Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe
Wasserkunst erleben
8. febrero 2012
Der Neubau nimmt in Details Bezug zum Thema Wasser – vor allem aber auf die Pole der Künstlichkeit und Natürlichkeit, die unseren Umgang mit dem Wasser bestimmen.
Selten denken wir darüber nach, welcher technische Aufwand nötig ist, um eine permanente Versorgung mit sauberem Trinkwasser aufrecht zu erhalten. Noch im neunzehnten Jahrhundert kam es zu Epidemien, die durch verschmutztes Trinkwasser ausgelöst wurden. In Hamburg hat der Senat erst nach der Choleraepidemie 1892 beschlossen, einen Sandfilter zur Aufbereitung des Trinkwasser zu errichten, das bis dahin einfach der Elbe entnommen worden war und sich bei Flut mit dem schmutzigen Hafenwasser vermischte. Als „Wasserkunst Kaltehofe“ entstand eine Sandfilteranlage auf der gleichnamigen Insel, die bei der Begradigung der Elbe von der größeren Insel Peute abgetrennt wurde; sie blieb bis 1990 in Betrieb. Mit Hilfe von Schieberhäuschen wurde das Wasser auf 22 Filtrationsbecken verteilt, die aufwändig gepflegt werden mussten.
Die alte Villa von 1894 wurde kernsaniert. Sie beheimatete ursprünglich eine Außenstelle des hygienischen Staatsinstituts. Vom Turm bekommt man einen Ausblick auf den Park und die historische Filtrationsanlage.
Nach der Stilllegung war das Gelände sich selbst überlassen und entwickelte sich zu einem wertvollen Biotop. Von Anfang an wurde darüber gestritten, was mit dem Gelände geschehen sollte. Der Eigentümer Hamburg Wasser wollte ursprünglich Wohnungen errichten, dagegen sprach nicht nur, dass das gesamte Gelände unter Denkmalschutz gestellt wurde, das Vorhaben scheitere auch an den Immissionen der umliegenden Industriebetriebe. 2003 schließlich wurde in einem Agenda 21-Prozess mit allen Interessengruppen gemeinsam ein konsensfähiges Nutzungskonzept entwickelt, das Aspekte der Naherholung und des Naturschutzes miteinander verbinden sollte.
Innenraum des Neubaus, er nimmt den größten Teil der Dauerausstellung zum Thema Wasserkunst auf.
Heute ist der innere Bereich der Wasserkunst Kaltehofe für die Öffentlichkeit zugänglich; hier wird sowohl über die Geschichte der Wasseraufbereitung informiert als auch über die inzwischen üppige Natur. Im zentralen Bereich wurden Büsche und kleinere Bäume entfernt, so dass der ursprüngliche Raumeindruck wieder hergestellt ist. Ein Rundweg führt an einem Teil der Filterbecken vorbei, ohne dass diese direkt zugänglich sind. Eines der Becken wurde von Bewuchs befreit und in den Ursprungszustand versetzt, der Rest ist in unterschiedlich weit fortgeschrittenen Verlandungsstufen belassen worden; außer einem Becken, das von Modellbootfahrern genutzt wird, sind sie nicht direkt zugänglich. Die historischen Schieberhäuschen wurden gesichert und teilweise saniert. Im ehemaligen Laborgebäude sind ein Café und ein Teil der Ausstellung untergebracht, die sich bis in den über einen Tunnel angebundenen Neubau aus Beton fortsetzt.
Lageplan
Ursprünglich hatte der vom Studio Andreas Heller vorgestellte Masterplan eine weit intensivere Nutzung der Filterbecken vorgesehen, etwa als Planschbecken oder Erlebnisparcours. Dass das Ergebnis nun deutlich bescheidener ausgefallen ist, tut dem Projekt insgesamt gut und macht die Wasserkunst Kaltehofe zu einem besonderen Ort, der weder umfangreicher Pflege noch großer Besuchermengen bedarf, um seinen Charme zu entwickeln.
Maren Harnack
Grundriss Obergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Untergeschoss
Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe
2011
Kaltehofe Hauptdeich 6–7
20539 Hamburg
Bauherr
Hamburger Wasserwerke
Hamburg
Projektleiter Bauherr
Arne Sörensen
Hamburger Wasserwerke
Architekt
Studio Andreas Heller
Hamburg
Landschaftsplanung
WES & Partner
Hamburg
Lichtplanung
Peter Andres
Hamburg
Tragwerksplanung
WTM Engineers
Hamburg
Brandschutz
Hahn Consult
Hamburg
Haustechnik
IGTech
Hamburg
Grundstück Hamburg Wasser
etwa 45 Hektar
Fläche Planbereich
etwa 8,3 Hektar
Bruttogeschossfläche
2.550 m²
Baukosten
9.000.000 Euro
Fotografie
Klaus Frahm