Rückschlag bei Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle

Manuel Pestalozzi
12. Dezember 2023
Das siegreiche Wettbewerbsprojekt, das viel Sichtmauerwerk in Aussicht stellte, wird vom Finanzministerium des Landes heute als zu teuer erachtet. (Visualisierung: © Burger Rudacs Architekten/Wamsler Rohloff Wirzmüller FreiRaumArchitekten)

Es war ein schönes Projekt von Burger Rudacs Architekten und FreiRaum Architekten, das German Architects im vergangenen Jahr vorstellen konnte. Der Wettbewerbs-Entwurf begeisterte mit seinen lichtdurchfluteten Räumen und den Außenwandflächen aus rötlichem Sichtmauerwerk auch das Preisgericht unter dem Vorsitz von Jórunn Ragnarsdóttir; es schwärmte von der zu erwartenden »dauerhaften Schönheit des Gebäudes«.

Dass das Projekt nicht auf gutem Wege sein könnte, ahnte der Mitteldeutsche Rundfunk Sachsen-Anhalt (MDR) schon seit einiger Zeit. Denn er richtete über Monate vergeblich Anfragen an das Finanzministerium des Landes, das für den staatlichen Hochbau zuständig ist. Vor wenigen Tagen setzte Ministeriums-Sprecherin Nancy Eggeling dem Warten ein Ende: »Das Ministerium hat entschieden, das bisherige Entwurfskonzept nicht weiterzuverfolgen«, teilte sie dem Sender mit.

Kostenziel verfehlt

Als Grund für diesen Entscheid gibt das Ministerium laut MDR die Kosten an. Die Kostenobergrenze sei ursprünglich mit 31 Millionen Euro veranschlagt gewesen, nun habe das zuständige Architekturbüro eine Vorplanung vorgelegt, jedoch nach Angaben des Ministeriums das Kostenziel um fast 100 Prozent überschritten. Diese Zahlen weist das Architekturbüro in einer Stellungnahme zurück. Nach seinen Berechnungen beträgt die Kostensteigerung 53 Prozent, die Kosten sind auf etwa 46,8 Millionen Euro angewachsen. Die Hochschule selbst hat ebenfalls gerechnet und kommt laut MDR auf Gesamtbaukosten von etwa 46 Millionen.

Trotz diesen Diskrepanzen scheint die Position des Finanzministeriums festzustehen: »Es gibt eine Neuausschreibung und das weitere Vorgehen wird zwischen den Ressorts und der Hochschule abgesprochen«, so die Sprecherin gegenüber dem MDR. Einen Zeitplan konnte sie allerdings nicht nennen. Der Sender erinnert bei dieser Gelegenheit daran, dass der 2020 ausgelobte Architekturwettbewerb immerhin rund 233.000 Euro kostete. Überhaupt ist dieses Ereignis eine schlechte Nachricht für das Wettbewerbswesen. Projekte, auf die man sich nach eingehender Beratung einmal festgelegt hat, sollten nicht leichtsinnig aufgegeben werden. Wenn dies geschieht, kann eine Diskreditierung der Auslobenden die Folge sein. Es besteht das Risiko, dass sich bei späteren Ausschreibungen der Kreis der interessierten Büros verkleinert. Der Qualität und der Baukultur ganz allgemein könnte eine solche Entwicklung Schaden zufügen.

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