Bonner Kunstverein

Technik ist mehr als Technik

12. März 2008

Bonner Kunstverein
Sanierung und Umbau
2008
August-Macke-Platz
Hochstadenring 22
53119 Bonn

Auftraggeber
Johannes Zurnieden
Bonn

Architektur
Karsten Weber rheinflügel
Marie Céline Schäfer rheinflügel
Düsseldorf

Tragwerksplanung
I.B. Hans Ertl
Bonn

Haustechnik
DTF GmbH & Co KG
Krefeld

BGF
1460 qm

Baukosten
600.000 Euro

Fotografie
Petra Warrass

Neues Entree: Stählerne Kronleuchter machen neugierig auf das Innere des Kunstvereins.

Die Bonner Blumenhalle wurde 1974 errichtet, seit 1987 ist sie Heimat des hiesigen Kunstvereins. Damals oblag der Umbau Haus-Rucker-Co. Nach zwanzig Jahren hatten sich Verschleißschäden eingestellt; auf Empfehlung der damaligen Architekten wurde rheinflügel mit der Neugestaltung betraut. 2007 fand der Umbau seinen Abschluss – entstanden ist ein durchaus eindrucksvolles Bauwerk: Marie Céline Schäfer und Karsten Weber haben die architektonischen Dinge geklärt, erklärt, verklärt.
„Man vermeidet die Nebenabsichten, etwa die des Geschmackes, man erhebt die technischen Fragestellungen in den entscheidenden Rang, und man tut gut daran, da sich hinter diesen Fragestellungen mehr als Technisches verbirgt.“ (Ernst Jünger)

Mit Neonröhren werden die Unterzüge betont – und zu etwas erhoben, was jenseits ihrer konstruktiven Notwendigkeit liegt.

Marie Céline Schäfer und Karsten Weber haben die technischen Fragestellungen in den entscheidenden Rang erhoben – und überzeugend beantwortet. Zunächst haben die Architekten den Ursprungsbau hinsichtlich seiner Beschaffenheit befragt. Hier traten etwa die Unterzüge der Decken zutage – statische Notwendigkeit, demzufolge authentisch. Dieser Authentizität verpflichtet, haben Schäfer und Weber die Unterzüge nicht etwa versteckt, sondern durch Neonröhren zum Leuchten gebracht: Der Kunstgriff liegt darin, das Technische auf sich selbst, und mithin über sich hinaus weisen zu lassen. Doch auch dort, wo der Kunstverein technische Fragen stellt, die sich mit einer Blumenhalle nicht mehr beantworten lassen, fanden die Architekten Lösungen, die hinsichtlich ihrer schlichten Klarheit beeindruckend sind. So besteht die Fassade des Kiosks, dank ihres transparenten Fachwerks, im Grunde aus den Publikationen, die er verkauft – eine authentischere Lösung ist kaum denkbar.

Der Kiosk scheint durch die Betonung der Linien eine Zeichnung zu sein, real dagegen die Publikationen.

Ein Gleiches gilt für den weißen Kubus, den Schäfer und Weber in die Mitte der Ausstellungshalle platzierten. Zunächst verleiht er der Halle Sinn: Es geht nun darum, den Körper zu umqueren. Zudem vergrößert der Kubus die Wandfläche – und bietet in seinem Inneren schließlich einen er- und verschließbaren Raum, der die Forderung nach Variabilität auf verblüffend schlüssige Weise erfüllt.
Einen durchaus eigenen Charme entfaltet die wandbegleitende Sofalandschaft rechts des Eingangs. Ihr weißer Corpus geht wie selbstverständlich aus eben jener weißen Wand hervor, eine schmale braune Rahmenleiste gibt ihm nachgerade den Anschein einer materialisierten Konstruktionszeichnung. Die unterschiedliche Breite der Armlehnen mildert die formale Strenge. Eine Polsterung, in der das warme Braun dominiert, lädt zur Berührung – man beachte überdies, wie nonchalant die farbliche Alteration der Bezüge die Sitzfläche gliedert.
Schließlich galt es noch eine wesentliche Frage des Kunstvereins zu beantworten: die Frage nach Äußerung. Das Konzept Kunstverein gründet auf Kommunikation. Es gilt, das Seine nach Außen zu künden – und das Außen, die Menschen, in sich einzubeziehen.

Grundriss. Rot sind die im Zuge des Umbaus ergänzten Elemente

Marie Céline Schäfer und Karsten Weber fanden auch hier eine schlüssige Antwort: Die ehedem einzige Tür wurde in einer zweiten gespiegelt, sodass die Front an Transparenz gewann – und der Vorplatz zum integralen Bestandteil des Komplexes wurde.
Jener Vorplatz, also die Stelle, an der sich Kunstverein und Außenwelt schneiden, trägt über sich ein zwei mächtige Zeichen: 16-strahlige stählerne Kronleuchter, deren Konstruktion eine technische Paraphrase des Sonnenhaften, mithin der Lichtquelle an sich ist. Ein suggestives Bild. Und Gewähr dafür, dass der Kunstverein – als Vorweisung dessen, was sich sehen lassen kann – auch gesehen wird.
Martin Berke

Bonner Kunstverein
Sanierung und Umbau
2008
August-Macke-Platz
Hochstadenring 22
53119 Bonn

Auftraggeber
Johannes Zurnieden
Bonn

Architektur
Karsten Weber rheinflügel
Marie Céline Schäfer rheinflügel
Düsseldorf

Tragwerksplanung
I.B. Hans Ertl
Bonn

Haustechnik
DTF GmbH & Co KG
Krefeld

BGF
1460 qm

Baukosten
600.000 Euro

Fotografie
Petra Warrass

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