Erweiterung Dorothea-Schlözer-Schule
Kecke Farbversuche
14. November 2008
Kontraste zwischen Stahlfassade und farbigem Entree.
Nähert man sich der Schule von Südosten, bleibt der erste Eindruck aus der Ferne noch kühl, glänzend, silbrig, sachlich. Erst unmittelbar in der Nähe des Eingangs bekommt man eine Vorstellung von der in einigen Bereichen grellen Farbigkeit des Ensembles. Betritt man das Eingangsfoyer, wähnt man sich fast in einem psychedelischen Farb-Versuchs-Raum.
Mutiger Farbversuch?
Man braucht schon eine Weile, ehe man sich an die sehr harten, grell leuchtenden Farben hellgelb, hellgrün, mittelgrün gewöhnt hat. Ein Lehrer, der gerade einer kleinen Gruppe neuer (Gewerbe-) Schüler die Räume zeigte, kommentierte die starke Farbigkeit des Foyers ganz lakonisch: Man solle sich dort ruhig mal eine ganze Weile aufhalten, dann sehe anschließend draußen alles erst mal ganz rosig aus...
Auf der Parkseite.
Ich näherte mich den Erweiterungsbauten durch den mit riesigen Bäumen bestandenen Park von der Rückseite – und war dadurch auf die fast janusköpfig anmutende Farbigkeit etwas besser vorbereitet. Von der Parkseite herkommend, erschließt sich das Konzept der durch Farbe betonten harten Schnitte sehr viel schneller als vom Eingang kommend: Lichthof und Foyer durchqueren, durchkreuzen den sachlich nüchternen Riegel der Schule, wie wenn mit einer Machete eine Bresche hineingeschlagen worden wäre. Von hier kommt Licht – und mit dem Licht auch reflektiertes Gelb und Grün – in die angrenzenden Klassenräume. Wie mutig und frech diese Farbigkeit daherkommt, lässt sich an einer im Foyer fotografierten Schülergruppe eindrucksvoll illustrieren.
Das leuchtend rosa Kopftuch einer Muslima kann dem satt grün leuchtenden Raum kaum Paroli bieten.
Durch die grelle Farbigkeit des Foyers gleichsam angeturnt, wirken die zu den Klassenräumen führenden Flure allerdings seltsam matt und kraftlos. An dem Tag, als ich die Schule aufsuchte, waren während der Pause nur wenige Schüler im Foyer. Die meisten waren draußen. Aber das war sicher dem schönen Wetter geschuldet – und der Tatsache, dass man draußen rauchen darf.
Wilfried Dechau
Erdgeschoss
Lageplan
Obergeschoss
Schnitte
Erweiterung
Dorothea-Schlözer-Schule
2008
Jerusalemsberg 1-3
23568 Lübeck
Auftraggeber
Hansestadt Lübeck
vertreten durch
Fachbereich GMHL
Lübeck
Architektur
Schuster Architekten
Düsseldorf
Projektleiter
Dirk Lange
Bauleitung
Stefan Knabe
Lübeck
Tragwerksplanung
Fischer + Friedrich
Stuttgart
Haustechnik
Ingenieurbüro Hans-Peter Bayer
Kaarst/Büttgen
Energieberatung
Stahl + Weiss
Freiburg
Außenanlagen
Stötzer + Neher
Berlin
BGF
8.000 m2
Baukosten
ca. 16 Mio Euro
Fotografie
Wilfried Dechau