20. Oktober 2010
 Jean-Louis Cohen (Foto: Gitty Darugar/ Schelling Architekturstiftung) 
 

Bereits zum neunten Mal wurde kürzlich der Schelling Architekturpreis entschieden. Alle zwei Jahre prämiert die Schelling Architekturstiftung mit insgesamt 30.000 Euro zukunftsweisende Entwurfsideen und fundierte Beiträge zu Geschichte und Theorie der Architektur.
Einer unter den Preisträgern in diesem Jahr ist Jean-Luis Cohen, der in der Kategorie Architekturtheorie für sein umfassendes Werk als Architekt, Wissenschaftler und Kurator geehrt wird. Bei seiner Arbeit besticht vor allem die Präzision, mit der er die politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten in einen Zusammenhang bringt zur jeweiligen Entwicklung und Aussage von Architektur. Als Kurator gelingt es Cohen unvergleichlich, die Ergebnisse seiner Forschung auch einem breiten Publikum zu vermitteln.
Die Schelling Medaille für Architektur geht in diesem Jahr an Tom Heatherwick, der für seine Experimentierfreude, sein spartenübergreifendes Arbeiten mit Malern, Architekten, Bildhauern, Fotografen und Bühnenbildnern und seine große Kreativität ausgezeichnet wird. Seine ungewöhnliche Art der Annäherung an Projektaufgaben hat ihn vom 3D-Designer zum Architekten werden lassen, was in einem seiner aktuellen Projekte, dem Britischen Pavillon auf der Expo in Shanghai, kulminierte.
Eine weitere Schelling Medaille für Architektur wird dem Schweizer Architekturbüro Knapkiewicz & Fickert verliehen. Walter Nägeli schreibt als Begründung der Jury: "Kein Gebäude gleicht dem anderen, es gibt keinen selbstbestimmten Architekturkanon, dem die Entwürfe unterliegen. Gegensätze werden nicht synthetisiert und aufgehoben, sondern analysiert und zur Koexistenz gebracht. Die stets offene bauliche Antwort wird bei den Architekten zur Kunst der feinfühligen Intervention erhoben."
Die vierte Auszeichnung, der Schelling Architekturpreis, geht an das chinesische Architekturbüro Amateur Architecture Studio: Wang Shu & Lu Wenyu. Die beiden schöpfen aus einem unendlichen Reichtum an regionalen Gegebenheiten und verwandeln so das Traditionelle, das Althergebrachte in eine neue Form der Architektur. Damit steht ihre Arbeit, wie der "Tiles Garden" bei der X. Architekturbiennale in Venedig, im Gegensatz zur sonstigen Entwicklung Chinas, das im Rennen nach Globalität nicht aufzuhalten ist. Doch gerade in diesem konträren Streben, weg von globalen Ansichten und Architekturen, liegt der Reiz der Arbeit von Wang Shu & Lu Wenyu.
Am 14. November findet die Preisverleihung in Karlsruhe statt, daran anschließend gibt es an der Universität Karlsruhe während des Wintersemesters die Schelling-Vorträge mit den Preisträgern. Den Anfang machen Amateur Architecture Studio am 15. November 2010, am 15. Dezember folgt Tom Heatherwick und im neuen Jahr am 12. Januar Knapkiewicz & Fickert und Jean-Luis Cohen am 2. Februar. pb

 Thomas Heatherwick (Foto: Markn Ogue/ Schelling Architekturstiftung) 
 
 Knapkiewicz & Fickert (Bild: Knapkiewicz & Fickert/ Schelling Architekturstiftung) 
 
Amateur Architecture Studio (Bild: AAS/ Schelling Architekturstiftung) 
 

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