Krankenstation in Schlingensiefs Operndorf

Simone Hübener
4. Juni 2014
Luftaufnahme (Bild: Kéré Architecture)

Unrealisiert jedoch ist in Laongo, rund 30 Kilometer nordöstlichlich der Hauptstadt Ouagadougou, heute längst nichts mehr: Seit Oktober 2011 werden in der Schule des Operndorfs rund 300 Kinder unterrichtet, es gibt ein eigenes Tonstudio, einen Filmvorführraum und eine schuleigene Mensa, die von Müttern geführt wird. Weitere Gebäude sind im Bau und in Planung – nicht zuletzt auch das Festspielhaus als Zentrum der künftigen Anlage.

Lageplan, Stand Juni 2014 (Grafik: Kéré Architecture)

Das Operndorf ist zu einem globalen Kunstprojekt geworden, das Kunst und Leben zusammenführt, ganz so, wie es der Vision des 2010 verstorbenen Schlingensief entsprach: Es sollte kein weiteres Entwicklungshilfeprojekt, aber auch kein simples Musikhaus nach europäischem Vorbild werden, sondern eine internationale und interkulturelle Begegnungsstätte – «Remdoogo» eben: Der Begriff bedeutet in der Landessprache Mooré so viel wie «Bürgersaal» oder auch «Treffpunkt». Burkina Faso ist eines der ärmsten, aber auch politisch stabilsten Länder Afrikas. Vor allem aber ist Burkina Faso das Zentrum des afrikanischen Films und Theaters.

Eingang (Bild: Kéré Architecture)

Dass das Projekt auch nach Schlingensiefs Tod im August 2011 nicht ins Stocken geraten ist, ist zum Großteil dem in Berlin arbeitenden und in Burkina Faso geborenen Architekten Diébédo Francis Kéré zu verdanken. Der 2004 mit dem Aga-Khan-Preis ausgezeichnete Kéré verbindet in seiner Arbeit traditionelle und moderne Bauweisen. Auch in «Remdoogo» wird mit lokalen Baumaterialien wie Lehm, Lateritstein, Eukalyptusholz und Tonverputz gearbeitet. Es wird Wert darauf gelegt, den Menschen Techniken und Wissen zu vermitteln, um ihnen zu ermöglichen, selbstständig zu arbeiten. Die nun in Betrieb genommene Krankenstation ist in diesem Sinne angelegt und wird von burkinischen Ärzten betreut und von der Landesregierung finanziert.

Klimakonzept (Grafik: Kéré Architecture)

Die Eröffnung der Krankenstation findet am 07. Juni 2014 im Operndorf Afrika, eine Autostunde nördlich der Hauptstadt Ouagadougou unter Anwesenheit der umliegenden Bevölkerung mit Ihren Dorfältesten, lokale Regierungsvertreter, Aino Laberenz, Francis Kéré, Vertretern des Grünhelme e.V.s und Vertretern der lokalen und internationalen Presse statt. Weitere Informationen zum Operndorfprojekt von Christoph Schlingensief mit Bildern und dem aktuellen Stand der Bauarbeiten sind online unter: www.operndorf-afrika.de.

Innenraum (Bild: Kéré Architecture)

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