Oberstufenzentrum, Berlin
Verbindungen knüpfen, Räume gestalten
11. September 2006
Pausenhof mit Blick auf die Nordfassade des Neubaus.
Im Westen Berlins wird die Rekonstruktionsdebatte offenbar nicht in der gleichen Heftigkeit geführt, wie es im Ostteil zuweilen der Fall ist. Zum Glück, muss man sagen, denn damit konnte für das Oberstufenzentrum Berlin-Charlottenburg eine städtebaulich und architektonisch befriedigende Lösung gefunden werden, da der Neubau die Lücke im Blockrand nicht nur bestehen lässt, sondern sogar betont. Das Oberstufenzentrum Berlin-Charlottenburg geht auf das ehemalige Elisabeth-Lyzeum von 1906 zurück und wurde über die Jahre stetig erweitert und umgebaut. Heute erstreckt sich der Gebäudekomplex von der Danckelmannstraße bis an die Sophie-Charlotte-Straße quer durch den Block. Mit dem aktuellen Neubau von Turkali Architekten ist es gelungen, diese Ansammlung von Gebäuden so zu ergänzen, dass sinnfällige Räume und Verbindungen entstehen. Der Neubau schließt zwar an die bestehende Blockrandbebauung an, wendet sich dann aber mit seiner Hauptfassade dem neu gestalteten Schulhof zu, so dass aus einer Baulücke ein veritabler Platzraum wird, der sich zur Sophie-Charlotte-Straße hin öffnet und die Brandwände der anschließenden Hofbebauung offen lässt. Das leichte Gefälle des Geländes wird geschickt für eine große Freitreppe genutzt, die den Höhenunterschied dramatisiert und nebenbei dem Haupteingang die nötige Bedeutung gibt. Dieser liegt nicht an der Straße, sondern an einem Weg, der Danckelmannstraße und Sophie-Charlotte-Straße miteinander verbindet und das neue Rückgrat des Schulgeländes bildet. Im Bereich des Neubaus ist dieser Weg in das Gebäudevolumen eingeschnitten, so dass eine auch bei schlechtem Wetter gut zu nutzende Übergangszone entsteht.
Eingangshalle mit Blick auf die an den Altbau anschließende Treppe.
Im Innern wird der Neubau um einen gebäudehohen Hallenraum herum organisiert. In verschiedenen Farben hinterleuchtete Glasbausteinwände wechseln sich mit offenen Zonen ab, so dass Sichtbezüge und Lichtstimmungen variieren. So wirkt der Neubau hell und übersichtlich, obwohl er an eine Brandwand anschließt.
Blick in den Lichthof.
Die Fassadengestaltung ist angenehm gradlinig, offen und gut proportioniert. Die raumhohe Verglasung der Unterrichtsräume lässt das dahinterliegende Stützenraster sichtbar und erlaubt, besser als die älteren Bauteile, einen direkten Bezug zur Umgebung herzustellen. Besonders deutlich wird dies im Besprechungsraum im Erdgeschoss, der sich wie ein Schaufenster zur Straße hin öffnet. Die geschlossenen Teile sind mit Betonfertigteilen verkleidet, durch Natursteinmehl und Farbpigmente erhielten sie ihre grünliche Färbung. Sie wurden in Formaten von bis zu 2,5 mal 2,5 Metern verlegt, bei 12 Zentimetern Dicke erfordert dies bei Herstellung und Verarbeitung Können und Präzision. Eine Fassade im besten Sinne: In ihr drückt sich neben dem architektonischen Anspruch der Respekt vor dem Ensemble und seinen Freiräumen aus.
Maren Harnack
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 2. Obergeschoss
Querschnitt
Oberstufenzentrum für
Recht- und Dienstleistungen
2006
Danckelmannstraße 26-28
14059 Berlin-Charlottenburg
Auftraggeber
Land Berlin
Architektur
Turkali Architekten
Frankfurt
Bauleitung
BAL
Berlin
Tragwerksplanung
Ing. Büro Fichter
Potsdam
Landschaftsplanung
Kamel Louafi
Berlin
Lichtplanung
Luna
Karlsruhe
Wettbewerb
1999, 1. Preis
Nutzfläche
2700 qm
BGF
21.000 m²
Baukosten
12 Mio. €
Fotografie
Christian Eblenkamp
Aachen