Stattliches Haus

Florian Nagler Architekten
19. März 2014
Kapellplatz Altötting (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Im stark katholisch geprägten Altötting ist das Kultur- und Kongress Forum der größte Profanbau in der Geschichte der Stadt. Entsprechend groß war die Bedeutung des Projekts für die Stadt, die ja auch selbst Bauherrschaft war und auch das Engagement in den entscheidenden Gremien. Wir haben selten so gut vorbereitete und motivierte Mitglieder von Stadtrat und Bauausschuss erlebt.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Uns haben in Altötting vor allem die – im Vergleich zum Rest der Stadt – fast überproportional großen kräftigen Kirchenschiffe mit ihren hohen steilen Dächern imponiert. Früh ist daher die Idee entstanden, ein stattliches Haus zu bauen, beziehungsweise zunächst zu entwerfen, denn wir mussten uns mit unserem Projekt ja zunächst im Rahmen eines Wettbewerbs durchsetzen. Dieses stattliche Haus bedurfte natürlich auch eines stattlichen Dachs!


 

Blick vom Panorama (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Unser Haus steht an einer städtebaulich sehr interessanten Stelle, an einer Nahtstelle zwischen den Gebäuden, die den zentralen und wichtigsten Platz Altöttings, den Kapellplatz, umgeben und den Gärten der dahinterliegenden Klöster, die von hohen Mauern eingefasst sind. Eingeschossige Anbauten greifen die Dimensionen der Gartenmauern auf und bilden mit differenziert gestalteten Höfen und Terrassen eine gebaute Gartenanlage, die überwiegend weniger zentrale Nutzungen aufnimmt.  In diesem «Garten» steht unser stattliches Haus, das in seiner Maßstäblichkeit die Bedeutung eines  Bürger- und Kulturzentrums unterstreicht und auf die Dimensionen anderer öffentlicher, bzw. kirchlicher Gebäude Bezug nimmt. Eine Abfolge von Plätzen und Platzwegen unterschiedlicher Geometrie und Dimension vernetzt das Umfeld des Hauses mit den umliegenden Straßen und Wegen.


 

Anlieferung (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Vorplatz (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Wir versuchen grundsätzlich, unsere Bauten gemeinsam mit den Bauherren auf einer sehr partnerschaftlichen Ebene zu entwickeln. Das war auch hier der Fall und insofern sind auch bei diesem Projekt viele Wünsche und Anregungen von Bauherrschaft und Nutzer in die Planung eingeflossen und spiegeln sich selbstverständlich auch im gebauten Resultat wieder. Im besten Falle finden sich alle in dem Gebäude wieder.


 

Foyer (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Flexible Raumaufteilung (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Der Saal (Foto: Stefan Müller-Naumann)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Der Entwurf hat sich in seinen Grundzügen nicht geändert. Die eingeschossige „Gartenbebauung“ ist geblieben, das Haus mit seinem steilen Dach und auch der Saal, der, entgegen der ursprünglichen Vorgaben der Bauherrschaft, von uns in das Obergeschoss gelegt wurde. Alles andere haben wir mehrmals «durch den Wolf gedreht». Prinzipiell ist das Projekt jedoch aus unserer Sicht immer klarer und präziser geworden. Das sollte vielleicht selbstverständlich sein und das Ergebnis jedes Entwurfs- und Planungsprozesses, aber immer funktioniert es ja nicht . . .


 

Lageplan (Zeichnung: Florian Nagler Architekten)
Erdgeschoss (Zeichnung: Florian Nagler Architekten)
Obergeschoss (Zeichnung: Florian Nagler Architekten)
Längsschnitt (Zeichnung: Florian Nagler Architekten)
Kultur- und Kongressforum Altötting
2013
Zuccalliplatz 1
84503 Altötting

Auftragsart
1. Preis Wettbewerb

Bauherrschaft
Stadt Altötting

Architektur
Florian Nagler Architekten GmbH

Fachplaner
Tragwerksplaner: merz kley partner

Energiestandard
65 % unter ENEV 2009

Kunst am Bau
Franz Ackermann

Gebäudevolumen
32.500 m³

Bruttogeschossfläche
5.600 m²

Gesamtkosten
16.400.000 €

Auszeichnung
Bregenzer Holzbaupreis 2013

Fotos
Stefan Müller-Naumann, München

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