Wohnhaus am Starnberger See
Nieder mit den Alpen...
26. Juni 2006
Hanglage mit Ausguck: Man darf vom Blick aus den hoch gelegenen Räumen träumen.
...freie Sicht aufs Mittelmeer! So verwegene Forderungen muss man nicht aufstellen, wenn vor der Haustür der Starnberger See und ein herrliches Alpenpanorama liegen. Damit die Bauherren beides, Wasser und Berge, in großzügigem Ausblick genießen können, passten die Architekten dieses Wohnhaus seiner Lage am Hang präzise an. Die übrigen Bedürfnisse der Bewohner sind im Entwurf natürlich auch berücksichtigt. Die junge Bauherrenfamilie fand die Architekten über Informationen aus dem Internet und entschied sich dann nach ersten Gesprächen für Felix Bembé und Sebastian Dellinger, nachdem sie immerhin rund fünfzig Architekten angeschrieben hatten. Dass ein Fertighaus den Ansprüchen kaum genügen könnte, war der Bauherrschaft a priori bewusst.
Die Gartenseite nach Norden ist weitgehend geschlossen; über eine Lichtkuppel wird eine kleine Wendeltreppe belichtet.
Mit einer überaus freundlichen, hellen Atmosphäre öffnet sich das maßgeschneiderte Haus optisch nach Süden zum See und zu den Bergen hin mit großflächiger Festverglasung; rückwärtig zum Hang hinauf ist die Fassade fast vollständig geschlossen. Das Innere darf man als eine weich ineinander übergehende Raumfolge beschreiben, in der Schrägen und Höhensprünge ein harmonisches Ganzes bilden. Innenwände und Türen in herkömmlichen Sinne gibt es nur, wo Kinder- und Arbeitszimmer separiert sein wollten. Enge und Weite, Introvertiertheit und Offenheit sind gleichermaßen als räumliche Themen aufgegriffen. Eine pfiffige Wendeltreppe bietet auf wenig Grundfläche eine zweite Vertikalerschließung aller Etagen. Holz dominiert im Innenraum und an der verschalten Fassade, die über kurz oder lang die übliche Patina bekommen wird, und das leicht schräge Dach ist begrünt. Die Schrägen im Haus sind keineswegs expressive Gesten, sondern ergeben sich aus sorgfältig aufeinander abgestimmten Blickbezügen und Verbindungen. Links und rechts vom Haus stehen vergleichsweise konventionelle, vom "Jodelstil" nicht einmal überstrapazierte Häuser, in denen es sich gewiss gut leben lässt. Aber hier in diesem Haus ist der Reiz der Lage architektonisch gewiss besser aufgenommen – Glück für die Architekten, dass die Bauherrschaft auch Wohnideen verfolgte, in denen die Tradition nicht höher bewertet ist als das Abenteuer, die Gegenwart zu erkunden.
Ursula Baus
Links führen einige Stufen ins Wohnzimmer hinauf.
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Wohnhaus
2006
82327 Tutzing
Auftraggeber
privat
Architektur
Bembé und Dellinger
Greifenberg
Tragwerksplanung
Merz und Kaufmann
Dornbirn
Bruttogeschossfläche
ca. 340 m²
Fotografie
Wilfried Dechau