Neubau für die Arolsen Archives

Manuel Pestalozzi
20. November 2023
Das Siegerprojekt von Riehle Koeth stellt dem Archiv-Kubus einen Erinnerungspavillon gegenüber. (Visualisierung: Riehle Koeth)

Die Arolsen Archives gingen 2019 aus dem Internationalen Suchdienst (englisch International Tracing Service, ITS) hervor. Seine Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört seit Juni 2013 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Sie beinhaltet Dokumente zu den verschiedenen Opfergruppen des NS-Regimes, zur Zwangsarbeit sowie zu Displaced Persons und zur Migration nach 1945. Begonnen haben dieses Archiv die Alliierten noch im Zweiten Weltkrieg. Nach Stationen in London, Versailles und Frankfurt am Main gelangte es 1946 nach Bad Arolsen. Die Ortswahl wird pragmatisch-administrativ begründet: Bad Arolsen befand sich in der geografischen Mitte der vier Besatzungszonen in Deutschland. Außerdem verfügte das Städtchen über eine durch den Krieg kaum beschädigte Infrastruktur. Der Tätigkeitsschwerpunkt verlagerte sich im Laufe seiner Geschichte von der Suche nach vermissten Personen zur Dokumentation in Form der Sammlung und Auswertung von Unterlagen sowie der Erteilung von Auskünften. Der Fortbestand des Archivs wird durch die Bundesrepublik garantiert.

Der Archivbereich wird im Siegerprojekt klar von den Büroräumen und dem Konferenzbereich getrennt. (Plan: RIEHLE KOETH)

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben lobte für den Neubau eines Archivgebäudes einen einphasigen interdisziplinären Realisierungswettbewerb aus, für den sich 50 nationale und internationale Planungs- und Architekturbüros bewarben. Neben der Archivfläche mussten im Neubau Büroräume und ein Konferenzsaal untergebracht werden. Der vorgesehene Standort des Solitärs befindet sich an der Jahnstraße, am Rand des Stadtparks, eine kurze Distanz vom alten Baubestand der Arolsen Archives. Mit einem kompakten kubischen Baukörper konnte das Architekturbüro Riehle Koeth den ersten Preis erlangen. Gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekturbüro Kraft.Raum gelang den Entwurfsverfassern laut Jury »eine bewundernswert klare und schlüssige Bearbeitung der herausfordernden Bauaufgabe«. Der vorgeschlagene schwere, geschlossene Kubus, der das »Bewahren« räumlich zum Ausdruck bringt, bildet einen prägnanten Kontrast zu einem ihn umgebenden transparenten Baukörper im Pavillonstil. Dieser soll zum Erinnern einladen.

Die expressive Backsteinfassade des zweitrangierten Projekts bringt das Sammeln von Dokumenten plastisch zum Ausdruck. (Visualisierung: Nieto Sobejano Architectos)
Entscheid zwischen drei Projekten

Platz zwei im Wettbewerb belegte das Büro Nieto Sobejano Architectos mit La.BAR Landschaftsarchitekten. Ihr Projekt sieht eine Fassade aus rot eingefärbten Betonfertigteilen vor, die an Schachteln und Archivboxen erinnern. Die Jury lobte bei diesem Entwurf die besonders sparsame Versiegelung von Grünflächen. Das drittplatzierte Konzept des Architekturbüros AFF Architekten mit Landschafts.Architektur Birgit Hammer präsentiert das Archiv als eine Art Gartendenkmal, das sich in die atmosphärische Ruhe des umgebenden Parks harmonisch einbettet. Welcher der drei Gewinnerentwürfe tatsächlich realisiert wird, entscheidet ein anschließendes EU-Vergabeverfahren. Der Archiv-Neubau soll laut Planung 2028 fertiggestellt sein.

Das drittrangierte Projekt interpretiert das Archiv als eine Art Gartendenkmal. (Visualisierung: AFF Architekten)

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