Brandschutz bei Holzhochhäusern

Leonhard Fromm
1. März 2023
Foto: Sven Burman

„Holz ist feuerresistent und wird in drei Widerstandsklassen verbaut, die den Flammen 30 bis 90 Minuten standhalten,“ führte Nordberg in sein Thema ein. Das Gebäude müsse so konstruiert sein, dass möglichst alle Flächen sichtbar und zugänglich sind. Wo dies nicht der Fall ist, sei wichtig, dass auch dorthin das Löschmittel vordringt. Besonders kritisch seien Schächte und Schlitze, in denen Versorgungsstränge für die Haustechnik verlaufen. Denn durch sie kann Feuer rasch in weitere Gebäudeteile vordringen.

Am Beispiel des 100 Meter hohen Holzhauses samt Nebengebäude mit Restaurant, Bibliothek, Büros und Appartements auf 20 Etagen im nordschwedischen Skelleftea erläuterte der Feuerwehr- und Brandschutzexperte Magnus Nordberg, wie man die Risiken minimiert oder gar eliminiert. Die besonders sensiblen Holzfassaden entlang der Straße oder der öffentlich zugänglichen Restaurant-Dachterrasse im dritten Stock habe er mit Glaswänden gegen Flammen gesichert, die dicht unter der Holzfassade unsichtbar wie eine Brandmauer wirken. Diese ist entlang der Straße zwei Meter hoch, falls dort jemand aktiv am Sockel Feuer legt, es zu einem Unfall kommt oder sich ein Abfalleimer entzündet. Im Innenbereich ersetzen nicht entflammbare Gipswände in Holzoptik in den sensiblen Bereichen die Holzmodule.

In die Fassade integrierte Glaswände schützen das Gebäude gegen Brandlegungen am Sockel von außen. (Foto: Sven Burman)

„Ganz entscheidend ist ein Sprinklersystem, das sich durch das komplette Gebäude zieht und dessen Funktionalität permanent überprüft wird, damit es auch bei Frost seine Wirkung erzielt,“ sagt Nordberg. Dessen Anschaffung, Installation und Wartung bedeute einen hohen Kostenfaktor, der aber unverzichtbar sei. So sei er in der Bauphase wöchentlich vor Ort gewesen, um die fachmännische Integration des Löschsystems in das Gebäude zu überwachen.
Zentral für den Erfolg sei, dass die lokale Feuerwehr intensiv auf das große Holzobjekt geschult wird. Das geschehe in Theorie und Praxis, damit die Einsatzkräfte die Räumlichkeiten und Gefahrenquellen kennen und sicherstellen, dass ihr Equipment zu den Anforderungen passt. Nordberg schwor die Architekten im Saal auf die Widerstände ein: „In jeder Stadt dieser Welt ist die Feuerwehr gegen das erste Holzhochhaus, weil sie sich damit noch nicht auskennt und die Verantwortung scheut.“ Das sei normal und diese Angst müsse mit Argumenten, einem guten Brandschutzkonzept und intelligenter Konstruktion den Verantwortlichen genommen werden.

Und weil in Nordschweden die Temperaturen zwischen -20 und +25 Grad schwanken, bewegt sich das Gebäude offenbar um bis zu 25 Zentimeter im Jahresverlauf. Auf diese Dynamik müsse die gesamte Technik inklusive Aufzügen und Sprinkleranlage ausgelegt sein. Nordbergs Fazit: „Wir haben in Schweden viel Holz zum Bauen und viele Seen zum Löschen, deshalb sind wir in diesem Bereich führend.“

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