Zurück ins Zentrum der Stadt

Ein Zeichen gegen Ansiedlungen an der Peripherie setzten Bürgermeister und Gemeinderat von Eppingen: Sie zogen nach über 30 Jahren wieder in die Kernstadt zurück. Das historische Rathaus von Karl August Schwarz aus dem Jahre 1824 wurde renoviert und durch einen Erweiterungsbau den heutigen Erfordernissen angepasst.

Schon die renovierte Fassade des Altbaus lässt auf die Präzision schließen, mit der die Architekten diese Aufgabe gelöst haben. Die Fassade erhielt ihre ursprüngliche Farbgebung mit den historischen Wappen wieder zurück. Auch in den Innenräumen wurde – soweit möglich – der Originalzustand wieder hergestellt. Viel Geduld war notwendig, um den Gemeinderat vom Einbau einer neuen Haupttreppe zu überzeugen. Die bestehende Treppe zwischen erstem und zweitem Obergeschoss war ohne Rücksicht auf Fassade und innenräumliche Wirkung mehrmals verändert worden. Mit viel Liebe zum Detail entwarfen die Architekten eine symmetrische Wendeltreppe – das neue Schmuckstück des Altbaus. Sie löst sich von den Wänden ab, so dass das Licht von oben bis hinunter ins Erdgeschoss fluten kann. Den, der vom Erdgeschoss kommt, zieht sie wie ein Sog nach oben.

Der über einen Verbindungsgang angekoppelte erste Erweiterungsbau (ein zweiter ist geplant) nimmt sich mit seinem Weiß gegenüber dem Altbau zurück. Dieser Teil des Ensembles macht vielmehr durch die Form der Fassade auf sich aufmerksam. Die schräg stehenden Fenster der kleinen Erker lenken den Blick von innen auf den Platz vor dem Rathaus. Der wahrgenommene Raum wird dadurch über die enge Gasse vor dem Gebäude hinaus erweitert. An der Nordfassade findet man das gleiche Element, obwohl hier mehr Raum zur Verfügung steht. Eine eindeutige Ausrichtung des Erweiterungsbaus zum Rathausplatz hin hätte dem Ganzen nicht geschadet.
Im Sockelbereich arbeiteten die Architekten mit einem Thema, das sich wie ein roter Faden auch durch den Innenraum zieht: Sitzbänke, die den Bürger zum Verweilen einladen. Mit dem regionalen Mühlbacher Sandstein wurden die Nischen der Fassaden ausgekleidet, eine lange Bank aus dem gleichen Material bietet den Wartenden im Bürgerbüro Platz. In den Fluren des Neubaus sind die Bänke aus Holz gearbeitet. So gelingt es dem Büro Lederer + Ragnarsdóttir + Oei mit wenigen, dafür aber markant eingesetzten Elementen Alt und Neu zu verbinden und gleichzeitig klar zwischen den beiden Baukörpern zu trennen.
Simone Hübener