Kirchenzentrum, München

Ökumene weiß gewandet

26. Juni 2006

Kirchenzentrum
2005
Platz der Menschenrechte 1-3
81829 München

Auftraggeber
Evangelisch-lutherischer
Dekanatsbezirk München
und Kuratiestiftung
St. Florian

Architektur
Florian Nagler Architekten
München

Tragwerksplanung
Merz Kaufmann Partner
Dornbirn (AT)

Bauleitung und Ausschreibung
Helmut Wollner
München

Lichtplanung
Belzner Holmes
Heidelberg

Energiekonzept
Transsolar
Stuttgart

Landschaftsarchitektur
realgrün
München

Glaskunst
Hella Santarossa
Berlin

Baukosten
ca. 19 Mio. €

Fotografie
Stefan Müller-Naumann

Blendend weiß – Kirchturm und Kirchenzentrum fallen nicht baukörperlich, sondern mit dieser kompromisslosen Farbgebung aus dem Rahmen des Üblichen.

Mitte der neunziger Jahre entstand in Riem, östlich von München, wo das Gelände des ehemaligen Flughafen frei wurde, die neue Messe. Doch bei der Messe blieb es natürlich nicht. Riem gilt heute als eine Art Retortenstadt, die für etwa 16000 Menschen geplant ist. Zur Retortenstadt gehören nicht nur Wohnungsbauten, sondern eine Infrastruktur mit Schulen, Shoppingmall, Gastronomie und, in Bayern selbstverständlich, einem Kirchenzentrum. Der Lageplan zeigt, wie der "Kern" Riems nun gedacht ist: Nahe der S-Bahnstation liegt der "Platz der Menschenrechte", der auf der Stirnseite vom Einkaufszentrum, nach Westen hin von Wohnungsbauten und nach Osten vom neuen, ökumenischen Kirchenzentrum gefasst wird. Gen Süden zieht sich ein Grünstreifen bis zum Platz - eine Art Tentakel der Bundesgartenschau, die 2005 in Riem ausgerichtet wurde.

Der katholische Kirchenraum.

Florian Nagler, Architekt des Kirchenzentrums, definierte die räumliche Präsenz der Kirche als städtebauliche Aufgabe. Eine katholische und eine evangelische Kirche als Solitäre mit eigenem Turm wären eine Farce geworden – Nagler brachte das komplexe Raumprogramm in einem Gebäudeensemble unter, das sich nach außen in strahlend weißem Gewand präsentiert: weiß gestrichene Ziegelschalen vor Ortbetonwänden umgeben den Komplex, als traditionsreiches Zeichen steht nur der Kirchturm etwas nach vorn gerückt an der Platzkante. Die beiden Kirchenräume sind ebenfalls zum Platz hin orientiert und außen an raumhohen Betonlamellen erkennbar – etwas karg der evangelische, über quadratischem Grundriss; mit künstlerisch expressiv gestalteten Fenstern etwas prächtiger der katholische über Querrechteck. Gemeindesäle, Kindergarten, Verwaltungsräume, Wohnungen für Pfarrer und andere Angestellte sind um zwei Höfe angeordnet, die – ebenfalls total öffentlich – mit rotem Ziegel und Holz einen gänzlich anderen, fast heimeligen Charakter besitzen, als das äußere Erscheinungsbild vermuten ließe. Dachgärten bieten den hier Wohnenden private, ruhige Freiräume. Nicht etwa die Konturen, die wie gesagt städtebaulich begründet sind, sondern das schneeweiße Gewand verleiht dem Kirchenzentrum seine sakrale Ausstrahlung.
Nur rund dreißig Prozent der Menschen, die in den letzten Jahren in die neue Stadt Riem zogen, sind Christen. So war es richtig, das Kirchenzentrum als jedermann offenes Gebäudeensemble mit vergleichsweise neutraler Symbolik zu konzipieren.
Ursula Baus

Die Höfe des Kirchenzentrums sind öffentlich und bieten Menschen gleich welchen Alters oder welcher Glaubenszugehörigkeit Rückzugs- und Begegnungsmöglichkeiten.
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Schnitt

Kirchenzentrum
2005
Platz der Menschenrechte 1-3
81829 München

Auftraggeber
Evangelisch-lutherischer
Dekanatsbezirk München
und Kuratiestiftung
St. Florian

Architektur
Florian Nagler Architekten
München

Tragwerksplanung
Merz Kaufmann Partner
Dornbirn (AT)

Bauleitung und Ausschreibung
Helmut Wollner
München

Lichtplanung
Belzner Holmes
Heidelberg

Energiekonzept
Transsolar
Stuttgart

Landschaftsarchitektur
realgrün
München

Glaskunst
Hella Santarossa
Berlin

Baukosten
ca. 19 Mio. €

Fotografie
Stefan Müller-Naumann

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