Deutscher Lichtdesign-Preis 2014

Thomas Geuder
21. Mai 2014
Die Lichtdesigner des Jahres kommen diesmal aus Österreich: podpod Design aus Wien mit den beiden Büropartnern und Geschwistern Iris und Michael Podgorschek. (Foto: Der Raumjournalist Thomas Geuder)

Erfrischend auffällig war in diesem Jahr, dass viele noch unbekannte Planer gewinnen konnten, was nicht zuletzt für einen allgemeinen Anstieg der Qualität in der Branche der Lichtplanung spricht. Erstmals wurde in diesem Jahr auch ein mit insgesamt 5.000 Euro dotierter Nachwuchspreis an Büros, die nicht älter als drei Jahre sind, verliehen. Lichtplaner des Jahres waren im letzten Jahr Kardorff Ingenieure Lichtplanung (wir berichteten), in diesem Jahr ging dieser Preis nach Wien zu den podpod design, die insgesamt drei Preise erhielten. Mit den beiden Geschwistern Iris und Michael Podgorschek haben wir uns am späten Abend noch zu einem persönlichen Gespräch getroffen.

Die Lichtdesigner des Jahres kommen diesmal aus Österreich: podpod Design aus Wien mit den beiden Büropartnern und Geschwistern Iris und Michael Podgorschek. (Foto: Der Raumjournalist Thomas Geuder)

Thomas Geuder: Herzlichen Glückwunsch zunächst einmal zu Ihren drei Preisen! Zunächst möchte ich mich mit Ihnen gerne über Ihre Arbeitsphilosophie unterhalten. Auf Ihrer Homepage habe ich gelesen: Lichtplanung ist das Zusammenspiel von technischem Know-how und künstlerischem Feingefühl. Wie gehen Sie konkret an eine Entwurfsaufgabe heran?
Iris Podgorschek: An neue Projekte wollen wir immer mit neuem Geist und möglichst offen herangehen, statt mit Standardlösungen. Was ist die Besonderheit, was die Identität, was ist der Raum, die Fassade, der Stadtraum, was passiert dort, wie reagiert man dort?
Michael Podgorschek: Es ist wichtiger, mit Fragen auf eine Aufgabe zuzugehen, als mit vorgefertigten Antworten. Es geht nicht darum, auf Neues altbewährte Methoden zu profpen. Für uns ist es vielmehr eine Frage der Haltung: Am Anfang ist es besser, nicht zu wissen, als zu wissen.

TG: Sie arbeiten also sehr individuelle Konzepte aus, weswegen es zunächst wahrscheinlich schwer sein wird, Ihnen eine bestimmte Gestaltungslinie zuschreiben.
MP: Gebäude sind eben immer sehr verschieden, etwa von der Nutzung oder der Architektur her. Für uns ist es deswegen ist immer ein neues Herangehen.

TG: An welcher Art von Gebäuden haben Sie bisher gearbeitet?
MP: Wir haben verschiedene Schwerpunkte. Einer davon sind historische Bauten, wo wir die Fassadenbeleuchtung planen. Wir beleuchten aber auch den Innenraum, was wegen des Denkmalschutzes oft kein leichtes Unterfangen ist. Auch technisch ist das eine anspruchsvolle Aufgabe. Denn man muss überlegen, welche Beleuchtungskörper noch sichtbar sein dürfen, oder auch wo Kabel geführt werden können, weil man nicht einfach überall Leitungen hinein stemmen kann und mit Gesimsen Vorlieb nehmen muss. Oft muss man mit ganz wenigen Deckenauslässen auskommen, da der Stuck oder die Fresken nicht verletzt werden dürfen.

Iris und Michael Podgorschek bedankten sich für ihren Preis mit einem Freudentanz – natürlich stilecht als Wiener Walzer. (Foto: Der Raumjournalist Thomas Geuder)

TG: Zu welchem Zeitpunkt werden Sie normalerweise zu einem Projekt hinzugerufen?
IP: Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal arbeitet man mit den Architekten von Beginn an zusammen, was natürlich ideal ist. So können Architektur und Licht gemeinsam geplant werden. Oft ist es aber so, dass ein Gebäude schon besteht, wenn wir hinzu gerufen werden. Und manchmal ist sogar gar kein Architekt dabei, wodurch die Herangehensweise wieder eine ganz andere ist, zum Beispiel wegen des Denkmalschutzes.
MP: Natürlich gibt es auch den Fall des Neubaus. Hier ist es leider oft so, dass nach der Gebäudekonzeption zunächst ein Elektroplaner eine Kostenschätzung für die Beleuchtung macht und sogar schon die Auslässe groß schätzt. Diese frühen Schätzungen liegen jedoch leider oft daneben und wirken sich später natürlich negativ aus.
IP: Besonders in Österreich ist die Profession des Lichtplaners noch nicht so etabliert und eher neu, weswegen hier oft noch Elektroplaner heran gezogen werden. Irgendwann aber merken Architekt und Bauherr, dass sie etwas anderes suchen. Erst dann kommen sie auf die Lichtplaner zu. Doch das Bewusstsein für ein möglichst frühes Einbeziehen des Lichtplaners wird glücklicherweise immer größer.
MP: Wir müssen nach wie vor Überzeugungsarbeit leisten. Werden wir erst spät in einem Projekt hinzugezogen, muss eben mit den vorhandenen Rahmenbedingung eine Lösung erarbeitet werden. Die meisten Planer und Bauherren wollen uns dann beim nächsten Mal von Anfang an in die Planungsphase mit einbeziehen, was manchmal sogar auch passiert.
IP: Unser Ideal ist also, dass zum Zeitpunkt der Ausschreibung auch die Lichtplanung schon steht, damit ausgeschrieben werden kann, was wirklich gebraucht wird. Je präziser also und je klarer von Anfang alles definiert ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Gedachte am Ende auch wirklich schön wird.
MP: Ein weiteres Phänomen ist übrigens auch, dass verschiedene Hersteller auch Lichtplanungen anbieten, quasi umsonst dazu, damit die entsprechenden Leuchten eingesetzt werden. Aber das ist natürlich nicht dasselbe, wie wenn ein unabhängiger Lichtplaner etwas von Grund auf plant, in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten.

Für ihr Projekt «Stadtpalais Liechtenstein» in Wien erhielten podpod design den Deutschen Lichtdesign-Preis in der Kategorie «Museen». (Foto: Jansenberger Fotografie)

TG: Die Unabhängigkeit ist offenbar ein sehr wichtiger Punkt in Ihrer Arbeit, oder?
IP: Genau. Man muss bedenken: Ein Hersteller bekommt zahlreiche Projekte auf den Tisch, weswegen man dort niemals so involviert in ein Projekt sein und nicht den architektonischen Zugang haben kann, wie ein Lichtplaner. Die Mitarbeiter dort haben schon vom System her gar nicht die Möglichkeit dazu, weswegen dann oftmals Standardlösungen dabei herauskommen. Drum ist es auch so schön, wenn die Arbeit der Lichtplaner Beachtung findet, wie hier beim Lichtdesign-Preis.
MP: Es ist auch eine Wertfrage, denn eine Lichtplanung ist eine kreative Leistung und hat natürlich auch einen bestimmten Wert, der honoriert werden muss. Für sein Geld bekommt der Bauherr jedoch auch etwas sehr Gutes. Das Bewusstsein dafür aber muss jedoch noch weiter geschaffen werden.

TG: Da wären wir gleich beim letzten Punkt unseres Gesprächs: der Industrie, mit der Sie gelegentlich im Produktdesign direkt zusammenarbeiten. So haben Sie zum Beispiel Straßenleuchten entworfen, die an zahlreichen Straßen in Wien zu finden sind. Wie aber sieht die Zusammenarbeit bei Lichtplanungen aus: Lassen Sie die Hersteller dann etwa so lange wie möglich außen vor?
MP: Wir überlegen zunächst, wie der «Lichtraum» aussehen soll. Denn wir versuchen, immer in Lichträumen zu denken, sprich: welches Licht also am besten in einen Raum passt bzw. sich dort am besten einfügt und mit ihm zusammenspielt. Wenn der Lichtraum dann steht, überlegen wir, wie wir das Konzept umsetzen können. Von den verschiedenen Lichtcharakteristika ausgehend sind wir dann ganz schnell bei ganz bestimmten Leuchten, die genau das können, was wir suchen. Manchmal müssen auch Sonderleuchten hergestellt werden, weswegen für uns auch besonders diejenigen Hersteller interessant sind, die solche Modifikationen unterstützen. Vielleicht sind wir manchmal sogar der Schrecken mancher Hersteller, weil wir gute Neuheiten oft gerne so schnell wie möglich einsetzen wollen. Aber so ist es eben: Wir sind interessiert an neuen, besonderen Sachen und Möglichkeiten. 

TG: Vielen Dank für das mitternächtliche Gespräch.

In der Kategorie «Öffentliche Bereiche / Innenraum» erhielten podpod design ebenfalls den Deutschen Lichtdesign-Preis, und zwar für ihr Projekt «Schwimmhalle Amalienbad» in Wien. (Foto: Jansenberger Fotografie)
Hinter jedem Planungsbüro steckt natürlich immer ein Team (v.l.n.r.): Arch. Anna Ciniero, DI Zeno Valenti, Mag. art Iris Podgorschek (CEO), Mag. art Michael Podgorschek (CEO), Johanna Ruthner MA. (Foto: podpod design)
Auch das gehört zu einer ordentlichen Preisverleihung: Jubeln über den eben gewonnen Preis. (Foto: Der Raumjournalist Thomas Geuder)
Krönender Abschluss des Abends war das Shooting aller Gewinner zum finalen Gruppenfoto. (Foto: Der Raumjournalist Thomas Geuder)
Die Gala zur Preisverleihung fand in diesem Jahr im Berliner Wintergarten statt, wo normalerweise Varieté-Künstler ihr Können zeigen. (Foto: Der Raumjournalist Thomas Geuder)
Und das in letzter Minute hereingeschneite, offizielle Gruppenfoto wollen wir Ihnen auch in diesem Jahr nicht vorenthalten. (Foto: Christoph Meinschäfer Fotografie)

Der Deutsche Lichtdesign-Preis wurde in diesem Jahr zum vierten Mal verliehen. wird veranstaltet von der Deutschen Lichtdesign-Preis GmbH unter der Geschäftsführung von Markus Helle, Jürgen Mues und Bend Schrewe.

Die Jurymitglieder in diesem Jahr waren (in alphabetischer Reihenfolge):
- Burkhard Fröhlich (Chefredakteur DBZ, Der Entwurf, Facility Management, BundesBauBlatt)
- Markus Helle (Chefredakteur Highlight)
- Prof. Dr. Thomas Römhild (Architekt, Professor für Entwerfen, Gebäudeklima- und Lichtplanung in Wismar)
- Dipl.-Ing. Gabriele von Kardorff (Kardorff Ingenieure Lichtplanung, Lichtplaner des Jahres 2013)
- Prof. Dr.-Ing. Paul Schmits (Professor für Lighting Design an der HAWK Hildesheim)
- Dr. Jürgen Waldorf (Geschäftsführer licht.de, Leitung Fachverband ZVEI)

Mehr Infos über den Deutschen Lichtdesign-Preis sowie alle Gewinner unter: www.Lichtdesign-Preis.de

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