Bibliotheks- und Hörsaalgebäude, Weimar

Heimat für Bücherwürmer

26. Juni 2006

Bibliotheks- und
Hörsaalgebäude
2005
Steubenstraße 6
99423 Weimar

Auftraggeber
Freistaat Thüringen
vertreten durch das
Staatsbauamt Erfurt

Architektur
meck architekten
München
und Stephan Köppel
Phase 1 mit 4

Projektleitung
Werner Schad

Bauleitung
Gildehaus Reich Architekten
Weimar

Tragwerksplanung
Pabst & Partner
Weimar

Landschaftsarchitektur
Mahl-Gebhard
München

Baukosten
12 Mio. €

Fotografie
Michael Heinrich

Blick ins Blockinnere von der Schützengasse aus.

Am berühmten, zentral gelegenen Frauenplan in Weimar haben Meck Architekten eine frei geräumte Hinterhofsituation mit einem sympathischen Eingriff geöffnet. Anfang der neunziger Jahre hatten sie für diesen Block eine städtebauliche Idee entwickelt, die als Kongresszentrum Gestalt annehmen sollte. Nachdem der Investor aufgab, bot sich das Grundstück für ein Bibliotheks- und Hörsaalgebäude an. Jetzt lugt da ein Betonkasten schräg aus der Flucht der Steubenstraße, der künftig von allen vier Seiten erschlossen werden wird. Zur Schützenstraße, dem Hauptzugang, spiegelt eine Glasfassade über einer hohen Treppe, die als abstraktes Betonregal die Funktion des Bücheraufstellens übersetzen soll. Die Ausführung entspricht nicht dem Reinheitsgebot der Enthusiasten, die „andomäßigen“ Beton aus der Schalung lösen wollen. Hier wurde gespachtelt, geschliffen, gestrichen, um (auch preiswerter) eine lehmartige, handwerkliche Oberfläche zu bekommen, die sich mit den Putzbauten der Altstadt verständigt.
Schon am Haupteingang erklären sich auf einen Blick die Funktionen des Hauses. Wo man hinlaufen soll, jemanden treffen, Auskunft holen, wo die Bücher stehen oder ruhig gearbeitet wird, bedarf fast keiner Schilder. Hier setzt sich fort, was man von außen schon wahrgenommen hat: wie sich die Architektur mit Fluchten, Wegen, Blickbeziehungen auseinandersetzt und wie eine spannungsvolle, selbstverständliche Vermittlung zwischen rechtwinkliger Räson, „störenden“ Schrägen und unterschiedlichen Höhen entsteht.

Arbeitsatmosphäre pur mit guter Übersicht und schönen Details.

In Anspielung auf die ausgebrannte Anna-Amalia-Bibliothek sind die Lese- und Bücherräume großzügig mit massivem Eichenholz ausgeschlagen. In der Ortsausleihe und auf den beiden Hauptebenen, wo sich die Regale staffeln, liegt ein stufenhohes Holzpodest auf dem schmucklosen Zementestrichboden. Decken und Treppenbrüstungen, vor allem die Einzelarbeitsplätze sind mit Eichenbrettern unterschiedlicher Breite bekleidet. Das Holz ist unbehandelt und wird lediglich mit Seife und Lauge gereinigt. Dadurch bleibt die Maserung zurückhaltend. Die Flure der Verwaltung dagegen werden von lackierten Schrank- und Türelementen begleitet, in denen in senkrechten Nuten einfache Leuchtstoffröhren eingebaut sind – alles Hinweise, dass in saubere architektonische Details mehr investiert wurde als in Katalog-Design. Das Ergebnis sind sprechende Räume und einleuchtende Wege, wo man sozusagen „laufend“ sein Studienpensum verdauen kann. Und vielleicht ahnt dabei auch ein Studiosus einer fremden Disziplin, dass genau so eine vernünftige, moderne Architektur aussieht, die sich weder andient noch als sperrige Avantgarde mit rabulistischen Rechtfertigungen Beifall sucht. Meck Architekten bauen in der Gewissheit, dass ihre Entwürfe auch in zehn, zwanzig Jahren noch gelitten werden.
Wolfgang Bachmann

Die Wegeführung ist geradezu zwingend, die Orientierung im komplexen Gebäude ist bestens gewährleistet.
Lageplan
Grundriss
Längsschnitt Bibliothek

Bibliotheks- und
Hörsaalgebäude
2005
Steubenstraße 6
99423 Weimar

Auftraggeber
Freistaat Thüringen
vertreten durch das
Staatsbauamt Erfurt

Architektur
meck architekten
München
und Stephan Köppel
Phase 1 mit 4

Projektleitung
Werner Schad

Bauleitung
Gildehaus Reich Architekten
Weimar

Tragwerksplanung
Pabst & Partner
Weimar

Landschaftsarchitektur
Mahl-Gebhard
München

Baukosten
12 Mio. €

Fotografie
Michael Heinrich

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