Kiez im Kiez

Holzer Kobler Architekturen
13. Mai 2015
Die High Cube Container mit einer Außenabmessung von 12,19 m x 2,44 m werden vorab mit Bad und Küche ausgebaut und als Modulsystem vorgefertigt {Foto: Jan Bitter)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Wir wollten aus 411 High Cube Containern Architektur zu machen und dabei der Frage auf den Grund gehen, wo die städtebaulichen und architektonischen Möglichkeiten im modularen Bauen liegen.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Wir haben uns von beispielhaften Projekten, die sich mit dem Thema Modularität befasst haben, inspirieren lassen: die Siedlung Dessau-Törten von Martin Gropius 1926-28, die Habitat 67 Montreal von Moshe Safdie 1966-67, das Studentendorf Schlachtensee Berlin von Hermann Fehling, Daniel Gogel und Peter Pfankuch ab 1950.


 

Die kommunikative Zwischenzone ist ein Raum der Begegnung und des Austauschs, der zugleich als gemeinschaftlicher Balkon dient {Foto: Jan Bitter)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Rund 400 Container werden zu drei langgestreckten Baukörpern gestapelt. Diese erstrecken sich in Nord-Süd-Richtung über die maximale Länge des Grundstücks, das im Osten und Süden durch die S-Bahn-Gleise, im Westen durch den benachbarten Supermarkt und im Norden durch die Eichbuschallee begrenzt wird. Das Ensemble schert bewusst aus der vorhandenen städtischen Struktur aus und signalisiert: Hier ist ein besonderer Ort, ein kleiner, energiegeladener Kiez im Kiez. Der neue Studenten-Campus am Plänterwald wird über die Eichbuschallee an der Kopfseite des Gebäudes erschlossen. Die langen Gebäuderiegel unterteilen das Grundstück in unterschiedlich gestaltete Freiraumzonen. Ein großzügiger Platz zwischen dem mittleren Gebäudeteil «Johnny» und dem äußeren kleineren Gebäuderiegel «Nelly» im Westen des Grundstücks bietet Raum für Grillen, Tischtennis, Boule etc. Im Osten, zwischen den Gebäuden und der Bahn, liegt ein «grüner Puffer», der den einfallenden Lärm der S-Bahn minimiert. In dieser mit Wiesen und Bäumen dicht begrünten Zone werden unter anderem Flächen für gemeinschaftliches Urban Gardening angeboten.

 Detail {Foto: Jan Bitter)
Neben den mehrheitlichen Single-Units lassen sich die Einheiten auch zu Wohngemeinschaften für zwei oder drei Personen zusammenschalten {Foto: Jan Bitter)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Durch den intensiven Diskurs mit dem Stadtplanungsamt entwickelte sich das Gebäudevolumen aus anfangs zwei sechsgeschossigen Riegeln zu drei viergeschossigen Riegeln. Die endgültige Drei-Riegel-Lösung bildet mit dem Teil „Nelly“ einen klaren Abschluss der städtischen Kante nach Westen. Die Gesamthöhe reagiert auf die umliegenden Wohnriegel aus den 1970er-Jahren.

Container aus Corten-Stahl als Sinnbilder für Studenten als Reisende und die Vergänglichkeit des Materials {Foto: Jan Bitter)
Wie passt die rostige Oberfläche ins Konzept?

Wir haben thematisieren wollen, dass die Standard-Übersee-Container aus Corten-Stahl bestehen. So entstand, wie vom Bauherrn Jörg Duske wohl richtig formuliert das „rostigste Studendendorf Europas“.

Drei Riegel, zwei bespielbare Höfe (Zeichnung: Holzer Kobler Architekturen)
Single-Container (Zeichnung: Holzer Kobler Architekturen)
Double-Container (Zeichnung: Holzer Kobler Architekturen)
Triple-Container (Zeichnung: Holzer Kobler Architekturen)
Ansicht (Zeichnung: Holzer Kobler Architekturen)
Franky & Johnny
2016
Eichbuschallee 51
12437 Berlin

Nutzung
Studentenwohnungen

Auftragsart
Wettbewerb mit Beauftragung nach HOAI Leistungsphasen 2 - 4

Bauherrschaft
EBA51.DE – ein Projekt der Presto 46. Vermögensverwaltung GmbH, Berlin

Architektur
Holzer Kobler Architekturen, Zürich, Berlin
Projektleiter: Jörg Emes
Mitarbeiter: Robin Bongers, Grischa Fischer, Lyla Di Wu, Ingo Böhler, Roland Lehnen, Claudia Reimann, Joost Wilms, Moritz von Sassen, Kerstin Schiller, Hartmut Raendchen, Britta Liermann

Fachplaner
Landschaftsarchitekten: Nipkow Landschaftsarchitektur AG, Zürich
Projektleiterin: Xenia Klemlazek
Brandschutz: Rössel Brandschutz, Berlin
Tragwerksplanung: Dipl. Ing. Joachim Papenfuß & Dipl. Ing. Lutz Piechottka, Berlin
Bauphysik: Müller-BBM GmbH, Berlin
Haustechnik: GMW-Ingenieurbüro GmbH, Berlin
Lichtplanung: Lichtvision GmbH, Berlin
Bauleitung: Katja Fuks, Berlin

CAD
Vectorworks

Energiestandard
EnEV 2009

Gebäudevolumen
35.291 m³

Bruttogeschossfläche
12.187 m²

Kubikmeterpreis
468 €/m³

Gebäudekosten
13.530.000 €

Gesamtkosten
16.500.000 €

Fotos
Jan Bitter

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