Wettbewerb Technikmuseum Berlin: Innauer Matt siegreich

Manuel Pestalozzi
28. November 2023
Das Siegerprojekt für ein neues Empfangsgebäude bildet am Tempelhofer Ufer mit seiner Giebelfront ein auffälliges Portal. (Visualisierung: Innauer Matt Architekten)

Das Deutsche Technikmuseum in Berlin-Kreuzberg gibt es seit 1983, es befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks und Güterbahnhofs des Anhalter Bahnhofs. Das neue Eingangsgebäude soll künftig zwischen den verschiedenen Bauwerken des Museums und seinem Freigelände vermitteln. Ziel des von der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH europaweit ausgelobten nichtoffenen Realisierungswettbewerbs war es, gestalterisch, funktional und wirtschaftlich überzeugende Entwürfe für einen Museumseingang zu erhalten, die den historischen Standort erlebbar machen und durch eine eigenständige Architektur weiterentwickeln. Zudem mussten die Entwürfe ein zeitgemäßes und funktionales Serviceangebot für die Museums-Besucher*innen beherbergen können. Es wurde außerdem eine Architektur erwartet, die ein neues Markenzeichen und Magnet wird. Als Standort für den Neubau wählte man einen Platz zwischen dem ehemaligen Verwaltungsgebäude des Anhalter Güterbahnhofs und dem Museumsneubau. Er liegt direkt am Tempelhofer Ufer des Landwehrkanals, zwischen Möckernbrücke und Anhalter-Steg.

Aus 117 Bewerbungen wählte man 25 Teilnehmende aus, 23 Entwürfe waren letztendlich zu beurteilen. Die Wettbewerbsjury unter Vorsitz der Architektin Jórunn Ragnarsdóttir entschied nach ausführlicher Diskussion über die drei Preisträger*innen und zwei Anerkennungen. Als Sieger ging der Entwurf von Innauer Matt Architekten ZT GmbH, Bezau (AT) hervor. Die Jury war beeindruckt vom »unerwarteten Baukörperֿ«, den das Entwurfsteam zwischen den kaiserzeitlichen Bau und das »postmodern aufgeladene« Haupthaus von 2001 schob. Mit der langgestreckten Schnittfigur eines hohen Hutes erzeuge die Hinzufügung ganz unterschiedliche, spontane Assoziationen. Die Schnittfigur prägt ein lineares Gebäude, das sich der einstigen Ladestraße entlangzieht, ins Areal hinein. Die Giebelseiten sind geöffnet und signalisieren den Eingang, die aufgefalteten Vordächer auf den langen Seiten übernehmen das Motiv der vorhandenen Ladehallen entlang der Ladestraße. In den Augen der Jury schaffen sie so eine angemessene Verwandtschaft. Die benachbarten Museumsbauten lassen sich über zwei diskrete gedeckte Brücken erreichen. Der neue Haupteingang und die angebotenen Nebeneingänge im rundum geöffneten Erdgeschoss sind barrierefrei erreichbar. 

Brücken verbinden den Solitär mit den Nachbarbauten. (Plan: Innauer Matt Architekten)
Holzdach mit Photovoltaik-Schuppen

Das markante Dach des Projekts aus dem waldreichen österreichischen Bundesland Vorarlberg ist als Holzkonstruktion geplant. Die »reduzierte und dadurch sehr dauerhafte und freundliche Materialauswahl« ist gemäß dem Kommentar der Jury konstruktiv bedingt. Sie schaffe mit der erlebbaren Holzstruktur des Daches, den verglasten Erdgeschoss-Fassaden und dem mineralischen Boden eine einfache, aber sehr freundliche, warme Atmosphäre. »Zusammen mit der dunklen, vollständig aus Photovoltaik-Schuppen gebildeten Dachhaut ergibt sich ein schöner, einladender Kontrast, der einerseits die Eingangswirkung unterstreicht, gleichzeitig aber auch eine zukunftsweisende und beispielhaft gestaltete Integration von energiewirksamen Hüllflächen in ein ansprechendes Gebäude darstellt«, kommentiert die Jury den Gesamteindruck. Das Büro Innauer Matt Architekten konnte bereits frühere Wettbewerbserfolge in Deutschland feiern. So wurde neulich die Ausstellungshalle der Kunsthochschule Kassel fertiggestellt (German-Architects berichtete). Im Anschluss an den Wettbewerb wird mit den drei Preisträger*innen ein Verhandlungsverfahren unter Berücksichtigung weiterer Auswahlkriterien durchgeführt und über die konkrete Auswahl und Beauftragung eines Generalplanungsteams verhandelt. Im ersten Quartal 2024 wird schließlich die konkrete Planung beginnen, wie die Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin mitteilt.

Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten bis zum 13. Dezember, Deutsches Technikmuseum Berlin. Mo–Fr 11–17.30 Uhr sowie Sa/So 11–18 Uhr

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