Wohn- und Geschäftshaus L40
Block mit Eigenart
18. de gener 2011
An der U-Bahn-Haltestelle Rosa-Luxemburg-Platz: Eingänge ins grauschwarze Künstlerhaus liegen an auch an der Linienstraße. Das Straßengefüge wurde im vor-DDR-Zustand rekonstruiert.
Es spricht sich rum, dass die so genannte Ära Stimmann passé sei. Der durchaus einseitige, autoritäre Duktus Stimmannscher Amtsführung behagte vielen Berliner Architekten nicht, die sich jetzt mit anderen Konzepten des Weiter-an-der-Stadt-Bauens melden. Dazu gehören auch Bundschuh Architekten, die in der Berliner Künstlerecke am Rosa-Luxemburg-Platz über dreieckigem Grundriss mit der Künstlerin Cosima von Bonin ein Gebäudeexperiment wagten. Um ausnahmsweise mit dem Technischen zu beginnen: Bis zu 20 Meter weite Auskragungen gelangenen mit einer Hauptkonstruktion aus Normal- und Leichtbeton (Massivbau in Ortsbeton).
Terrassen und Galerien in luftiger Höhe erschließen die Gebäudekuben.
Man brauchte diese Auskragungen, weil das markante Eckgebäude aussehen sollte wie eine Skulptur, die aus einem Block herausgeschnitten ist – nebenbei: Deswegen gibt es im Innenraum auch keine Stützen. Die Fassade ist zweischalig mit Sog- und Tragankern ausgebildet, die Vorsatzschale konnte mithilfe von Federelementen in den Ankern zwängungsfrei aufgehängt werden. Tatsächlich fällt das anthrazit-schwarze Haus auf – weniger durch seine dunkle Fassade als mit den Kuben, die sich über den luftigen fünften Geschoss auftürmen. Der große, bei aller Zerklüftung monolithisch wirkende Block lässt keinen Zweifel zu: Er markiert einen besonderen Ort, mit üblichen Lochfassaden hatte hier niemand etwas im Sinn.
Große, lichte, weiße Innenräume eignen sich fürs Bilder Aufhängen.
Um so mehr überrascht das Innenleben. Strahlend weiße, geschickt belichtete Räume mit teilweise über zwei Geschosse reichenden Wänden bilden eine noble Umgebung für die Kunstwerke, die hier in mehr oder weniger privater Sphäre wunderbar zur Geltung kommen können. Der Kontrast zwischen dem etwas ruppigen Äußeren und diesem feinen Interieur entspricht einem klassischen Kunstverständnis – hier geht es aber auch nicht um ein Museum, sondern um ein Wohnhaus für Sammler und Galeristen. So wirkt das "L 40" (für Linienstraße 40) auch wie ein Tresor, der mehr bietet als ein sicheres Depot. Auch in Berlin stößt man nun wieder auf das ein oder andere Experiment in Sachen Architektur – die Stadt verträgt dies nicht nur, sie braucht es.
Ursula Baus
Kleine oder geräumige Wohnungen – das Sortiment ist breit gefächert, siehe auch die Grundrisse unten.
Lageplan
Grundrisse
Schnitte
Wohn- und Geschäftshaus L40
2010
Linienstraße 40
10178 Berlin
Auftraggeber
Immobiliengesellschaft ALBION mbH
Berlin
Architektur
Bundschuh Architekten
Berlin
Projektleitung
Carolus Tränkner
Christiane Schmitz
Fabian Schwade
Bauleitung
Van Ommen Architekt
Berlin
Tragwerksplanung
Ifb Frohloff Staffa Kühl Ecker
Berlin
HLS-Planung
B&S Baupartner GmbH
Berlin
Bauphysik
Müller BBM GmbH
Berlin
Bodengutachten
Steinfeld und Partner
Mehrow
Beweissicherung L41 und U-Bahnhof
Dr.-Ing. Jürgen Westphal VBI
Zeuthen
Schwingungsschutz
GuD Consult GmbH
Berlin
Vermessung
Dipl.-Ing. Ronald Pieczak
Berlin
Betontechnologie
FBL Fläming Bausstoff-Labor-GmbH
Treuenbrietzen
Kenndaten
2.884 m²
Fotografie
Jan Bitter