Versuchshalle an der TU Darmstadt
Haifischkiemen
3. Dezember 2007
Die als Blendschutz dienenden, ausgeklappten Paneele machen die Nutzung der Versuchshalle anschaulich.
Eigentlich ist es ja nur ein Zweckbau – eine Industriehalle, mit Einbauten für Büros und Sanitärräume. In der Versuchshalle der TU Darmstadt, dem Sonderforschungsbereich “Integrale Blechbauweisen höherer Verzweigungslogik” zugeordnet, werden Verfahren entwickelt, erprobt und verbessert, wie Metalle aus ebenen in komplexe geometrische Formen verwandelt werden können. Die Architekten haben diese Nutzung zu einem Thema für die Gebäudehülle gemacht.
Blick von Südwesten auf die mit Streckmetall bekleidete Eingangsfassade.
Die Aluminiumfassade wölbt sich in einem Abschnitt ihrer Südseite, der von den Gebäuden des Fachbereichs Maschinenbau zu sehenden Fassade, in ebenen, dreieckigen Flächen nach außen. Auf eine dieser Flächen wiederum sind aus zwei Dreiecken gebildete Lichtblenden aufgesetzt, die von Südwesten betrachtet wie Tetraeder wirken. Zwischen diesen Blenden eröffnen sich Ein- und Ausblicke, ansonsten ist diese Fassade fensterlos. Die Spitzen der Blenden liegen auf einer zum Gebäude parallelen Linie, die Abstände zwischen ihnen bleiben gleich, der Flächenzuschnitt verändert sich aber durch die fallende Oberkante. Der dadurch erzeugte Eindruck des fließenden Übergans führt dazu, dass dieser Blendschutz an Kiemen erinnert, verstärkt noch durch das rot lackierte Blech an den Innenseiten. An den Knicklinien konnten die Panneele winkeltreu weitergeführt werden, so dass die homogene, organische Wirkung betont wird. Durch einen Wechsel im Fugenbild der glatten Aluminiumverkleidung werden diese Kiemen gegenüber den anderen Fassadenflächen zusätzlich hervor gehoben.
Blick auf die Innenseite der Blenden, die mit rot lackierten Blechen bekleidet wurde.
Ansonsten ist das Gebäude Zweckbau geblieben, zu drei Seiten eingekleidet in Aluminium und Profilglas. Die Westfassade, in der der Eingang liegt, ist mit Streckmetall bekleidet, das über die dahinter liegenden Öffnungen gezogen wird und dem Gebäude je nach Tages- und Lichtsituation ein variierendes Erscheinungsbild gibt. Die in die Gebäudehülle integrierte Repräsentation der Nutzung ist auf die Kiemen und die Auswölbung beschränkt; die Intervention bleibt angemessen, da die Halle darüber hinaus nicht über Gebühr aufgedonnert wurde. Immerhin haben sie dem Gebäude den Namen gegeben: “Der weiße Hai”.
Christian Holl
Lageplan
Grundriss
Querschnitte im Bereich der gewölbten Fassade
Versuchshalle TU Darmstadt
2007
Petersenstraße
TUD Lichtwiese
64287 Darmstadt
Auftraggeber
Technische Universität Darmstadt
Dezernat V Bau und Immobilien
Architektur
54f architekten + ingenieure
Darmstadt
Bauleitung
Generalunternehmer
Stahl+Verbundbau
Berlin
Tragwerksplanung
Dr. Kreutz + Partner
Nürnberg
Haustechnik HLS
TGA Engineering
Bad Vilbel
Elektroplanung
Ingenieurbüro Dietrich
Dietzenbach/Steinberg
Brandschutzkonzept
TSB Ingenieure
Darmstadt
Fassadentechnik
Radabau
Erzhausen
BGF
2.500 qm
Baukosten
3,5 Mio Euro
Fotografie
Thomas Ott