Glänzende Mitte

Thomas Geuder
5. Mai 2015
Multifunktional und glänzend: So ist die neue Dreifachsporthalle in Beilngries konzipiert. (Foto: Gerhard Hagen)

Das beschauliche Städtchen Beilngries, gelegen mitten im Dreieck Nürnberg-Regensburg-Ingolstadt, ist in Oberbayern nicht nur als staatlich anerkannter Erholungsort bekannt, sondern auch durch seine hier zahlreich vorhandenen Baudenkmäler. Die Teenager der Region kennen die Stadt außerdem bestens von der Mittelschule Beilngries und der Altmühltal Realschule, die sich hier südlich der Altstadt zusammen mit einem Hallenbad auf einem gemeinsamen Areal befinden. Die zentrale Lage wird seit Kurzem noch geschärft durch den Neubau einer Dreifachsporthalle auf dem Gelände, die zwei bisherige Einfachsporthallen ersetzt. Das Gebäude kann neben dem normalen Sportbetrieb auch als Versammlungs- und Tagungszentrum genutzt werden. Modern, multifunktional und mit einem auf die Zukunft ausgerichteten Energiekonzept: Mit diesem Konzept hat das Architekturbüro Baurconsult aus Hassfurt die Halle geplant, umgesetzt und Ende des vergangenen Jahres schließlich der Öffentlichkeit übergeben.

Indem die Sporthalle zugleich als Versammlungs- und als Tagungszentrum genutzt wird, stärkt die Stadt Beilngries ihre Stellung als Mittelzentrum in der Region. (Foto: Gerhard Hagen)

Die Gebäudekubatur reagiert in ihrer Höhenstaffelung auf den Bestand im Umfeld. Der größere und höhere Sporthallentrakt orientiert sich zur Realschule, die rückwärtige Funktionszone sowie die dort ebenfalls untergebrachte Ganztagsbetreuung gleichen sich der niedrigeren, kleingegliederten Mittelschule und dem Hallenbad an. Den Mittelpunkt in der Grundrissorganisation bildet ein großzügiges Foyer, von dem aus man in alle Bereiche des Neubaus gelangt. Es bildet außerdem einen offen gestalteten Weg durch das Gebäude und verbindet so die Straßenseite mit einer rückseitigen Magistrale, die die einzelnen Schulen verbindet. Die Innenräume erscheinen erstaunlich hell, was vor allem an den großen Verglasungen liegt, die viel natürliches Licht hinein lassen. Diese raumprägenden Fensterflächen können natürlich auch abgedunkelt werden, um vor Blendlicht zu schützen und für Veranstaltungen die richtige Atmosphäre schaffen zu können. So sind auch die Wandflächen raumhoch mit akustisch wirksamen Paneelen mit Holzoberfläche verkleidet. Ein apricotfarbener Sportboden sowie entsprechende Linoleumböden in den Umkleiden und den Ganztagesräumen sorgen für eine aufmunternde Farbigkeit und ergänzen den Boden aus Jura-Marmor im Speisesaal, den Treppenhäusern sowie im Foyer.

Die Fassade ist mit fünf Plattentypen mit verschiedenen Kantungstiefen verkleidet, wodurch beim Passieren ein Wechselspiel von Licht- und Farbnuancen entsteht. (Foto: Gerhard Hagen)

Das markanteste Moment an dem Bau ist die Fassade, die der Größe der Baumasse und der Nähe zum Bestand mit einer großen Leichtigkeit begegnet. Die Architekten erreichen das durch vertikal gerichtete, perlbeige lackierte Aluminiumpaneele, die perforiert sind und deren Kantung zusätzlich variiert. Diese Fassadenplatten verlaufen sogar vor den Lochfenstern, wodurch sie gleichzeitig als Sonnenschutz funktionieren. Der dennoch drohenden Gleichförmigkeit begegnen die Architekten durch dem Einsatz von fünf Plattentypen mit verschiedenen Kantungstiefen, die abwechselnd angeordnet sind. Die eigentliche Außenhaut hinter den perforierten Platten bildet 100 mm dahinter eine mit schwarzem Vlies beschichtete, 180 mm dicke Mineralwolldämmung auf der tragenden Stahlbetonwand. Durch diese Anordnung entsteht eine Tiefenwirkung und das charakteristische Bild der Fassade als umhüllendes, sich bewegendes Kleid – eine Idee, die die Architekten natürlich bis ins Detail durchdacht haben. So ist die die Fassadenlochplatten tragende, horizontale Unterkonstruktion schwarz eloxiert, und sogar die sichtbaren Nieten sind farblich angepasst.

Auf der Süd- und Westseite geht die Pfosten-Riegel-Fassade im Erdgeschoss in eine Glattblechfassade über, die mit der perlorangen Lackierung auf die Farbgebung der gegenüberliegenden Sichtmauerwerkgebäude reagiert. (Foto: Gerhard Hagen)
Zur Straße hin öffnet sich das Foyer in dezenter Geste und dient als Eingang für Veranstaltungen. (Foto: Gerhard Hagen)
Die Mensa öffnet sich mit einer raumhohen Verglasung zum Außenraum, die Fenster der darüberliegenden Räume sind wiederum hinter der Fassade versteckt. (Foto: Gerhard Hagen)
Lageplan (Quelle: Baurconsult)
Grundriss Obergeschoss (Quelle: Baurconsult)
Grundriss Erdgeschoss (Quelle: Baurconsult)
Varianten der Fassadenelemente (Quelle: Baurconsult)
Detail Traufkante mit versteckter Entwässerung (Quelle: Baurconsult)
Gut zu sehen beim Blick auf die Baustelle: der komplett schwarze Hintergrund, vor dem die Aluminiumlochblechte angeordnet sind. (Foto: Baurconsult)
Das Foyer ist das Bindeglied zwischen dem Sporthallenbaukörper im Norden und dem Mensa- und Ganztagesbereich im Süden. (Foto: Gerhard Hagen)
Trotz der vorgehängten Lochbleche vor den Fenstern fällt ausreichend Licht in die Innenräume. (Foto: Gerhard Hagen)
In Ausschnittshöhe der Fassade verläuft ein Deckprofil um die gesamte Halle, das gleichzeitig die Außenbeleuchtung aufnimmt. (Foto: Gerhard Hagen)
Projekt
Mehrzweck- und Dreifachsporthalle
Beilngries, D

Architektur, Hochbau, Objektüberwachung, Außenanlagen
BAURCONSULT
Haßfurt, D

Fassadenbauer
Fassaden-Pletz GmbH
Plauen, D

Bauherren
Stadt Beilngries
Beilngries, D

Landkreis Eichstätt
Eichstätt, D

Tragwerksplanung
IB Wolfrum
Nürnberg, D

EnEV, Schallschutz
IBN Bauphysik Consult
Ingolstadt, D

SiGeKo
LK Consulting
Stammham, D

Prüfstatik
IB Dr. Schröter & Dr. Kneidl
Weiden i.d. Opf., D

TGA-HLS
Team für Technik
Eichstätt, D

Brandschutz
morph+
Ingolstadt, D

Fertigstellung
2014

Fotografie
Gerhard Hagen
BAURCONSULT

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