Raum zum Trauern und Gedenken

Thomas Geuder
26. November 2014
Zugang zur Gedenkstätte, Empfangsgebäude (Foto: hiepler, brunier,)

Der Krieg gehört zu den abscheulichsten Dingen, zu denen Menschen fähig sind. Und doch gibt es ihn, immer wieder, auf der ganzen Welt, im Großen wie im Kleinen. Leider. Deutschland ist nach dem Schrecken des Zweiten Weltkriegs gottlob zu einer grundsätzlich friedlichen Gesellschaft herangereift, nicht zuletzt weil die Vergangenheitsreflexion hierzulande ein wichtiger Bestandteil der Erziehung und des öffentlichen Lebens war. Krieg will hierzulande niemand mehr, entsprechend umstritten sind die Auslandseinsätze der Bundeswehr. In einer Welt allerdings, die weit verzweigt ist und aus vielfältigen Allianzen besteht, muss sich auch Deutschland an oftmals gefährlichen Auslandseinsätzen beteiligen. Da bleibt es nicht aus, dass auch deutsche Soldaten ihr Leben lassen müssen. Leider.

Orientierungslichter leiten zum Ort der Stille. (Foto: hiepler, brunier,)

Den Kameraden und Hinterbliebenen dieser im Einsatz verstorbenen Soldaten soll die vor Kurzem von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen eingeweihte Gedenkstätte «Wald der Erinnerung» in der Henning-von-Tresckow-Kaserne bei Potsdam Raum zum Trauern und Gedenken bieten. Zentrales Element des von Rüthnick Architekten entwickelten architektonischen Konzeptes ist der «Weg der Erinnerung», der die Besucher vom Zugang durch das Empfangsgebäude bis zum räumlichen Abschluss der Gedenkstätte führt, dem «Ort der Stille». Die Freiraumgestaltung aus der Feder von Marcel Adam Landschaftsarchitekten sieht rechts und links des Weges sieben Ehrenhaine in Waldlichtungen vor, die aus ehemaligen Auslandseinsatzgebieten stammen.

Ort der Stille (Foto: hiepler, brunier,)

Neben dem gewählten Standort in einem stark bewaldeten Areal der Henning-von-Tresckow-Kaserne, beeinflusste den Entwurf vor allem der Wunsch des Auftraggebers (Bundesministerium der Verteidigung, vertreten durch den Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen BLB) nach einem Ort für die persönliche Trauer der Hinterbliebenen. Darüber hinaus galt es, die zurückgeführten Ehrenhaine unter möglichst hohem Wiedererkennungswert in die Gedenkstätte einzufügen. So verwendeten die Architeken erdfarbene Ziegelsteins als einheitliches Material, die dadurch den gestalterischen Rahmen des Gedenkortes bilden und diesen mit den heterogen beschaffenen Ehrenhainen zusammenfassen. Dem Konzept der Friedwälder oder Ruheforste entlehnt, können sich die Hinterbliebenen und Angehörigen den Wald und die Bäume als Gedenkbäume zu Eigen machen und individuelle Gedenktafeln anbringen. Die Ruhe und die Geschlossenheit des Ortes sollen individuelle Erinnerungsmomente schaffen, Trost spenden und die Möglichkeit zum Kraft Schöpfen geben.


Der «Wald der Erinnerung» ist eine öffentlich zugängliche Gedenkstätte und eine Ergänzung zum Ehrenmal der Bundeswehr im Berliner Bendlerblock. Im Oktober 2014 wurde der Entwurf durch den Rat der Formgebung mit dem «German Design Award – Special Mention 2015» in der Kategorie «Architecture and Urban Space» ausgezeichnet. tg

Erläuterung (Quelle: Rüthnick Architekten)
Lageplan (Quelle: Rüthnick Architekten)

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