Umbau einer denkmalgeschützen Kunstschmiede
Universalraum und Erzählung
4. March 2015
BeL hat 2014 die ehemaligen Kunstschmiede Carl Wyland in der Gumprechtstraße in Köln zum Wohnen und / oder Arbeiten fertiggestellt. Anne-Julchen Bernhardt wählt drei Zeichnungen und drei Fotos aus und beantwortet unsere fünf Fragen.
Die denkmalgeschützte Halle ist nach dem Umbau ein Universalraum
Katinka Corts: Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Anne-Julchen Bernhardt: Das Projekt beginnt mit einem einzigen radikalen Eingriff. Wir haben in der großen Werkhalle das vorletzte Dachsegment abgerissen. Dadurch entsteht ein Innenhof mit einem überdachten Außenbereich. Drei große Alumniumschiebetüren verbinden auf der gesamten Breite der Halle den Innenraum mit diesem Außenraum. Die Halle ist in ihrer Vielseitigkeit zum Universalraum weiterentwickelt, man kann dort wohnen und / oder arbeiten. In der Introvertiertheit des Hinterhofes entsteht ein privater Außenraum, der die Grenzen zwischen Gemeinschaft und Privatheit durch Dusche, Aussenküche und ein Wasserbecken verschwimmen lässt.
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
In unserem Werk beschäftigen wir uns unter Anderem mit zwei unabhängigen Themenfeldern. Das eine sind nutzungsoffene Strukturen, zu denen der Universalraum hier zählt; das andere sind erzählerische Weiterschreibungen des Bestehenden. In dem Projekt Gumprechtstraße haben wir versucht, beiden Interessen nachzugehen.
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?
Das Projekt setzt die Nutzungsmischung des Ortes fort. Von aussen ist der Umbau nicht zu erkennen, außer, dass nun alles sauber ist.
Durch Abriss eines Dachsegments entsteht ein geschützter Innenhof
Die Küche als Zentrum des Hauses zeigt die verschiedenen Zeitschichten des Gebäudes
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?
Der Entwurf hat sich über einen langen Prozeß immer weiter vereinfacht. Von ersten, zum Teil zweigeschossigen, spezialisierten Einbauten entwickelte sich die Ertüchtigung der Halle zum Universalraum, dessen Nutzungen ausschliesslich durch speziell entworfene Möbel differenziert werden. So gibt es nun ausschließlich die große Halle und das zum Wohnen ertüchtigte Kontorhaus.
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Außer der Foamglasinnendämmung und den große Alumniumtüren haben wir vor allem traditionelle Materialien verwendet, die das Gebäude weitere hundert Jahre begleiten werden. Der geschliffene Zementestrich, die mineralische Schlämme, lasiertes Holztragwerk und –verschalung waren vor der Dämmung schon da, sie werden nach unserer Erneuerung weiter in Würde altern.
Vor der Werkhalle steht ein zweigeschossiges Kontorhaus, das die Wohnräume der Familie enthält
Der Hinterhof mit Kleingewerbe entspricht der traditionellen Nutzungsmischung in Köln-Ehrenfeld
Das Haus wird durch einen zum Hinterhof orientierten halböffentlichen Außenraum und einen privaten Innenhof hinter der Halle ergänzt
Das baufällige Dach wurde vollkommen entfernt und vier der ehemals fünf Joche in der Originalgeometrie energetische ertüchtigt und in der Konstruktion wiederhergestellt
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Archiv «Bau der Woche»
Umbau einer denkmalgeschützten Kunstschmiede
2014
Gumprechtstraße 12a
50825 Köln-Ehrenfeld
Nutzung
Wohnen und Büro / Ausstellung
Auftragsart
Direktbeauftragung
Bauherrschaft
privat
Architektur
BeL Sozietät für Architektur, Köln
Team: Anne-Julchen Bernhardt, Jörg Leeser, Matthias Hoffmann
Fachplaner
Jürgen Bernhardt Ingenieurbüro für Tragwerksplanung
knp Bauphysik
Ausführende Firmen
Rohbau: Pawel Adamczewski Bauunternehmung, Köln
Zimmermann/Dachdecker: Wolfgang Herr, Kall
Fenster: Gehendges Metallbau, Neroth
Putzarbeiten: Volker Kuphal Putz und Stuck, Ratingen
Estrich: Martin Burdack, Bochum
Sanitär: Dirk Kugelmeier Installateurbetrieb, Bonn
Elektro: Diethard Wiosna. Marienheide
Schreiner: Deforet Möbeldesign, Köln
Energiestandard
EnEV 2009
Bruttogeschossfläche
390 m² Wohnen und Arbeiten
80 m² Innenhof
365 m² Keller
Auszeichnung
Auszeichnung beim Kölner Architekturpreis 2014
Fotos
Jan Rothstein