Zukunftsweisendes Bauen im Selbstversuch

Den Energiebedarf eines Bauwerks auf ein Minimum zu reduzieren, Ressourcen zu schonen und die Betriebskosten so gering wie möglich zu halten – diese Ziele setzte sich Jens J. Ternes bei der Konzeption seines eigenen Bürogebäudes in Moselweiß, einem Vorort von Koblenz am Rhein. Eine sehr umfangreiche Prämisse, mussten doch sämtliche Entwurfskomponenten diesen Leitgedanken genügen. 2006 setzte der Architekt sein Vorhaben schließlich in die Realität um. Als geeigneter Standort erwies sich ein Grundstück am Rande des zentral gelegenen Kirmesplatzes, dessen Raumkante es neu zu definieren galt.

Erd- und Obergeschoss des Neubaus sind in Massivbauweise errichtet, gefolgt von einer aufgesetzten, in Stahl und Glas gehaltenen Etage. Mitarbeiter und Kunden betreten den etwa 13,5 Meter langen Baukörper ebenerdig an der südwestlichen Schmalseite. Außer für einen offenen Empfangsbereich dienen die Räumlichkeiten des Erdgeschosses für haustechnische Einrichtungen, WC und Archiv. Im hinteren, nordöstlichen Gebäudedrittel befinden sich öffentliche Toilettenanlagen für Feierlichkeiten der Dorfgemeinschaft. Die eigentlichen Büroflächen verteilen sich über die beiden oberen Stockwerke. Das im Eingangsbereich gelegene Treppenhaus lässt dabei eine geschossweise getrennte Nutzung in drei Einheiten zu. Da sämtliche Innenwände nichttragend ausgeführt sind, können aus den heutigen Büros zukünftig sogar Wohnungen entstehen.
Um die angestrebte Energieeffizienz zu erreichen, sind mehrere haustechnische Systeme miteinander kombiniert. In einer Art Kreislauf entzieht eine Lüftungsanlage der warmen Abluft aus den Innenräumen Energie und verwendet diese zur Erwärmung der einströmenden Frischluft. Ein angeschlossener Erdwärmetauscher nutzt zusätzlich die Temperatur des Erdbodens vorteilhaft aus: im Winter zur Vorwärmung der Zuluft, im Sommer zu deren Kühlung. Der Betrieb der Fußbodenheizung und das Bereiten warmen Brauchwassers erfolgt ausschließlich über eine Luft/Wasser-Wärmepumpe. Diese wandelt die in der Außenluft gespeicherte Sonnenenergie in Heizwärme um. Die Photovoltaikanlage liefert durchschnittlich fünf Kilowattstunden pro Tag und deckt rund achtzig Prozent des Stromverbrauchs.

Das von Jens J. Ternes entwickelte Bürogebäude ist in die Energieeffizienzklasse A einzuordnen und gilt als Passivhaus. Dank des innovativen Technikkonzepts kann auf den Einsatz fossiler Brennstoffe gänzlich verzichtet werden. Der Energiebedarf für die Wärmeerzeugung liegt insgesamt bei weniger als vierzig Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr – ein Wert, der nur etwa einem Viertel des bundesweiten Durchschnitts entspricht und Architekten, Ingenieuren und Fachplanern als wegweisend dienen sollte.
Simon Böhm