WestendDuo, Frankfurt am Main
Schnittiges Duo
24. März 2007
Weil die beiden Türme gegeneinander versetzt stehen, erscheinen sie weniger massiv. Blick von Südosten.
Ohne Zweifel: An der Bockenheimer Landstraße, in Sichtweite zur Alten Oper, das ist einer der besten Frankfurter Lagen. Hier stand einmal das Hochhaus von Egon Eiermann, das nach kontroversen Diskussionen abgerissen wurde – der Verlust lässt sich, unabhängig vom nun entstandenen Neubau, nicht rechtfertigen. Für den Neubau wurde 2001 ein Wettbewerb ausgeschrieben, KSP Engel und Zimmermann haben ihn mit dem Vorschlag eines Zwillingshochhauses gewonnen. Die beiden Türme sind auf den ersten beiden Geschossen miteinander verbunden und wurden durch einen dreigeschossigen Baukörper im Osten ergänzt. Eine Passage verbindet das Wohngebiet mit der Innenstadt. Die Miquel-Villa auf dem Grundstück, der alte Baumbestand des Parks immerhin konnte erhalten werden.
Der verglaste Turm erhält durch die jeweils zweigeschossig übereinander liegenden Lüftungsboxen eine fast wie glänzende Schuppen wirkende Haut.
Die Höhe von 96 Meter sind für Frankfurt sicher keine Aufsehen erregende Höhe. Aber die schiere Höhe allein macht es nicht. Die Architekten sind geschickt mit dem Baukörpervolumen umgegangen und haben ein elegantes Gebäudeensemble entstehen lassen. Die beiden Türme sind leicht gegeneinander versetzt und gedreht, so dass der eine Turm parallel zur Bockenheimer Landstraße steht, der andere das Raster des Westends aufnimmt. Das Duo öffnet sich in Richtung zur Alten Oper. In der Doppelfassade liegen die nach außen sichtbaren Lüftungsboxen zweigeschossig übereinander und gegen die nächsten beiden Geschosse versetzt, so dass die Höhenentwicklung betont wird. Die leicht gerundeten Fassaden nehmen dem Ensemble zusätzlich Massivität.
Technisch interessant ist in erster Linie das Energiekonzept mit einem bis in 140 Meter Tiefe reichenden Brunnen. Aus dieser Tiefe wird Wasser im Winter zum Beheizen und im Sommer zum Kühlen der Räume in die Türme gefördert. Betondecken mit einem Stufenprofil ermöglichen eine stützenfreie Raumdisposition – je nach Wunsch kann also die Büroeinteilung angepasst werden. Die Konstruktion hat zudem den Vorteil, dass Bauhöhe gespart werden konnte, so dass bei einer lichten Geschosshöhe von drei Metern ein Geschoss (insgesamt sind es 26) mehr als für diese Höhe üblich errichtet werden konnte. Bleibt zu hoffen, dass dieses Haus nicht vom gleichen Schicksal ereilt wird, das seinen Vorgänger erlitt.
Christian Holl
Lageplan
Regelgeschoss
WestendDuo
2006
Bockenheimer Landstraße 24
60323 Frankfurt am Main
Auftraggeber
Hochtief Projektentwicklung
Frankfurt am Main
Architektur
KSP Engel und Zimmermann Architekten
Frankfurt am Main
Projektleiter
Jürgen Engel
Martina Lasse
Bauleitung
Hochtief Construction AG
Frankfurt am Main
Schindler & Werb AG
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung
Weischede Herrmann und Partner GmbH
Stuttgart
Haustechnik
Reuter + Rührgartner
Rosbach
Bauphysik
Energietechnik
Lemon Consult GmbH
CH-8030 Zürich
Brandschutz
Pabst und Partner Ingenieure
Bonn
Fördertechnik
Lüsebrink Ingenieure
Hamburg
Außenanlagen
Sommerlad Haase Kuhli
Gießen
Fassadenplanung
AMP
Albrecht Memmert & Partner GBR
Neuss
Bruttogeschossfläche
32.700 m2
Fotografie
Jean-Luc Valentin