Rob Krier (1938–2023)

Architektur und Skulptur vereint

John Hill
22. November 2023
In Bilbao steht das Artklass Building, bei dem Rob Krier in Zusammenarbeit mit Nada und Mark Breitman seinen Architekturstil mit eigenen Skulpturen vereinte. (Foto: Zarateman/Wikimedia Commons)

Es ist schwierig, über Rob Krier zu sprechen oder zu schreiben, ohne auch seinen Bruder Leon zu erwähnen. Dieser ist wie sein acht Jahre älterer Bruder ebenfalls Architekt und ein starker Verfechter des New Urbanism und der traditionellen Architektur. Man könnte sagen, dass die Ablehnung der modernen Architektur und des Städtebaus die Leidenschaft der beiden war; ihre Gebäude, Bücher, Masterpläne und anderen Kreationen dienten als Alternativen zur Moderne, die auf traditionellen Werten und Formen beruhten.

Die Kriers erhielten beide den Richard H. Driehaus-Preis, der jährlich von der University of Notre Dame School of Architecture an Vertreter der zeitgenössischen traditionellen und klassischen Architektur verliehen wird. Leon bekam ihn 2003, als er Mitte 50 war, während Rob 2022, im Alter von 84 Jahren, damit ausgezeichnet wurde. In seiner Dankesrede bei der Verleihung des Driehaus-Preises (siehe unten) erwähnt Rob, dass ein solcher Preis eher für einen jüngeren Fachmann als für jemanden in seinem Alter geeignet wäre; für ihn sei der Preis damals jedoch ein schöner Abschluss der architektonischen Karriere gewesen.

Nach seiner Schulzeit am Lycée Classique in Echternach (LU) ging Krier nach Deutschland und studierte Architektur an der Technischen Universität München. Er schloss sein Studium 1964 ab und arbeitete anschließend für Oswald Mathias Ungers in Köln und Berlin sowie für Frei Otto in Berlin und Stuttgart. Er arbeitete für verschiedene andere Architekten in Stuttgart und lehrte in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre an der Universität Stuttgart, was 1975 in der Veröffentlichung von »Stadtraum in Theorie und Praxis« gipfelte. Das Buch, das 1979 unter dem Titel »Urban Space« ins Englische übersetzt wurde und in dem er sich für traditionelle städtische Plätze und Straßen statt für modernistische Planungen einsetzte, hatte enormen Einfluss und brachte ihm weltweite Aufmerksamkeit ein.

1976 eröffnete Krier ein Büro in Wien, wo er auch lehrte und als Leiter des Instituts für Design an der Technischen Universität Wien tätig war. Obwohl er etwa zwanzig Jahre lang in Wien ansässig war, wurde es nicht die lohnendste Zeit für seine Bemühungen. In der kürzlich erschienenen zweibändigen Monographie über seine Karriere erzählte er, dass er nur eine kleine Anzahl von Projekten in Wien verwirklicht habe. Fruchtbarer waren hingegen die beiden Büros, die er gegen Ende seiner Wiener Amtszeit eröffnete: eines in Montpellier in Partnerschaft mit Nicolas Lebunetel und eines in Berlin mit Christoph Kohl, seinem Schwiegersohn. Bemerkenswerte Projekte mit Kohl waren das Kirchsteigfeld, der Masterplan für eine neue Stadt für rund 10’000 Einwohner in Potsdam, und Brandevoort, ein Wohnviertel für doppelt so viele Einwohner in Helmond (NL).

Detail am Artklass Building: Die Skulpturen stehen teilweise frei an der Fassade. (Foto: Fred Romero/Flickr)

Kriers Partnerschaften mit Lebunetel und Kohl endeten 2004 bzw. 2010. Seitdem hat sich Krier größtenteils mit figuralen Skulpturen beschäftigt, von denen ihn viele in dem oben gezeigten Video umgeben. Ein bemerkenswertes architektonisches Werk, in dem Architektur und Skulptur miteinander verschmelzen, ist das Artklass Building. An dem Wohnhaus in Bilbao arbeitete er mit den Pariser Architekten und Driehaus-Preisträgern Nada und Mark Breitman. Kriers Skulpturen dienen als Karyatiden, die auskragende Erker zu stützen scheinen und auch frei an den Fassaden stehen. Das 2011 fertiggestellte Gebäude ist eines der letzten von Krier entworfenen Gebäude, wenn nicht sogar das letzte. Die Einbeziehung seiner Skulpturen macht das Gebäude zu einem weiteren »schönen Ende« seiner langen Karriere.

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