Ton in Ton

Thomas Geuder
15. Oktober 2013
Der Messestand von Kaldewei auf der diejährigen ISH deutet in der Außenansicht an, wie es drinnen architektonisch weiter geht. (Foto: Becker Lacour) 

Ein Messebesuch kann so schön wie eine Herausforderung sein: Viele Menschen, weite Strecken und etliche Gespräche. Für manchen sind die Messegeschenke da nur ein Trostpflaster für die anstrengenden Stunden. Bemerkenswert im Getümmel jedoch ist auch: Die Kleiderordnung. «Smart casual» etwa nennt es sich, wenn die Herren in sogenanntem Tagesanzug mit Hemd, geschlossenen Schuhen, bevorzugt dezenten Farben und möglicherweise mit Krawatte daher kommen; die Damen entsprechend im Hosenanzug. Die Kreativen (zu denen wir Journalisten uns auch zählen) nehmen sich etwas mehr stilistische Freiheiten heraus und treten im «creative casual» auf, wo es zum Sakko auch schon mal ein T-Shirt, Jeans und Sneakers sein dürfen. Auf Baumessen gibt es außerdem: Handwerker, die sich aus dieser formellen Planmäßigkeit meist nicht viel machen und die Klamottenwahl eher von der praktischen Seite angehen. Oder als Ausdruck ihrer Zunft, wie zum Beispiel bei den Zimmermännern. Warum auch nicht! Der Messe-Mischung tut‘s gut, der Bodenhaftung auch, meint unser Freund Otto Normalarchitekt.

Vor diesem Hintergrund ist umso schöner, was sich die Architekten von Schmidhuber aus München sich für den Messeauftritt des Dusch- und Badewannenherstellers Kaldewei auf der diejährigen ISH in Frankfurt/Main erdacht haben. Formal haben sie den 550 m² großen Messestand gemäß der Design-Philosophie des Unternehmens eines «noblen Purismus» als Quader mit Aus- und Durchblicken geplant. Im Inneren setzte sich das Thema «horzontal geschnittener Quader» fort, wodurch verschiedene Räume und Zonen definiert werden, die sich als «sinnliche Reise» (Kaldewei) verstehen: Von Ahlen – dem Sitz des Unternehmens – über Mailand, New York und Hamburg zu Kyoto und Shanghai, ausgestattet mit jeweils anderen Messe-Highlights. Sie merken, welche Bilder diese Städtenamen hervorrufen? Ein «Duschen-Runway» zeigte außerdem, wie sich die Duschwanne in den letzten 20 Jahren verändert hat. Von der Lounge im Grundriss-Zentrum aus bot sich eine 360°-Aussicht auf die gesamte Produktwelt.

Puristisch war auch die Farbwahl: Sämtliche Oberflächen waren vorwiegend in Schwarz oder Weiß gehalten. Farbakzente wurden durch Blau (logisch bei Kaldewei, schließlich geht es um Wasser) sowie Grün in den Requisiten gesetzt. In diesem Ambiente avancierten die Besucher mit ihren schwarzen Anzügen und weißen Hemden zu einem Teil der Messearchitektur – und somit der Kaldewei-Welt. Es entstand ein spannendes Wechselspiel zwischen Mensch und Architektur. Freilich vor allem für den Betrachter, der von außen auf die Szenerie blickte. Und der war heilfroh, dass es zwischendrin immer wieder farbige Ausreißer gab, Kreative mit Jeans oder auch mal Handwerker, sonst wäre die Veranstaltung eine recht farblose gewesen. Lediglich die von Schmidhuber und Kaldewei eingesetzten Farbakzente hätten dem Auge noch Halt geboten. So gesehen können auch die Farbtupfer durch die Besucher als Fortsetzung des Standkonzepts gesehen werden. Das aber ist vor Ort wahrscheinlich nur wenigen aufgefallen. Schließlich ging es bei Kaldewei auf der ISH doch noch immer um: innovative Dusch- und Badewannen.

Franz Kaldewei GmbH & Co. KG
Ahlen, D

Hersteller-Kompetenz
Produktneuheiten auf der Messe ISH

Projekt
Messedesign für Kaldewei auf der ISH 2013

Architekt
 
SCHMIDHUBER
München, D
Bauherr
Franz Kaldewei GmbH & Co. KG
Ahlen, D
Konstruktion
Raumtechnik Messebau & Event Services GmbH
Ostfildern, D
Fertigstellung
2013
Fotografie
Becker Lacour
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