Akademie der bildenden Künste, München

Auf kleiner Flamme

26. Juni 2006

Akademie
der Bildenden Künste
2005

Akademiestraße 2
80799 München

Auftraggeber
Freistaat Bayern
vertreten durch
die Regierung
von Oberbayern

Architektur
Coop Himmelb(l)au
Wien
Wolf D. Prix
Helmut Swiczinsky + Partner

Projektleitung
Frank Stepper

Projektmanagement
IMP
München

Tragwerksplanung
Planungsgruppe Brachmann
München

Baukosten
19,7 Mio. €

Fotografie
Ursula Baus

Rechts im Hintergrund der Altbau der Akademie, der für 40 Mio Euro saniert werden muss,- Der Neubau kostete 19,7 Mio Euro. Litfasssäule, Streugutkasten, Müllbehälter, Telefonzelle, Kabelmasten, Verkehrsschilder – es wird immer mehr, was sich zwischen Architektur und Straße sammelt.

Coop Himmelb(l)au gewannen den Wettbewerb für den Neubau der Akademie bereits 1992 – mit einem Konzept, das seinerzeit durchaus Aufsehen erregte. Denn der Kontrast zu alten Akademie – 1886 von Gottfried von Neureuter als Neorenaissancebau errichtet, im Krieg stark zerstört und "provisorisch" wiederaufgebaut – schien krass. Am vergangenen Mittwoch wurde nun der Erweiterungsbau dreizehn Jahre nach dem Wettbewerb eröffnet. Die Süddeutsche Zeitung bewertete den Bau als gescheitert, die Frankfurter Rundschau schwärmte von wunderschönen Räumen – während sich die FAZ zunächst in Schweigen hüllte.
Coop Himmelb(l)au protestierten seit den späten sechziger Jahren wie archigram, Haus Rucker, Zaha Hadid und andere "Wilde" mit fantasievollen, kunstreichen, skurrilen, provokanten Architekturentwürfen gegen das Establishment des Baubetriebs, doch inzwischen sind sie wie die Kollegen in die Jahre und zu Aufträgen gekommen. Soll man die "Altmeister" nun an ihren damaligen Proklamationen messen?

Blick in die Eingangshalle Richtung Norden; dicke Stützen schießen durchs Dach, um eine außenliegende Rampe zu tragen.

Im Grundriss geriet die Akademie als eine Blockrandbebauung mit verglastem Innenhof ausgesprochen konventionell. Dezent silbergraues Aluminium, Sichtbeton, Glas und Holz prägen ein nahezu zurückhaltendes Erscheinungsbild, und wenn hier und da ein Kubus hervorlugt oder eine Wand etwas schräg steht, ein Bauteil einem anderen in die Quere kommt oder etwas überflüssig scheint, dann sind das lediglich Auflockerungen eines ansonsten ordentlich konturierten Gebäudes. Vom Haupteingang aus, der direkt in die längliche, etwas höhengestaffelte Glashalle führt, geht es links in die Aula, rechts ins Café. Um das Atrium herum liegen dann bis ins Obergeschoss die Ateliers, Seminarräume und Werkstätten – ordentliche, im Grundriss rechteckige, ruppig ausgeführte Räume. Tadao Ando dürfte sich mit dem groben Sichtbeton nicht einmal im Rohbau begnügen, doch will man die Ruppigkeit nicht als Mangel des Akademieneubaus benennen. Aufsehen erregen allerdings die schräg durchs Atrium laufenden Rampen und Treppen, die von krumm und schief gestellten Stützen gehalten werden; den Tragwerksplaner trieb das Szenario an den Rand seiner Möglichkeiten; zwar sehen die Stützen, die auch mal verzwickt in der Ecke zusammentreffen oder durch das Glasdach stoßen, überdimensioniert aus, sie sind es natürlich nicht. Daraus resultierende, grobschlächtige Details könnte man tolerieren, wenn der Raum atemberaubenden Erlebniswert bekommen hätte. Doch die jüngste Architektur von Coop Himmelb(l)au brennt kaum, hat nichts Dramatisches und erreicht auch nicht jenen Charme des Leichtsinnigen, der zum Beispiel Günter Behnischs Projekten seit Jahrzehnten eignet.
Unzufrieden werden die Kunststudenten mit ihren neuen Arbeitsräumen aber kaum sein. Die Akademieerweiterung lässt sich trefflich in Besitz nehmen, schüchtert nicht mit Würdeformen ein, vermeidet jedes Imponiergehabe. Und lädt mit klug platzierten Fenstern auch immer wieder dazu ein, den Blick von der Kunst abzuwenden und auf München zu schauen.
Ursula Baus

Bei der Eröffnung: Wolf D. Prix, Jahrgang 1942, gründete mit Helmut Swiczinsky 1968 in Wien die Gruppe Coop Himmelb(l)au. In München gewann Coop auch den Wettbewerb für die "BMW-Welt".
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Schnitt

Akademie
der Bildenden Künste
2005

Akademiestraße 2
80799 München

Auftraggeber
Freistaat Bayern
vertreten durch
die Regierung
von Oberbayern

Architektur
Coop Himmelb(l)au
Wien
Wolf D. Prix
Helmut Swiczinsky + Partner

Projektleitung
Frank Stepper

Projektmanagement
IMP
München

Tragwerksplanung
Planungsgruppe Brachmann
München

Baukosten
19,7 Mio. €

Fotografie
Ursula Baus

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