Jenseits der Leuchtreklame

Ein Teil der Warenwelt wird im einundzwanzigsten Jahrhundert von den Outlets dominiert, die dem Markenkult und der Schnäppchenjagd huldigen und damit das Auseinanderdriften von Arm und Reich spiegeln, gebäudetypologisch aber noch nicht ausgeprägt sind. Wo sie abseits der Städte auf der grünen Wiese entstehen – in Deutschland etwa in Zweibrücken oder nahe Ingolstadt –, werden Ministädtchen als Flanierkulissen nach Disneyland-Manier inszeniert. Die Stadt Metzingen nutzte dagegen den unglaublichen Erfolg, den der Fabrikverkauf eines hier ansässigen Herrenkleidungsproduzenten nach sich zog, um mit weiteren Markenoutlets städtebaulich zu punkten. Dicht am Ortskern reihen sich immer mehr Verkaufshäuser nobler Marken mit anspruchsvoller Architektur. Um eine jüngere Klientel anzusprechen, zogen die Sportartikel- und Outdoor-Kleidungshersteller nach. Für drei ähnliche Hersteller bauten Blocher und Blocher nun an einer Ausfallstraße in Metzingen einen Outlet-Store, mit dem wieder einer städtebaulichen Aufgabe Rechnung getragen werden sollte. Die Architektur kommt durchaus ruppig daher: Quiksilver, O’Neill und Oakley produzieren Outdoor-Kleidung in erster Linie für junge Leute, für die ohrenbetäubender Disco-Sound das Kaufvergnügen offenbar steigert. Sichtbeton und quirlig schräg stehende Stützen bieten im Innenraum die angemessene Stimmung.

Von größerer Bedeutung ist, wie gesagt, der Städtebau. Die Ausfallstraße steigt stadtauswärts leicht an, so dass für die Konzeption eines öffentlich nutzbaren Platzes vor dem Haus und an einer Straßenkreuzung der Höhenunterschied genutzt sein wollte. Hier gelingt dies mit einer Treppenanlage, die – wenn es das Wetter zulässt – tatsächlich eine Alternative zum Einkaufen bietet und mit dem obligatorischen Brunnen vielleicht die Geräuschkulisse des Verkehrs neutralisieren soll. Sitzstufen, zum Teil mit Holz belegt, lassen die Kaufunlustigen oder schon erfolgreichen Schnäppchenjäger einen Moment aus der Warenwelt austreten in eine Sphäre, in der öffentlicher Raum als wertvolle Oase inszeniert ist.

Das Verkaufsgebäude, das heißt die westliche Bebauung am Platz, ist keine Schaufensterorgie, sondern assoziiert eher eine Felsenkulisse: Die recht geschlossene Fassade aus Sichtbeton ist mit diffus abstrahierten, durch Sandstrahlen aufgebrachten Pflanzenmotiven ornamentiert, was bei bestimmten Lichtverhältnissen auch eine metallische Oberfläche suggeriert. Der monolithische Baukörper ist mit Einschnitten entsprechend der Nutzung durch drei Anbieter gegliedert und schließt nun die Lücke zur anschließenden, kleinteiligen Bebauung.
Ursula Baus