Umbauen, weiterdenken

Christian Holl
4. Juli 2012
Der Gestaltungspreis der Wüstenrot-Stiftung ging 2012 an Springer Architekten für den Umbau und die Erweiterung des Hamburg Wohnquartiers Altenhagener Weg. (Bild: Christian Holl)

Sommer 2012 – ein Blick auf die Neuigkeiten aus der Architektur zeigt, dass die Szene in Bewegung ist. Der Umbau, die Weiterentwicklung des Bestands, das interdisziplinäre Denken, die städtische Intervention: Architektur ist eine Herausforderung, im kreativen Prozess bestehende Strukturen neu zu interpretieren und weiterzuentwickeln.

Die Architektur der Nachkriegszeit bildet nicht nur in der schieren Menge den Großteil des Gebäudebestands. Mit ihr wurden die Grundlagen für den Wohlfahrtsstaat gelegt, von dessen Leistungsfähigkeit wir heute profitieren. Die Erneuerung dieses Bestands stand im Mittelpunkt des Gestaltungspreises der Wüstenrot-Stiftung. Unter 474 Einsendungen hat sich die Jury unter dem Vorsitz von Max Dudler für Springer Architekten aus Berlin und deren Umbau mit Erweiterung des Wohnquartiers Altenhagener Weg in Hamburg als Preisträger entschieden. Sie haben eine für die 1950er Jahre typische Wohnanlage mit feinem Gespür für die städtebauliche Qualität der Anlage saniert und verdichtet. Vier Auszeichnungen gingen außerdem an die ASS Planungs GmbH für die Sanierung und Erweiterung einer Kindertagesstätte in Stuttgart, an LRO Architekten für den temporären Amtssitz des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe, an Helmut Riemann Architekten für den Umbau und die Umnutzung ehemaliger Verwaltungsgebäude im Reemtsma Park in Hamburg und an Brückner & Brückner Architekten für Umbau und Sanierung des Pfarrzentrums Christkönig in Schweinfurt. Eine Publikation und eine Ausstellung sind in Vorbereitung.

An der Architekturgalerie in Kaiserslautern zeigen Studenten der rheinland-pfälzischen Fachhochschulen und der TU Kaiserslautern Entwürfe für den Umgang mit Städten und Ortschaften, insbesondere im ländlichen Raum. Die Frage danach, wie regionaltypische Eigenheiten gestärkt und weiterentwickelt werden können, stand beim "Projekt Rheinland-Pfalz" im Mittelpunkt der Entwurfsaufgaben. Vorschläge für die Umnutzungen einer leerstehenden Papierfabrik bei Lambrecht und Konzepte für sanften Tourismus zeigen architektonische Potenziale, Regionen und deren Image zu stärken.

Für Architekten wie für Pädagogen und andere, die mit der Konzeption, dem Bau und dem Umbau von Schulen beschäftigt sind, bietet Lernräume aktuell eine übersichtliche, gründlich recherchierte und von Fachleuten begutachtete Beispielsammlung, in der nach unterschiedlichen Kriterien nach Inspiration gesucht werden kann. Sie wird, um das gemeinsame interdisziplinäre Arbeiten an unseren Schulbauten weiter zu fördern, sukzessive ausgebaut. Seit dem 26. Juni 2012 ist "Lernräume Aktuell" in einer komplett überarbeiteten Version online. Dieser Anlass ist den Betreibern der Datenbank ein Preisausschreiben wert, an dem man bis zum 10. Oktober teilnehmen kann. Das neueste Buch der Montag Stiftung Urbane Räume zum Thema "Schulen planen und Bauen" sowie zwei weitere Schulbaubücher haben wir im eMagazin 21|12 besprochen.

Am 11. Juli startet in Stuttgart der Wettbewerb 72 hour urban action. Vom 11. Juli 18 Uhr bis zum 14. Juli haben die zehn teilnehmenden Teams aus Architekten, Planern und Künstlern 72 Stunden Zeit, eine Intervention im städtischen Raum zu planen, zu entwerfen und zu bauen – die Standorte, die den Teams zugeteilt werden, bleiben bis zum Startschuss geheim. Eine Jury entscheidet dann darüber, wer bei diesem Kurzzeit-Architekturwettbewerb gewonnen hat, danach gibt es am 14. Juli in den Stuttgarter Wagenhallen ein großes Fest.

Das "Projekt Rheinland-Pfalz" in der Architekturgalerie Kaiserslautern. (Bild: Architekturgalerie) 
Relaunch: Die Datenbank "Lernräume aktuell" (Bild: Screenshot)  
72 Stunden Action: Festival und Wettbewerb in Stuttgart (Bild: Veranstalter) 

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