Zu Fuß direkt zum Stadion – eine Idee für Dortmund

Manuel Pestalozzi
7. November 2023
Das »schwarz-gelbe Band« würde über das Messegelände hinweg zum Stadion führen. (Visualisierung: Gerber Architekten)

Das Brückenprojekt wäre ein Ersatzneubau. Die bestehende Passage, die vom Max Ophüls-Platz, in Verlängerung der Lindemannstraße, die Bundesstraße 1 überquert und das südlich davon liegende Messegelände und diverse Sportstadien erschließt, gilt als marode und mit Steigungen von weit mehr als 6% als steil. Die Stadt Dortmund schrieb deshalb 2019 für den Ersatz dieser Bogenbrücke aus den 1950er-Jahren einen Planungswettbewerb aus, den das Büro schlaich bergermann partner gewann. Gerne hätte man die neue Brücke bis zur EURO2024 fertiggestellt, dies wird aber nicht geschehen. Gemäß einer Mitteilung der Stadt Dortmund wurde Mitte Januar 2022 zwar mit den vorbereitenden Arbeiten für den Abriss und Neubau begonnen. Bei der Vergabe der Aufträge habe sich aber gezeigt, dass das Gesamtinvestitionsvolumen aus dem Baubeschluss in Höhe von 9,9 Millionen Euro deutlich überstiegen wird. Es stünden somit aufgrund der derzeitigen Marktsituation infolge der weltpolitischen Krisenzeiten nicht genug Haushaltsmittel für die Durchführung der Baumaßnahme zur Verfügung. Außerdem stelle sich die Beschaffungslage bei verschiedenen Materialien – insbesondere beim Stahl – derzeit als sehr unsicher dar. Dies führe zu einem unkalkulierbaren Risiko für die rechtzeitige Fertigstellung der Brücke zur EURO 2024. 

Die Konstruktion aus Gerüstbau-Fertigteilen würde die Bogenbrücke aus den 1950er-Jahren ersetzen. (Visualisierung: Gerber Architekten)
Brückenverlängerung als Chance?

Aufgrund ihrer Lagebeurteilung hat die Stadt die laufenden Vergabeverfahren für den Abbruch und Neubau der Brücke rechtssicher aufgehoben. Das Dortmunder Büro Gerber Architekten erkannte die Chance, die Idee eines schnell realisierbaren Provisoriums einzubringen, die Ende Oktober über die Tagespresse einer breiteren Öffentlichkeit bekanntgemacht wurde. Zum Vorschlag gehört auch eine Entflechtung, denn er schlägt eine knapp 380 m langen Fußgängerbrücke vor, welche weit in das Gelände auf der Südseite hineinreicht. Das Büro argumentiert, der geplante Brückenneubau würde die Lösung eines bestehenden Problems verpassen: An Spieltagen von Borussia Dortmund würden sich erhebliche Menschenströme vom Messevorplatz aus über die Versorgungsstraße zwischen Halle 2/3 und Halle 4 bewegen, eine Straße, die ausschließlich für den Lieferverkehr der Messe ausgelegt sei. Derzeit bestehe für Stadionbesucher deshalb kein gefahrenfreier Fußweg, insbesondere zu Messetagen mit deren Auf- und Abbauzeiten, außerdem werde die Versorgung der Messe an Spieltagen gestört.

Im Gegensatz zur projektierten neuen Brücke würde der Vorschlag über den Dächern der Messebauten verlaufen. (Visualisierung: Gerber Architekten)

Deshalb wird der Gestaltungsgedanke eines »schwarz-gelben Bandes« in Richtung Stadion in die Diskussion eingebracht. Schwarz und gelb sind die BVB-Clubfarben. Bei der präsentierten Idee wird die Wegeführung der Brücke als intuitiv für die Gäste bezeichnet. Das vorgeschlagene »Band« überspannt sowohl die B1 in ca. 13 m Höhe, den Messevorplatz sowie die gesamte Versorgungsstraße der Messe. Es ermöglicht Stadionbesucher*innen über den Dächern der Messe einen Panoramablick auf das Dortmunder Stadion sowie in den Dortmunder Süden. Gerber Architekten schlagen eine Brückenkonstruktion unter Verwendung von Gerüstbau-Fertigteilen vor. Dies ermögliche, dass trotz der Dimension der Brücke mit knapp 380 m Länge die Möglichkeit eines schnellen Aufbaus geschaffen wird und eine Inbetriebnahme noch vor der EURO2024 möglich sei. Für den gesamten Aufbau der Brücke rechnet das Büro mit einer Zeit von ca. drei bis vier Wochen. Der Brückenentwurf sei dabei nicht zwingend auf eine temporäre Nutzung beschränkt, sondern könnte grundsätzlich auch längerfristig eingesetzt werden. Die Modularität der Gerüstbau-Fertigteile würde auch die Möglichkeiten von Modifizierungen und Ausbauten bieten. Die Idee ist den Kreislauf-Gedanken nah und entspricht somit den Zeitgeist.

Die Auf- und Abgänge wären Treppenkaskaden, ergänzt mit Aufzügen, welche die Barrierefreiheit sicherstellen. (Visualisierung: Gerber Architekten)

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