Berliner Einheitsdenkmal vor der Vollendung?

Manuel Pestalozzi
19. Februar 2024
Der Gedanke der Einheit soll auch in den kontrollierten Bewegungen des Denkmals zum Ausdruck kommen: Die tonnenschwere Stahlkonstruktion kann wippen, wenn Menschen auf ihr zusammenfinden.(Visualisierung: © Milla & Partner)

Standort des neuen Einheitsdenkmals wird eine Plattform vor dem Berliner Stadtschloss sein. Sie war einst Sockel des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals, errichtet von 1895 bis 1897 und auf Anordnung des SED-Regimes 1950 zerstört. Ehe der Entwurf des Stuttgarter Büros Milla & Partner ausgewählt wurde, waren zwei Wettbewerbe nötig, wobei der zweite mit geladenen Teilnehmenden und einem redimensionierten Programm stattfand.

Auf dem Sockel vor dem Schloss stand ursprünglich das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal, wie diese historische Aufnahme aus dem »Album von Berlin« zeigt, das einst im Globus Verlag erschien. Zu sehen ist der Zustand zu Beginn des 20. Jahrhunderts. (Foto via Wikimedia-Commons, PD)

Beim Siegerentwurf handelt es sich um eine Schale von 50 Metern Länge, 700 Quadratmetern begehbarer Fläche und 150 Tonnen Gesamtgewicht. Sie soll sich sanft zu neigen beginnen, sobald sich auf einer Schalenhälfte mindestens zwanzig Personen mehr zusammenfinden als auf der anderen – im Volksmund wird das Bauwerk darum auch als »Einheitswippe« bezeichnet. Die Umsetzung des Projekts verlief von Beginn an schleppend, immer wieder wurden Gegenvorschläge in Umlauf gebracht. Nach der Baubewilligung im Jahr 2015 folgte 2016 ein Planungsstopp. Grund dafür waren die Kosten für die Umsiedelung von schutzwürdigen Fledermäusen. Die Überwinterung der Tiere im Denkmalsockel sorgte 2019 abermals für eine Verschiebung des Baustarts, der dann 2020 doch erfolgte – auf Grundlage einer Ausnahmegenehmigung, die strenge Natur- und Artenschutzauflagen beinhaltete. Der Unterbau des Denkmals ist seit 2021 fertig.

Berlin.de, das offizielle Portal der Hauptstadt, meldet nun, das Denkmal könne noch in diesem Jahr eingeweiht werden. Allerdings: Noch ist nicht alles ausgestanden. Denn wie die Berliner Morgenpost schreibt, droht einem beteiligten Stahlbauer die Insolvenz, was für neue Verunsicherung sorgt. Eine Sprecherin von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) erklärte der Presse, alle Beteiligten seien in intensiven Abstimmungen. Es gehe darum, eine rasche und kosteneffiziente Fertigstellung zu gewährleisten. Der Kreativdirektor von Milla & Partner sagte unterdessen, die befürchtete Insolvenz des Stahlbauers gefährde das Projekt nicht grundsätzlich. Die Stahlschale sei bereits zu 85 Prozent fertig, und das Architekturbüro habe einen anderen Stahlbauer an der Hand, der die Arbeiten planmäßig fortsetzen könne.

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