Klein, fein, vielschichtig

Simone Hübener
1. Februar 2012
Dubai Mosque von Fariborz Hatam (AEDAS) (Modellbild: Architekt) 

Der Anblick einer Moschee oder der Gedanke daran löst bei den Menschen höchst unterschiedliche Gefühle und Regungen aus: Interesse, Neugierde, Freude, Angst, Abwehr, Gleichgültigkeit.... Das mag an der für uns ungewohnten Gestalt liegen, an Ängsten, die auch in den Medien geschürt werden, oder daran, dass vielen schlichtweg egal ist, wo und unter welchen Umständen sich unsere muslimischen Mitbürger zum Gebet versammeln und sie über Moscheen auch nicht viel wissen. Doch spätestens wenn man bedenkt, dass es allein in Deutschland 206 Moscheen sowie etwa 2.600 Bethäuser gibt, dürfte die Relevanz klar werden. (Eine Karte mit städtebaulich markanten Moscheen in Deutschland finden Sie hier.) Deshalb ist es zu begrüßen, dass sich nun auch das Institut für Auslandsbeziehungen in einer sehr vielschichtigen Ausstellung dieses Themas annimmt. Darin präsentieren die Kuratoren Fotografien von vier baden-württembergischen Moscheen, Kurzfilme, eine Dirndlmoschee, ein Kunstprojekt, eine studentische Arbeit mit dem Titel "Die unsichtbare Stadt" und zahlreiche gebaute oder lediglich projektierte Moscheen rund um den Globus. Gerade diese Beispiele zeigen, dass es für Moscheen nur sehr wenige Gestaltungsvorschriften gibt. Oder, wie der kuwaitische Planer und Architekturprofessor Omar Khattab auf die Frage darauf, was eine Moschee zur Moschee macht, antwortet: "Das ist ganz einfach: eine Wand, die exakt nach Mekka ausgerichtet ist." So findet der Besucher in der Ausstellung neben den "klassischen" Gebäuden mit Kuppel und Minarett, wie die großen Moschee mit Kulturzentrum in Rom, auch das bekannte islamische Forum in Penzberg mit seiner kubischen Form und einem stilisierten Minarett oder das Fusion Moskeeverzamelgebouw in Amsterdam. Allen gemein ist, dass sie in Form einer klassischen Architekturausstellung mit Plänen, Bildern und einem Text auf großen Fahnen gezeigt werden, teilweise ergänzt durch Modelle. Gegliedert sind die Exponate in vier Sektionen, die mit "Neue Wege", "Zeitgenossenschaft", "(Un-)Sichtbarkeit" und "Begegnungen" überschrieben sind. Dabei geht es den Kuratoren – wie in der gesamtem Ausstellung – darum, Stereotype aufzubrechen. Und es ist ihnen gelungen – auch deshalb, weil der Raum mit Exponaten nicht überfrachtet worden ist, ihre Menge überschaubar bleibt und sich der Besucher so intensiv mit den verschiedenen Aspekten auseinandersetzten kann. Themenführungen, Angebote für Kinder und Jugendliche sowie zwei Exkursionen zu Moscheen in Stuttgart und Esslingen ergänzen die Ausstellung.

Ausstellungsdauer in der ifa-Galerie Stuttgart: bis 1.4.2012
Öffnungszeiten: Di, Mi+Fr 12-18 Uhr, Do 12-20 Uhr, Sa+So 12-16 Uhr

Ausstellungsdauer in der ifa-Galerie Berlin: 27.7.-30.9.2012
Öffnungszeiten: Di-So 14-19 Uhr

Zur Ausstellung ist bei Ernst Wasmuth ein 144-seitiger Katalog in deutscher Sprache erschienen, der in der Ausstellung 17,- Euro, ansonsten 24,- Euro kostet.

Die beiden Architektinnen des Büros ZEST thematisieren in ihrem Entwurf „Ray of Light Mosque“ die Geschlechtertrennung. (Visualisierung: Architektinnen) 
Yavuz-Sultan-Selim Moschee in Mannheim (Bild: Wilfried Dechau) 

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