Aufbauarbeit

Christian Holl
30. März 2011
Foto: Till Budde
 

Kristien Ring, Gründerin der Berliner Architekturgalerie suitcasearchitecture, wurde 2005 vom BDA beauftragt, "das Deutsche Architektur Zentrum DAZ mit einem neuen Programm und Finanzierungsmodell neu zu konzipieren und zu etablieren." Neu zu konzipieren und zu etablieren ist gut. Ring fing bei Null an, musste das DAZ und ihre eigene Arbeit überhaupt erst finanzieren. Das hat sie getan und sie ging dabei bis an die Grenzen – und darüber hinaus. Ausstellungen über australische Architekten, Mexiko Stadt, Asmara, dänisches Design, estische, finnische Architektur, Vergleiche Berlin-Moskau, Berlin-New York etwa öffneten den Blick im so oft so sehr auf sich selbst fixierten Berlin. Präsentationen junger Architekten unterliefen das (nicht nur) von Stimmann etablierte Misstrauen gegenüber architektonischer Fantasie, wichtigen aktuellen Themen (Baugruppen, Megacities, Nachhaltigkeit) wurde ein kritisches Podium geschaffen. Mit dem Glashaus wurde ein neuer Ausstellungsort gewonnen, die Wander-Ausstellung "In der Zukunft leben" über den Architektur und Städtebau der Nachkriegsmoderne wird derzeit in Friedrichshafen gezeigt. Es ist richtig, dass das D in DAZ oft lediglich auf das B von Berlin Bezug nahm und die Wirkung für den Diskurs außerhalb von Berlin größer sein könnte. Dagegen ist der Nachteil der unglücklichen Lage des DAZ ins Feld zuführen, der Ring nicht anzulasten ist; der Vorwurf fehlender überregionaler Ausstrahlung ist als Herausforderung der Zukunft zu sehen, er ist letztlich ungerecht angesichts der Aufbauarbeit, die Ring geleistet hat. Denn als sie 2005 das DAZ als Direktorin übernahm, gab es das DAZ eigentlich nicht mehr. Zwischenzeitlich musste Ring ihrem hohen Einsatz gesundheitlichen Tribut zollen. Auch sie selbst war über ihre Grenzen gegangen. Mit dem März endet die Zeit von Kristien Ring am DAZ, sie wird an die TU Braunschweig wechseln. Noch ist offen, wer ihr nachfolgen wird. Er oder sie wird unter deutlich besseren Bedingungen starten können, als es Ring tun musste. ch

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