Zerstörte Hochkultur

Katinka Corts
11. Februar 2015
Die größtenteils zerstörte Altstadt von Aleppo nach dem 22. Oktober 2014. (Bild: deutschlandfunk / Uno /Unitar)

Mamoun Fansa stammt aus dem syrischen Aleppo und arbeitet als Archäologe in Deutschland. Was in seinem Heimatland geschieht, wie Kulturgüter dort systematisch vernichtet werden, bestürzt ihn. Die Zerstörungen, so Fansa gegenüber dem Deutschlandfunk, würden teilweise von der syrischen Regierung selbst herbeigeführt. So habe Syriens Regierung die Stadt selber bombardiert, um sie «frei zu machen» von den informellen Siedlungen, aus denen auch der Widerstand gegen die Obrigkeit erwuchs. Es wurden gar, so Fansa weiter, ganze Katasterämter verbrannt, um nach dem Krieg keine Plangrundlagen zu haben, die Altansprüche von Grundstückseigentümern belegen würden. Diese Rechnung ginge fast auf, hätte sich nicht eine Gruppe deutscher  Stadtplaner und Architekten zwischen 1994 und 2011 auch um die Digitalisierung alles Katasterpläne gekümmert. Die gesicherten Kopien liegen nun in Stuttgart und sind bei Bedarf abrufbar. Für Anette Gangler von der Universität Stuttgart ist der Lauf der Geschichte dennoch enttäuschend, denn die guten Ansätze, das neue Bewusstsein für das kulturelle Erbe, wären nun, da 80% der Altstadt in Trümmern liegen, vorerst verloren. Mit seinem Buch «ALEPPO. Ein Krieg zerstört Weltkulturerbe.» mahnte Mamoun Fansa, die Werte der Stadt nicht im Krieg zu vernichten. Das war vor eineinhalb Jahren, und noch immer wird in Syrien gekämpft, getötet und zerstört – die frühere Altstadt existiert nicht mehr (Bilder). In einem ausführlichen Interview spricht Fansa über das Buch, der gesamte Beitrag des Deutschlandfunks ist hier nachzuhören.

Mamoun Fansa (Hrsg.):
ALEPPO. Ein Krieg zerstört Weltkulturerbe.
Geschichte, Gegenwart, Perspektiven.
Nünnerich-Asmus Verlag et Media,
Mainz 2013, ISBN 978-3-943904-25-3

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