Sichtbeziehungen.
Aufgrund eines knappen Budgets und einer mit 16 Monaten äußerst kurzen Bauzeit mussten die Architekten einige Kompromisse eingehen. So konnten und durften sie wenig Einfluss auf die Inneneinrichtung nehmen, die vor allem im Jugendhaus die Architektur schon fast brüskiert. Der Raumdisposition und dem hochwertigen Erscheinungsbild der für das Gebäude verwendeten Materialien ist allerdings deutlich anzumerken, dass die Architekten selbst Kinder haben und sich viele Gedanken über die Anforderungen gemacht haben, die heute an eine Schule gestellt werden.
Simone Hübener
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Längsschnitt
Neubau Schulzentrum Frankfurt-Preungesheim
2007
Boskoopstraße 2-4
60435 Frankfurt
Auftraggeber
Stadtschulamt Frankfurt am Main
vertreten durch das Hochbauamt
Architektur
Cheret und Bozic Architekten
Stuttgart
Projektleiter
Florian Gruner
Bauphysik
ebök
Tübingen
Tragwerksplanung
König, Heunisch und Partner
Frankfurt am Main
Elektro
Schad, Hölzel und Partner
Mörfelden Walldorf
HLS-Planung
Pettersen + Ahrens
Obermöhrlen
Außenanlagen
Luz Landschaftsarchitekten
Stuttgart
Generalunternehmer
Dywidag Bau GmbH
Niederlassung Frankfurt Hochbau
BGF
9.600 m2
Nutzfläche
4.300 m2
Baukosten
21,8 Mio Euro
KG 100-700 brutto
13,9 Mio Euro
KG 300+400 brutto
Fotografie
Simone Hübener (1,2)
Cheret und Bozic (3)