Eine gute Entscheidung

Simone Hübener
4. Juli 2012
Bild: Simone Hübener 

Auch der dritte Versuch des Bundes, die Weißenhofsiedlung oder zumindest einen Teil der mit diesem Besitz verbundenen Kosten los zu werden, ist gescheitert – glücklicherweise. Denn nach einer ersten erfolglosen Initiative, bei der die Siedlung hätte verkauft werden sollen, der im Jahr 2004 folgenden Idee, die Häuser und Wohnungen an die Mieter zu veräußern, ist nun auch der Plan vom Tisch, die 90 Wohneinheiten vom privaten Immobilienunternehmen Reiser aus Kirchheim/ Teck verwalten zu lassen. Die Weißenhofsiedlung als architektonisches Denkmal der Moderne darf nicht nach privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten verwaltet, die dringend notwendige energetische Sanierung nicht rein nach ökonomischen Zielen durchgeführt werden. Dabei wäre zu befürchten, dass der Denkmalschutz bei der ein oder anderen Entscheidung hinten angestellt, die Siedlung nicht mehr als Einheit betrachtet würde.
Viel sinnvoller als die Privatisierung ist deshalb der Vorschlag der Stadt Stuttgart, den sie bereits 2004 das erste Mal formulierte. Sie möchte die Siedlung in eine gemeinsame Stiftung von Stadt und Bund überführen. Damit wäre auch in Zukunft der richtige Umgang gewährleistet. Dagegen regt sich allerdings beim Bund Widerstand, der die Gebäude nicht einfach ohne Gegenleistung abgeben, sondern lieber verkaufen möchte.
Auch darüber haben Stadt und Bund bereits verhandelt, doch die preislichen Vorstellungen von beiden Seiten gehen weit auseinander. Während der Bund zwischen zwölf und 15 Mio. Euro als Summe beziffert, ist die Stadt Stuttgart lediglich bereit, etwa die Hälfte dessen zu bezahlen. Deshalb liegen diese Verhandlungen seit drei Jahren auf Eis. In Sachen Weißenhofsiedlung scheint also nur eines klar zu sein: Der nächste Anlauf der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die Weißenhofsiedlung los zu werden, wird nicht allzu lange auf sich warten lassen. Momentan herrscht also nur etwas Ruhe vor dem nächsten Sturm.

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