Architektur & Philosophie

Ursula Baus
4. Juli 2012
Petra Lohmann (Bild: Uni Siegen) 

Mit einer Tagung stellte sich just die Internationale Gesellschaft für Architektur und Philosophie e.V. vor. Auf der Homepage lesen wir: "Das Anliegen dieser Gesellschaft besteht darin, in ihrer Funktion als Netzwerk Forschungsarbeiten zu motivieren, die an der genannten Schnittstelle zwischen Architektur und Philosophie angesiedelt sind. Dementsprechend zielt die Tagung darauf ab, eine aktive Forschergemeinschaft zu diesem Thema insbesondere auf deutsch-französischem und darüber hinaus auch auf weiterem internationalem Terrain zu initiieren. An dieser Tagung beteiligen sich Theoretiker (Philosophen, Historiker der Kunst, Ästhetiker und Architekturtheoretiker) und Praktiker der Architektur. Junge Nachwuchsforscher und Fachkollegen werden durch eine große Vielfalt an Vorträgen und architektonischen Projekten zwei grundständige Themen zur Sprache bringen: Reflexionen über die Rolle der Architektur in der und für die Ästhetik sowie Reflexionen über die menschliche Wahrnehmung und Konstruktion des Raums." Das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt wird von der Universität Siegen aus geleitet, Petra Lohmann ist Präsidentin der vereinsmäßig aufgestellten Gesellschaft.
Nun liest sich die Tagungsagenda wie ein übliches Theoriesymposium: Alles rund ums Digitale, die Bedeutung des Wohnens, Postmoderne und Palladianismus, Bauen im Licht der jüdischen Religionsphilosophie um 1900, Ideelle Voraussetzungen der Entwurfslehre Ernst Neuferts u. v. m. – solche Themen regen an, schärfen aber das Profil der Gesellschaft noch nicht nennenswert. Trotzdem ist die Motivation, Architektur im Zusammenhang mit erkenntnistheoretischen Methoden und Themen zu erörtern, nur zu begrüßen. Ludger Schwarte hatte vor kurzem Architektur mit Philosophie zu adeln versucht – siehe die eMagazine 11|36 und 11|39. Hier nun darf man verfolgen, was in Siegen thematisch und auf anderem Niveau verstetigt werden kann. Wenn man bloß von den Reminiszenzen an Vitruv verschont bliebe, wäre schon vieles gewonnen. Eine Zeitschrift (Systemae. Interdisziplinäre Zeitschrift für Architektur und Philosophie) soll über neue Literatur, Forschungsergebnisse und Archive informieren.

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