Familienwohnen Preungesheim Frankfurt
Gemeinsam bauen, in Gemeinschaft leben
30. April 2008
Viel Zeit und Energie investierten sowohl die Architekten als auch die Bauherrschaften in die Planung und Realisierung dieses Achtfamilienhauses. Ohne Eigenleistung hätte das Projekt nicht verwirklicht werden können.
Seit 1999 Jahren entsteht in Frankfurt-Preungesheim der neue Stadtteil „Frankfurter Bogen“. Auf 72 Hektar werden insgesamt 2.000 Wohnungen, Stadt- und Einfamilienhäuser für rund 5.000 Menschen gebaut, daneben Geschäfte, Arztpraxen, Büros und Cafés, aber auch Kindertagesstätten, Schulen und Spielplätze. Eines der vielen Häuser, allerdings ein nicht ganz alltägliches, ist der „Wohnturm Frankfurter Familien“. Unter dem Dach der Genossenschaft Fundament eG haben sich acht Bauherrschaften zusammengeschlossen, um ihre Vorstellungen von familiengerechtem Wohnen verwirklichen zu können. Aus einem zweistufigen, beschränkten Wettbewerb ging das Büro bb22 Architekten und Stadtplaner als Sieger hervor. Im Herbst 2007 konnte das Punkthaus mit Staffelgeschoss und jeweils zwei Wohnungen pro Stockwerk bezogen werden.
Das Budget der Baugemeinschaft war sehr begrenzt, so dass die Architekten mit günstigen Baustoffen arbeiten mussten. Ein Wechselspiel aus Eternitwelle und Rockpaneltafeln bestimmt die Fassade.
Der dunkelbraune Quader mit seinen bunten Farbflächen unterscheidet sich deutlich von der sehr heterogenen und steril wirkenden Umgebung. Die Fassade zeichnet nach außen hin ab, wie lebendig es im Innern zugeht. Ein Gemeinschaftsraum im Untergeschoss und der allen Bewohnern zugängliche Garten bieten genügend Raum für Feste und Treffen der Hausgemeinschaft. Selbst das Treppenhaus ist nicht nur reiner Durchgangsort, sondern wird als Aufenthaltsraum genutzt. Darauf deutet ein sehr kleines, aber wichtiges Detail hin: Die Hängeleuchte ist keine typische Flurbeleuchtung, sondern üblicherweise in Wohnräumen zu finden. Kleine, an den Flur angrenzende Nischen schaffen vor der Eingangstür jeder Einheit Raum zum Ankommen und Stehenbleiben, bevor man die Privatsphäre der Wohnung betritt.
Kleine Nischen vermitteln zwischen dem öffentlichen Bereich des Treppenhauses und der Privatheit der Wohnung.
Die Grundrisse sind klar gegliedert: An der Außenwand sind die Aufenthaltsräume wie Perlen an einer Schnur aufgereiht, ihnen gegenüber liegen Bad, Gästetoilette und ein Hauswirtschaftsraum. Die offene Wohnküche mit vollverglastem Erker verbindet beide Bereiche. Eine kontrollierte Be- und Entlüftung ermöglicht die innenliegenden Nutzräume. Anzahl und Größe der Zimmer können die Bewohner ihren aktuellen Bedürfnissen anpassen, da im gesamten Innenraum keine tragenden Wände im Wege stehen. Die Wohnungen in den unteren drei Etagen verfügen über rund hundert Quadratmeter. Mit 65 Quadratmetern sind die beiden Wohnungen im Staffelgeschoss etwas kleiner. Das vierte Zimmer wurde einer Dachterrasse „geopfert“. Von dort blickt man über die angrenzende Streuobstwiese und vergisst das geringere Platzangebot im Innenraum sehr schnell. Die Fassade besteht aus einer Eternitwelle und Rockpaneltafeln, die sich in einem rein grafischen und nicht funktionalen Muster abwechseln. Akzente setzen die farbigen Schiebeläden, die im Sommer gleichzeitig als Wärmeschutz dienen.
Simone Hübener
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Längsschnitt
Familienwohnen Preungesheim
2007
Alkmenestraße 24
60435 Frankfurt am Main
Auftraggeber
Fundament Bauen Wohnen Leben
Projektgruppe ‚Frankfurter Familien’
Frankfurt am Main
Architektur
bb22 architekten und stadtplaner
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung
Nina Hohlfeld
Ingenieurbüro für Bauwesen
Bad Soden
Elektrotechnik
Matthias Nelke
Frankfurt am Main
Heizung Sanitär
Deines und Völker
Hanau
Energieberatung
Energie und Haus
Darmstadt
BGF
1.390 qm
Baukosten
1.32 Mio Euro
1.596 Euro pro qm Wohnfläche
(ohne Grundstück, da Erbpacht)
Fotografie
Christoph Kraneburg (1)
Simone Hübener (2, 3)