Verfügungsgebäude der Uni-Klinik Tübingen
Holz im Garten
26. Juni 2006
Hinter Bäumen liegt der Neubau aus Holz, der den Charakter eines zur Landschaft gehörenden Hauses hat.
Den stillen geschützten Garten inmitten des Konglomerats mehrerer Gebäude der Universitätsklinik gibt es nicht mehr. Ein etwa 85 Meter langer, zweigeschossiger Gebäuderiegel hat seinen Platz eingenommen, er beherbergt Räume, die der Therapie und der Verwaltung dienen. Kinder- und Jugendpsychatrie sowie psychosomatische Institutsambulanz im Erdgeschoss, Sehbehindertenambulanz mit Trainings- und Untersuchungsräumen im Obergeschoss, dazu die notwendigen Dienst- und Nebenräume. Ein Quader ohne Auskragungen und Vorsprünge aus Holz liegt nun hier, unaufdringlich, von der Straße zurückgesetzt hinter Ahornbäumen und Birken. Seine Querseiten sind geschlossen, an den Längsseiten sind Holzlammellen in vorgefertigten, 2,28 x 6,30 Meter großen Elementen der eigentlichen Fassade vorgesetzt. Durchbrochen ist der Baukörper lediglich von einem eingeschossigen Durchgang auf etwa zwei Drittel seiner Länge, von dem aus man das Gebäude betritt, der aber auch auf die Rückseite des Gebäudes führt und über eine Treppe die Fußwegverbindung zum tiefer liegenden Klinikbereiche herstellt.
Die vorgesetzte Schicht aus Lamellen erzeugt ein lebendiges Licht- und Schattenspiel.
Die durchlaufenden Lamellen sind weit genug auseinandergerückt, damit man von innen nach draußen sieht, bei Sonnenschein erzeugen sie ein flirrendes und belebendes Spiel aus Licht und Schatten. Die Wände dahinter sind raumhoch verglast, eine Fassade aus einer hölzernen Pfosten-Riegelfassade, wie überhaupt der ganze Bau (bis auf die betonierte Bodenplatte) überwiegend aus Holz besteht. Decken und Dach bestehen aus vorgefertigten Hohlkastenelementen, Dreischichtplatten verkleiden die innen liegenden und geschützten Wandbereiche, Durchgang und Fassadenzwischenraum sind mit Holzdielen ausgelegt. Mag das Haus mit dem warmen Holz die Therapie unterstützen, so ist der Charakter des Gebäudes dem geschuldet, was durch ihn verschwunden ist. Wie eine Remise, ein landwirtschaftlicher Nutzbau sich als selbstverständlicher Teil der Landschaft mit ihr verbindet, so gibt sich auch diese Haus als eine Transformation des Gartens. In gewisser Weise gibt es ihn also noch, den Garten, in dem eben nun, weil es zu ihm gehört, ein Gebäude steht, das den Menschen seine Hilfe anbietet.
Christian Holl
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Rückseite des Gebäudes. Mit der zeit wird das Holz (Douglasie) einen gräulichen Farbton annehmen.
Fassadenschnitt
Verfügungsgebäude der
Universiätsklinik Tübingen
2005
Osianderstraße 5
72076 Tübingen
Auftraggeber
Universitätsklinikum
Tübingen
Geschäftsbereich
Bau und Technik
Architekten
MGF Architekten
Stuttgart
Projektleitung
Josef Hämmerl
Bauleitung
Peter Röcker
Tragwerksplanung
Fischer + Friedrich
Stuttgart
HLS Planung
JMP Stuttgart
Elektroplanung
IB Raible
Reutlingen
Fassade
Bausysteme Kaufmann
Reutte (AT)
Holzbau
O-Lux
Roth
Bruttogeschossfläche
2.280 m²
Fotografie
Stefan Müller-Naumann (1, 2)
Christian Holl (3)