Aufgewerteter Grünraum

Katinka Corts
22. Mai 2024
Visualisierung: Adrian Calitz

Nordwestlich an den langgestreckten Görlitzer Park grenzt hinter der Skalitzer Straße der Lausitzer Platz. Er ist bereits begrünt und funktioniert als Treff- und Identifikationspunkt, soll nun aber zusätzlich aufgewertet werden, damit er den Bedürfnissen der Bevölkerung noch besser entspricht. Doch wird man es überhaupt allen recht machen können? Seit drei Jahren zum Beispiel werden am Platz und in dessen Nähe immer mehr Fußgängerzonen ausgewiesen. Was Familien mit Kindern freut, weil dadurch die Wege sicherer werden, störte andere, die statt Autolärm nun Kindergeschrei und mehr Feiernde in den Abendstunden beklagen. Wo früher Parkplätze waren, sind neue und von Anwohnern gepflegte Grünflächen entstanden – nun jedoch herrscht keine Freude über die geplante Boule-Anlage auf dem Areal. 

Trotz eines aufwendigen, zweistufigen Beteiligungsverfahrens parallel zum landschaftsarchitektonischen Wettbewerb scheint es, dass nicht alle Stimmen gleichermaßen abgeholt werden konnten. Auf Nachfrage gibt die Pressestelle der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen an, es handle sich bei den Wettbewerbsarbeiten um erste Ideen der Vorentwurfsebene und die Empfehlungen der Jury […] würden in weiteren Prozessen eingearbeitet werden. Zudem würden die Bedenken der Anwohnerschaft dem Bauherrn gesammelt übergeben, sodass diese geprüft und gegebenenfalls in den weiteren Planungsprozessen berücksichtigen werden können.

Plan: WES LandschaftsArchitektur

Europaweit war der Wettbewerb für Landschaftsarchitekt*innen ausgeschrieben worden, gewonnen hat schließlich das Berliner Büro WES LandschaftsArchitektur. Die Senatsverwaltung und der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg suchten über den Wettbewerb nach Umgestaltungsmöglichkeiten, die einen Rahmen für noch vielfältigere Nutzungen bilden würden, die Biodiversität fördern und das Naturerlebnis stärken. In Anbetracht steigender Sommertemperaturen waren zudem Vorschläge willkommen, wie Regenwasser vor Ort gehalten und verteilt werden kann.

Die Auftraggeber stellten den Bürgerinnen- und Bürgern die eingereichten Wettbewerbsideen zweimalig vor, diskutierten sie mit ihnen und informierten Planer und Jury über die Erkenntnisse. Ende April schließlich wählte die Jury Preisträger und Ränge und vergab zudem zwei Anerkennungen. Den zweiten und dritten Platz belegten ebenfalls Berliner Büros: bbz landschaftsarchitekten und bgmr Landschaftsarchitekten.

»Durch eine großzügige und geschickte Zonierung werden Angebote und Aktionsflächen für diverse Nutzungen geschaffen«, so das Preisgericht über das Siegerprojekt. »Die vorhandenen Bäume werden respektiert und geschickt in eine neue Raumstruktur eingebunden. Auch aus Nachhaltigkeitsaspekten bietet der Entwurf sehr gute Vorschläge an, die in den weiteren Planungsschritten mit den Planungsbeteiligten vertieft werden müssen.« Auch die stadtklimatische Ausgleichswirkung des Parks würde damit zukunftsfähig gestaltet, heißt es weiter. Wie dies alles im Details aussieht, ist noch nicht definiert. Dazu wird erst Genaueres bekannt gegeben, wenn das nun anschließende Verhandlungsverfahren abgeschlossen und das Büro zum Bearbeiten der weiteren Leistungsphasen beauftragt ist, so die Pressestelle.

Die Umsetzung der Baumaßnahme auf dem Lausitzer Platz ist ab 2025 geplant, zuerst geht es dabei um die Instandsetzung der zentralen Grün- und Spielflächen und später um die Straßenbereiche. Die Finanzierung erfolgt in einem ersten Abschnitt, der den inneren grünen Platz betrifft, über das Berliner Plätzeprogramm mit ca. 3 Mio. €. Die Umgestaltung der Straßenräume soll im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten und politischen Beschlüsse zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Visualisierung: Adrian Calitz

Jury

Fachpreisrichter*innen
Prof. Laura Vahl, Landschaftsarchitektin, Berlin (Vorsitz)
Thomas Guba, Landschaftsarchitekt, Berlin
Lukas Schweingruber, Landschaftsarchitekt, Zürich
Prof. Jörg Springer, Architekt, Berlin

Sachpreisrichter*innen
Annika Gerold (anteilig), Bezirksstadträtin für Verkehr, Grünflächen, Ordnung und Umwelt
Birgit Beyer (anteilig), Bezirk Friedrichshain Kreuzberg, Straßen- und Grünflächenamt
Manfred Kühne, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Klaus Wichert, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt

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