Eyes on Paris

Simone Hübener
30. November 2011
Lucien Hervé: Tour Eiffel, Paris, 1953 (Copyright: Nachlass Lucien Hervé/ Sammlung Mme. Judith Elkan Herve/ www.deichtorhallen.de) 

Seit jeder zuhause am Computer sein eigenes Fotobuch erstellen und dann drucken lassen kann, hat dieses Wort für viele eine ganz andere Bedeutung bekommen. Dazu passt auch die Definition, die Wikipedia bereithält: "Als Fotobuch bezeichnet man ein digital gedrucktes Buch, dessen Seiten der Anwender selbst am Computer mit Bildern und Texten gestaltet hat." Seit einigen Jahren mag dies für die Mehrzahl der produzierten Fotobücher richtig sein, Freunde der Kunst und Fotografie verstehen darunter allerdings nach wie vor etwas anderes, wie in der aktuellen Ausstellung des Hauses der Photographie in Hamburg wunderschön und ausführlich zu sehen ist. "Eyes on Paris. Paris im Fotobuch 1890 bis heute" zeigt eine breite Palette künstlerisch gestalteter Fotobücher, die Entwicklung der – wie es in der Ankündigung heißt – am meisten fotografierten Stadt der Welt und nicht zuletzt die Entwicklung der Fotografie selbst. All dies überlagert sich in den ausgestellten Exponaten, macht aus dieser Ausstellung ein komplexes Gefüge unterschiedlicher Aspekte.
Außerdem präsentieren die beiden Kuratoren Hans-Michael Koetzle und Ingo Taubhorn auf der rund 1.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche Fotografien in Schwarzweiß und Farbe, Portfolios und Mappenwerke. In kurzen Videofilmen werden sechs ausgewählte Fotobücher analysiert und detailliert besprochen. Ebenso facettenreich wie die ausgestellten Exponate sind die Themengebiete und Blickwinkel der Fotografen. Architekturfotografie gesellt sich zu Menschen und Tieren, Dokumentarfotografie kontrastiert mit subjektiven Aufnahmen.
Gegliedert ist die Schau in einen zentralen Bereich mit sieben Vitrinen, in denen zahlreiche Fotobücher aus der Sammlung von Hans-Michael Koetzle aufgereiht sind. Recht und links davon werden in Kabinetten nochmals rund 400 Werke gezeigt – eine überwältigende Fülle, die es lohnt, an zwei Tagen und nicht auf einen Rutsch analysiert und studiert zu werden.

Deichtorhallen Hamburg, Haus der Photographie, Deichtorstraße 1-2, bis 8.1.2012, Di-So 11-18 Uhr, am 1. Dezember und 5. Januar bis 21 Uhr; geschlossen an Heiligabend und Silvester

Begleitveranstaltungen:
Filmreihe, donnerstags um 19 Uhr (im Eintrittspreis zur Ausstellung enthalten)
1.12.: Alain Resnais: On connaît la chanson / Das Leben ist ein Chanson (1997)
8.12.: Xavier Beauvois: Le petit lieutenant / Eine fatale Entscheidung (2005)
15.12.: Christophe Honoré: Les chansons d'amour / Chanson der Liebe (2007)

Vorträge, mittwochs um 19 Uhr (12 Euro, erm. 7 Euro, inkl. Ausstellungsbesuch)
14.12.: Hans-Michael Koetzle: Paris wie gedruckt

Kuratorenführung
15.12. um 17 Uhr (im Eintrittspreis zur Ausstellung enthalten)

Im Hirmer Verlag erschien zur Ausstellung ein umfangreicher Begleitband, der in der Ausstellung 39,80 Euro, im Buchhandel 49,90 Euro kostet.

Einen sehr ausführlichen Artikel über Ausstellung und Buch, der am 12. November in der NZZ erschienen ist, finden sie hier.

Jarret Schecter: Ohne Titel, aus der Serie "Stalking Paris" (Copyright: Jarret Schecter/ www.deichtorhallen.de) 
Usines Renault. L’Automobile de France. Paris (Usines Renault) 1951. (Slg. Hans-Michael Koetzle) (Copyright: Hirmer Verlag/ www.deichtorhallen.de) 

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