Turmbau am Nürnberger Bahnhofsplatz

KSP Engel
12. Juni 2024
Der neue, 50 Meter hohe Turm nach dem Entwurf von KSP Engel bietet Flächen für Büros und Serviced Apartments und bildet den westlichen Abschluss des Bahnhofsplatzes. (Visualisierung: KSP Engel / Fancy, Peking)
In Nürnberg sollen auf Grundstücks Bahnhofsplatz 2 in dem zum Bahnhofsplatz ausgerichteten Turm Büroflächen und im Bauteil längs des Frauentorgrabens gewerbliches Wohnen in Form von »Serviced Apartments« untergebracht werden. Wie haben Sie die Wettbewerbsaufgabe interpretiert?

Die Lage am Bahnhofsplatz in direkter Nachbarschaft der Nürnberger Altstadt bestimmt unseren Entwurf. Gemeinsam mit dem Tafelhofpalais von Max Dudler im Osten bildet unser Entwurf eine städtebauliche Klammer für den Bahnhof und zugleich den westlichen Platzabschluss. Eine Besonderheit unseres Entwurfs ist die Auskragung der Obergeschosse zum Frauentorgraben und zum Bahnhofsplatz. Sie ermöglicht es uns, die Flächen in einem zusammenhängenden, gut proportionierten Baukörper unterzubringen, der auch zum Innenhof hin eine klare räumliche Situation mit hoher Aufenthaltsqualität schafft.

Der neue Turmbau bildet gemeinsam mit dem Hotelhochhaus im Osten eine städtebauliche Klammer für den Bahnhof. (Zeichnung: KSP Engel)
Wie organisieren Sie die Neubebauung Bahnhofsplatz 2? 

Der Neubau bietet Raum für Büronutzung und Serviced Apartments, wobei eine spätere Umnutzung der Büroflächen möglich sein soll. Daher sieht unser Entwurf vor, die Büro- und Wohnnutzung nicht, wie in der Auslobung vorgesehen, in zwei separate Gebäude aufzuteilen, sondern übereinander zu stapeln. Die Stapelung erlaubt es uns, die Auskragung ohne Einschränkungen in der Nutzung der Innenräume umzusetzen, da wir die Trennwände zwischen den Apartments auch für die Lastabtragung nutzen können. Dies erlaubt die klare, städtebauliche Kubatur unseres Entwurfs.

Integration öffentlicher Räume, Nutzungsverteilung und die Veränderung von geschlossenen zu offenen Fassadenanteilen. (Piktogramme: KSP Engel)
Im Erdgeschoss sind öffentliche Nutzungen wie ein Restaurant und ein Coffee-Point angeordnet sowie die Zugänge für die Büros und Apartments. (Zeichnung: KSP Engel)
Die Obergeschosse sind über einen zentralen Erschließungskern zugänglich. Dachterrassen bieten einen attraktiven Außenbereich mit Ausblick auf die Nürnberger Altstadt. (Zeichnung: KSP Engel)
Die Fassadengestaltung macht die Schichtung der Büro- und Wohnnutzung innerhalb des Gebäudes dezent ablesbar. (Zeichnungen: KSP Engel)
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

Die komplexe Aufgabe in einen klaren Baukörper zu fassen, der einerseits auf den großmaßstäblichen Bahnhofsplatz und andererseits auf das Gegenüber der Altstadt reagiert.

Das Gebäude ist auch richtungsweisend beim Thema Nachhaltigkeit: Zu den Maßnahmen zählen ein optimierter Fensteranteil, eine hybride Belüftung, emissionsarme Baumaterialien und der Einsatz erneuerbarer Energien über PV-Paneele auf dem Dach. (Zeichnungen: KSP Engel)
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?

Es wäre sicher in der Nachbarschaft zum Bahnhof und der Nürnberger Altstadt naheliegend gewesen, sich für eine Natursteinfassade zu entscheiden. Doch wir haben uns bewusst für eine sehr moderne Fassadengestaltung mit großen Fensteröffnungen und mehrgeschossigen Lisenen aus hellem Architekturbeton entschieden. Sie treten plastisch hervor und betonen die vertikale Ausrichtung des 50 Meter hohen Turms. Diese Gliederung der Fassade wird dadurch verstärkt, dass jeweils zwei Geschosse optisch von einem feinen horizontalen Gesims zusammengefasst werden. Die Fensterflächen sind in dunkle, bronzefarbene Fensterprofile eingefasst und treten optisch in den Hintergrund. Während die Lisenen in den Geschossen mit Wohnnutzung breiter sind und somit die klassische Lochfassade modern interpretieren, verjüngen sich die Lisenen von Geschoss zu Geschoss nach oben. Der Fensteranteil vergrößert sich somit nach oben hin und sorgt für eine Leichtigkeit und große Transparenz im Gebäudeabschluss. 

Konstruktionsweise und Geschosshöhen waren im Wettbewerb vorgegeben. Zur CO2-Reduktion schlagen wir die Verwendung von Hohlkörpern in den Stahlbetondecken vor. Dies reduziert auch das Gewicht, das auf die Auskragung lastet und macht diese Konstruktion dadurch einfacher herstellbar.

Plastisch hervortretende, mehrgeschossige Lisenen aus hellem Architekturbeton betonen die vertikale Ausrichtung des 50 Meter hohen Turms. Feine, horizontale Gesimse fassen jeweils zwei Geschosse optisch zusammen. (Zeichnungen: KSP Engel)
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Wir befinden uns mit dem Projekt bereits in der Planung und arbeiten auf die Einreichung des Bauantrags noch in diesem Jahr hin. Die Fertigstellung erwarten wir für das Jahr 2027.

Der Entwurf von KSP Engel bildet gemeinsam mit dem Tafelhofpalais von Max Dudler im Osten eine städtebauliche Klammer für den Bahnhof und zugleich den westlichen Platzabschluss. (Zeichnung: KSP Engel)
Neubebauung Bahnhofsplatz 2 in Nürnberg
Einladungswettbewerb
 
Auslobung: S&P CD Objekt 12 GmbH & Co.KG, Erlangen
Betreuung: stm°architekten PartGmbB, Nürnberg
 
Jury
Prof. Dr. Barbara Engel, Architektin (Vors.) | Siegfried Dengler, Dipl.-Ing. Architekt, Dienststellenleiter Stadtplanungsamt der Stadt Nürnberg |Gerhard Wirth, Dipl.-Ing. (FH) Architekt | Friedrich Bär, Dipl.-Ing. (FH) Architekt | Markus Altmann, Dipl.-Ing. (FH) Architekt | Johannes Pohl, Dipl.-Ing. (FH) Architekt, Geschäftsführer S&P Commercial Development GmbH | Jan Keßler, S&P Commercial Development GmbH | Julius Weidinger, S&P Commercial Development GmbH | Sven Sontowski ist entschuldigt und wird vertreten durch: Peter Zech, S&P Commercial Development GmbH
 
1. Preis
KSP ENGEL, Frankfurt am Main | Jürgen Engel
Mitarbeit: Christian Eichinger, Alexander Hörr, Stefan Jovanovic, Jiahao Lu, Drazan Mateljak, Aysenur Senel, Samaneh Heidari-Heine
Brandschutz: Sinfiro GmbH & Co. KG, Michael Rombach
Tragwerk + Haustechnik: Seidl & Partner Gesamtplanung GmbH
Mitarbeit: Stefan Malik, Ercan Bilgilioglu-Michelbach, Robert Oelkers
 
2. Preis
Auer Weber, München | Moritz Auer, Philipp Auer, Stephan Suxdorf
Mitarbeit: Edoardo Barbato, Daniela Hohenhorst, Till Richter, Julia Schmid, Juan Sebastián Vintimilla Ochoa
Tragwerk: C-I-P Generalplaner GmbH, München
TGA: Ingenieurbüro Hausladen GmbH, Kirchheim
Brandschutz: Kersken + Kirchner GmbH Beratende Ingenieure, München
Kostenplanung: Ingenieurbüro Schmid GmbH, München
Architekturmodell: Grüne Modellbau, Wolfratshausen
Visualisierung: Gold over Blue
 
4. Preis
Ortner & Ortner Baukunst Gesellschaft von Architekten, Berlin | Florian Matzker
Mitarbeit: Fabian Maurer, Martin Rohland, Nico Linnartz, Constantin Riekehr, Markus Müller, Momchil Tarabanow, Nora Prahm
Brandschutz: hhp Berlin – Ingenieure für Brandschutz
Haustechnik: HTW Hetzel, Tor-Westen + Partner Ingenieurgesellschaft mbH
Tragwerksplanung: RSP Remmel + Sattler Ingenieurgesellschaft mbH
Modellbau: Monath + Menzel Berlin
Visualisierung: indievisual Zürich
 
4. Preis
AllesWirdGut ZT, Wien | Marth, Passler, Spiegl, Waldner
Mitarbeit: Teresa Acimovic, Eva Buder, Cristina Ghiorghiu, Karolina Pettikova

Andere Artikel in dieser Kategorie