»Kramer lieben«

Manuel Pestalozzi
30. Oktober 2023
1929–1930 entstanden in der Siedlung Westhausen die Laubenganghäuser des Typs MEFAGANG von Ferdinand Kramer and Eugen Blanck. Sie werden auf der Exkursion vom 19. November besucht. (Foto: Adornix/Wikimedia Commons)

Ferdinand Kramer war ein wichtiger Protagonist der klassischen Moderne und der neuen Sachlichkeit, dessen Hauptwirkungsfeld sein Geburtsort Frankfurt war. In den 1920er Jahren war er als Mitarbeiter Ernst Mays an der Gestaltung des »Neuen Frankfurt« beteiligt. Er entwarf aber auch Möbel und Gebrauchsgegenstände aus Metall, u. a. den bekannten »Kramer-Ofen«, einen Allesbrenner, der ab 1925 von der Firma Buderus produziert wurde. 1938 emigrierte Kramer in die USA, wo er erneut im Siedlungsbau und im Design von Systemmöbeln, gewissermaßen »IKEA-Archetypen«, tätig war. 1952 kehrte Kramer nach Frankfurt zurück und übernahm das Amt des Baudirektors der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, das er bis 1964 ausübte. Er baute den Campus aus und prägte ihn mit flexiblen Skelettbauten und seinem nüchternen, sachlichen, unprätentiösen Stil, welcher einerseits die Tradition des »Neuen Frankfurts« weiterentwickelte und zudem den Geist der jungen Bundesrepublik mit ausformte.

Ferdinand Kramer wäre dieses Jahr 125 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass widmet das Museum Angewandte Kunst ihm vom 4. bis 19. November unter dem Titel »Kramer lieben« eine Objektpräsentation, die von verschiedenen Veranstaltungen und einer kleinen Exkursion begleitet ist. Die Schau versteht sich als Hommage an den »geliebten wie umstrittenen Architekten und Designer«. Gezeigt werden Objekte aus der Museumssammlung und Reeditionen des Designlabels E15, die auf Entwürfen Kramers basieren. Außerdem sind zwei Videoarbeiten der Frankfurter Künstlerin Martina Wolf zu sehen, die am Kramer-Bau des ehemaligen Biologie-Campus der Goethe-Universität entstanden sind. Ein QR-Code gewährt Zugang zu dem Film »Ferdi gegen Frankfurt«, den der Hessischer Rundfunk 1983 produziert hat. Im Workshop wird Ferdinand Kramers Couchtisch Square Packaged Coffee Table von 1951 aufgebaut. Das Konzert zu seinen Ehren bestreitet am 18. November als Abschluss der Ausstellung das isenburg quartett mit Jagdish Mistry (Violine), Diego Ramos Rodríguez (Violine), Laura Hovestadt (Viola), Michael Maria Kasper (Violoncello).

(Plakat: museum angewandte kunst)

Andere Artikel in dieser Kategorie