Die HCU im Umbruch

Ursula Baus
2. Februar 2011
Foto: arktitera

Man traf sich im Hamburger Warburg-Haus – einer altehrwürdigen Institution, die für die vermeintlich kleine Gemeinde der Theoretiker und Historiker viel zu klein war: Bei der Verabschiedung von Hartmut Frank, der an der HCU Theorie und Geschichte unterrichtete, ging es arg eng zu. Alte Bekannte, die auf gemeinsame Forschungsinteressen zurück blicken konnten, und ein paar Nachwachsende hatten beim akademischen Festakt ein kleines "Symposiumsständchen" zum Thema Die Sprachen der Steine organisiert. Jean-Louis Cohen, Marco Pogcnik, Bruno Reichlin und Wolfgang Voigt vergnügten sich als Weggefährten von Hartmut Frank um unterhaltsam vorgetragene Erkenntnisse aus ihren Spezialgebieten – es waren Beobachter des Zeitgeschehens beieinander, die bereits eine eigene "Wissenschaftlergeschichte" reflektieren müssen. Als Zeitgenossen der 68er-Bewegung und mancher so genannter Paradigmenwechsel ließen sie einmal mehr deutlich werden, wie wichtig es ist, Architektur und Städtebau in einen konkreten Zusammenhang zu Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu stellen, um sie überhaupt begreifen zu können. Wenn solche Zusammenhänge nicht sorgfältig analysiert werden, mutieren Architektur und Städtebau zu einer beliebigen Masse, die nicht mehr verhandelbar ist. So entsteht die Basis jeder Banalität und Belanglosigkeit.
In einem Fachbereich, den Hartmut Frank vertrat, wird einer solchen Entwicklung entgegen gewirkt – unter anderem mit Vorträgen und Schriftenreihen, wie sie unter dem Titel "Auf der Suche nach einer Theorie der Architektur" von Frank und Elke Sohn bereits an der HfbK auf den Weg gebracht wurde (Bestelloptionen siehe unten, beim Materialverlag der HfkB vergriffen). Doch wieder einmal sieht es so aus, dass in Deutschland eine Basis gesellschaftsrelevanten Wissens zerbröselt, denn eine Nachfolge für Hartmut Frank wird bis auf weiteres nicht gesucht. Das Argument, es müsse gespart werden, kann niemand mehr hören: Die Wirtschaft boomt, die Aktien steigen. Wenn hierzulande Gewinne – statt sie zu privatisieren – ins Gemeinwohl investiert und Verluste – statt sie zu sozialisieren – den Verursachern aufgedrückt würden: Tja, dann ließen sich zum Beispiel auch Architekturtheorie und -geschichte durchaus in den Curricula der Hochschulen verankern. Zum Nutzen und Frommen von heranwachsenden Architekten, die Architektur nicht zu autonomer Technik oder Kunst degradieren.
Für die HCU wäre es ein schauderhaftes Signal leichtfertigen, kenntnislosen Handelns, bliebe das Fach Hartmut Franks vakant. ub

Die Vortragsskripte sind für 6 Euro erhältlich bei
HCU Hamburg
Department Architektur
Prof. Dr. Hartmut Frank
Hebebrandstraße 1
22297 Hamburg
Tel.: +49 40 42827-5523
[email protected]

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