Stuttgart 21 – offene Türen und neue Verzögerungen

Manuel Pestalozzi
25. März 2024
Diese Luftaufnahme aus dem Januar zeigt, wie der alte Hauptbahnhof durch die neue Halle vom Gleisfeld abgeschnitten ist. (Foto: © Arnim Kilgus)

Die Zahl 21 im Projektnamen Stuttgart 21 bezog sich nie auf eine Fertigstellung im Jahr 2021, sondern auf das 21. Jahrhundert – somit bleibt den Verantwortlichen ja noch etwas Zeit. Ihr ursprünglicher Zeitplan hatte eine Fertigstellung im Jahr 2008 vorgesehen, damals waren die Bauarbeiten allerdings noch gar nicht im Gange. Auch war noch nicht klar, wie viele Proteste und Einsprachen folgen würden. Vor zwei Jahren meldeten wir, die Bauarbeiten kämen gut voran. Der Rohbau des künftigen Hauptbahnhofs mit seiner einzigartigen Schalendachkonstruktion wurde im November vorigen Jahres fertiggestellt, und bis zum Sommer, so schreibt die Deutsche Bahn (DB) in einer Pressemitteilung, sollen im Bahnhof bereits »etliche Meter Gleis« verlegt sein.

Jetzt können sich Interessierte selbst vom Baufortschritt überzeugen: Der Verein Bahnprojekt Stuttgart–Ulm e. V. lädt für den Zeitraum vom Karsamstag bis zum Ostermontag zu Tagen der offenen Baustelle ein. Möglichkeiten zur Besichtigung bestehen dabei jeweils zwischen 10 und 17 Uhr. Wer das Angebot annimmt, kann den Bahnhofsneubau mit den markanten Kelchstützen, das Bahnhofsdach mit den ersten fertigen Lichtaugen sowie den Umbau des Bonatzbaus, also des alten Hauptbahnhofs von Paul Bonatz (1877–1956), in Augenschein nehmen. Auch wird die Chance zum persönlichen Austausch mit Fachleuten bestehen, und es werden Spaziergänge über das Bahnhofsdach möglich sein.

An den Tagen der offenen Baustelle werden auch Spaziergänge über das Dach der neuen Halle angeboten. (Foto: © Arnim Kilgus)

Kurz vor den Besichtigungstagen berichtet unter anderem die FAZ nun allerdings, dass der bestehende Stuttgarter Hauptbahnhof »zumindest« auch im Jahr 2026 in Betrieb bleibe. Ob der neue Tiefbahnhof tatsächlich ab Dezember 2025 genutzt werden kann, wie es bisher geplant war, werde im Juni feststehen. Das habe die DB nach einer Sitzung mit den Partnern des Projekts Stuttgart 21 am 22. März in Baden-Württembergs Landeshauptstadt mitgeteilt. Der Grund diesmal: die Digitalisierung. Sie stellt die Verantwortlichen beim Stuttgarter Bahnknoten offensichtlich vor große Herausforderungen. Deshalb erstelle man den Fahrplan für das Jahr 2026 noch auf Basis der alten Infrastruktur mit dem bestehenden Kopfbahnhof. Damit ist eine provisorische Einrichtung mit den bestehenden Bahnsteigen inklusive der schönen Glasschürzen der alten Überdachung gemeint, der Bonatzbau ist durch die neue Halle vom Gleisfeld getrennt. 

Berthold Huber, der Infrastrukturvorstand der DB, ließ unterdessen verlauten, man strebe nach wie vor an, den neuen Tiefbahnhof im Dezember 2025 in Betrieb zu nehmen. Die Terminlage sei aber sehr angespannt. Stuttgarts Bevölkerung ist mittlerweile Verzögerungen gewohnt und wird durch die erneute Planänderung wohl nicht mehr aus der Ruhe gebracht.

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