MP3 - Zwischenhaus, Oberscheinfeld

MP3 - Zwischenhaus

27. März 2007

Wohnhauserweiterung,
Umbau und Sanierung eines
ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzgebäudes

2007
91483 Oberscheinfeld

Auftraggeber
privat

Architektur
Guido Neubeck
Berlin

Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Carl-Friedrich Waßmuth
Berlin

Wohnfläche
Anbau und Ausbau 145 m2
Bestand 163 m2
Dachausbau 61 m2

Baukosten
150.000 Euro

Fotografie
Gerhard Hagen
Bamberg

Ansicht von der Straße. Die Fassade besteht aus bewittertem Lärchenholz.

Konservieren lässt sich nicht, was sich weiter entwickeln können muss. Das gilt gerade für das Dorf. An formalen Elementen des alten Dorfes festzuhalten, blockiert Chancen, anstatt sie zu schaffen. Dass man gerade mit neuer Sprache dem Bestehenden dienen kann, zeigt das “Zwischenhaus” im fränkischen Oberscheinfeld.
In der Mitte dieses Dorfs mit etwa 800 Einwohnern wurde ein Wohnhaus umgebaut und durch einen Neubau ergänzt, der sich zwischen ein Wohnhaus und die benachbarte Scheune schiebt. Der Neubau, eine Holzrahmenkonstruktion, füllt die Lücke, mehr noch, er dient dazu, die Funktionen des Ensembles, in die es eingefügt wurde, zu unterstützen, dem Bestand Halt zu geben und ihn zu ertüchtigen.

Ansicht vom Hof, von Westen. Über dem Wohnraum ist eine Dachterrasse, die vom höheren Teil des Hauses zur im Osten liegenden Straße hin geschützt wird.

Bereits vor dem Umbau lebten im Wohnhaus zwei Familien unter einem Dach: Ein altes Ehepaar, seine Tochter mit Mann – die Bauherren – und deren zwei Kinder. Mit dem Neubau wird die Struktur neu geordnet, das Zusammenleben erleichtert. Die beiden Alten leben nun im Erdgeschoss, im Neubau wurde ein neues Bad und ein Schlafzimmer untergebracht, so dass ein Wohnen auf einer Ebene möglich geworden ist; oben wohnt die junge Familie. Da die beiden Bestandsgebäude schiefwinklig zueinander stehen, hatte die Lücke zwischen ihnen die Grundfläche eines Trapezes. Damit spielt der Architekt geschickt. Das Erdgeschoss setzt die beiden Fluchten fort: zum Hof hin die des Wohnhauses, zur Straße hin die der Scheune, knickt dann ab und wird parallel zum Wohngebäude fortgeführt, ist gegenüber diesem aber zurückgesetzt. Zur Straße hin wird zudem die Außenwand des Obergeschosses ohne Knick vom Wohnhaus aus gerade fortgesetzt, so dass ein Erker  entsteht. Zum Hof, nach Westen, kragt das Obergeschoss sehr viel weiter aus, um im Innern mehr Raum zu bieten, aber auch, um vor dem neuen Eingang einen überdachten Vorbereich schaffen zu können.

Die Höhendifferenzierung im Innern ergänzt sich mit der Nutzung des Dachs als Terrasse und hierarchisiert den Raum. Die Stufen nehmen die Differenz zwischen den beiden Bestandsgebäuden auf.

Durch die neue Ordnung, das Sortieren und Ergänzen der bestehenden Räume findet im Obergeschoss des Altbaus eine große Küche Platz, daneben ein Spielzimmer für die Kinder. Beide Räume öffnen sich zum Neubau, zu einem großen Wohnraum. Die Höhendifferenz zwischen den beiden Bestandsgebäuden wurde geschickt so überbrückt, dass der Raum in sich differenziert wird, ohne seine Offenheit einzubüssen.
Das neue Haus fügt sich selbstverständlich ein, ohne sich der sonst für das Dorf für typisch gehaltenen Elemente zu bedienen. Aber Sentimentalität war nie typisch für das Dorf, dafür war das Leben zu hart. Daran orientiert sich das Zwischenhaus: Wie früher dient hier das Neue dem Funktionieren des Ganzen und opfert diese Aufgabe nicht einem ästhetischen Anliegen, das tradierte Bilder bewahren will.
Christian Holl

Grundriss Erdgeschoss. Hier ist nun der Bereich der Alten. Rechts, im Osten, die tieferliegende Straße.
Grundriss Obergeschoss
Schnitt

Wohnhauserweiterung,
Umbau und Sanierung eines
ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzgebäudes

2007
91483 Oberscheinfeld

Auftraggeber
privat

Architektur
Guido Neubeck
Berlin

Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Carl-Friedrich Waßmuth
Berlin

Wohnfläche
Anbau und Ausbau 145 m2
Bestand 163 m2
Dachausbau 61 m2

Baukosten
150.000 Euro

Fotografie
Gerhard Hagen
Bamberg

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