Hörsaalzentrum Anbau an das Casino Außenanlagen Masterplan
Dann lernt mal schön
15. enero 2009
Große Fenster, Durchblicke, rote Innenwände: das neue Hörsaalzentrum im Sommer 2008.
Des einen Leid, des andern Freud': Als sich 1989 die Amerikaner aus dem ehemaligen IG Farben-Haus zurückzogen, das 1929 von Hans Poelzig gebaut wurde und seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs den Amerikanern als Hauptquartier diente, bot sich die Chance, die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften der Universität Frankfurt hier – durchaus nobel – zu beherbergen. 2002 entschied sich in einem städtebaulichen Wettbewerb, wie das Gelände um den denkmalgeschützten Poelzig-Bau für den Campus Westend bebaut werden soll: Ferdinand Heide gewann den städtebaulichen Wettbewerb mit einem achsial auf den Poelzig-Bau ausgerichteten Erweiterungskonzept, das bis 2020 umgesetzt werden soll. Bindend für alle Neubauten ist eine Fassade, die im Material zu Poelzig passt.
Schnee im Januar 2009; vorne rechts das Hörsaalzentrum, links dahinter das Gebäude der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften von Müller-Reimann Architekten, Berlin.
Heide gewann auch den anschließenden Realisierungswettbewerb für die Mensa und das Hörsaalzentrum des Campus. Beide Bauten stehen sich an einem Platz gegenüber, seitlich davon bietet das "House of Finance" von Kleihues + Kleihues den Studenten einen faden Vorgeschmack davon, wie sich die Finanzwelt in neotraditionalistischer Würdearchitektur zu verschanzen pflegt, Müller Reimanns Gebäude für Rechts- und Wirtschaftswissenschaften kommt auch etwas monoton daher.
Treppenskulptur im Foyer des Hörsaalzentrums.
Heides Bauten vermitteln dagegen doch eine ausgeprägte Heiterkeit. Die monolithischen Baukuben sind mit Travertin bekleidet, asymmetrisch eingekerbt und -geschnitten und öffnen sich teilweise mit großen Glasflächen zur Parkumgebung. Im Hörsaalzentrum dominiert ein eindrucksvolles, aber nicht einschüchterndes Treppengebilde die geschossübergeifende Halle; dunkelrote Wände und helle Decken bilden zusammen mit dem robusten Steinboden ein heiter-elegantes Ambiente, in dem sich in den Vorlesungspausen gut sein lässt. Die Hörsäle öffnen sich hinter holzbekleideten Wänden und locken mit großen Fenstern die Blicke der mehr oder weniger aufmerksamen Geisteswissenschaftsstudenten ins Grüne.
Blick aus der Mensaerweiterung auf das gegenüberliegende Hörsaalzentrum.
Der Anbau an das holzvertäfelte, große Casino der IG Farben erweitert den Mensabereich und bildet ein passendes Gegenüber zum Hörsaalzentrum. Die beiden Bauten zeigen, dass steinverkleidete Architektur weder langweilig, noch monumental werden muss, sondern in einem stringenten städtebaulichen Zusammenhang auflockernd und unpathetisch werden kann. Um den Campus kann man Frankfurt schon jetzt beneiden.
Ursula Baus
Lageplan
OG Hörsaalzentrum
Schnitt Mensa
Schnitt Hörsaalzentrum
Hörsaalzentrum
Anbau an das Casino
Außenanlagen
Masterplan
2008
Campus Westend
Grüneburgplatz 1
60323 Frankfurt am Main
Auftraggeber
Goethe – Universität
Frankfurt am Main
vertreten durch:
Hessisches Baumanagement
Regionalniederlassung Rhein Main
Campus Westend
Architektur
Ferdinand Heide Architekt, BDA
Frankfurt am Main
Projektleiter
Heinrich Großenbach
Christian Schmitt
Haustechnik
Ebert-Ingenieure GmbH & Co. KG
Niederlassung Nürnberg
Bauleitung
BAL, Bauplanungs und Steuerungs GmbH
Berlin
Tragwerksplanung Hörsaalzentrum
Sailer Stepan und Partner GmbH
Beratende Ingenieure für Bauwesen VBI
München
Tragwerksplanung Anbau Casino
B + G Ingenieure
Bollinger und Grohmann GmbH
Frankfurt am Main
Außenanlagen
Topos Landschaftarchitektur
Berlin
Küchenplanung
Geisel GmbH
Ingenieurbüro für Großküchentechnik
Bempflingen
Brandschutz
Halfkann + Kirchner Sachverständigenpartnerschaft
Brandschutzingenieure
Erkelenz
Lichtplanung
TROPP LIGHTING DESIGN
Lichtplanung für Architektur
Weilheim
Bauphysik: Anbau Casino
ISRW Institut für Schalltechnik, Raumakustik, Wärmeschutz
Düsseldorf
Bauphysik, Akustik: Hörsaalzentrum
Wolfgang Sorge Ingenieurbüro für Bauphysik GmbH
Nürnberg
Fotografie
Barbara Staubach, Frankfurt am Main; Ursula Baus